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Ein Blick wie ein Falke

Neumarkter dartet für die Hawks in der Bundesliga - und das ziemlich erfolgreich

Steve Angerer in seinem Wintergarten, wo seine Übungsscheiben montiert sind. Eine Sisal, eine elektronisch.
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Steve Angerer in seinem Wintergarten, wo seine Übungsscheiben montiert sind. Eine aus Sisal, eine zur elektronischen Spielstanderfassung.

Bei der Dart-Weltmeisterschaft in London hat der Deutsche Gabriel Clemens mit dem Einzug ins Halbfinale für eine Sensation gesorgt. Und das in einer Sportart, die auch in der Region beliebt ist, wie der Neumarkt-St. Veiter Steve Angerer bestätigt. Er wirft für die Hawks aus Vilsbiburg in der Bundesliga.

Neumarkt-St. Veit/London - Die Aufmerksamkeit für die WM in London war in diesem Jahr besonders groß, nachdem der deutsche Darter Gabriel Clemens während des Turniers für Furore gesorgt hatte. Als erster deutscher Spieler in der Geschichte der Darts-WM hat der 39 Jahre alte Saarländer in London das Halbfinale erreicht. Darauf hätte zu Beginn der WM Mitte Dezember niemand gewettet. Auch Steve Angerer nicht, der die Titelkämpfe mit seiner Familie am Bildschirm zu Hause verfolgt hat.

Die ganze Familie spielt Dart. Seine Frau Kathrin (39) und auch seine Tochter Sophia (10). Früher warfen Kathrin und Steve in Neumarkt-St. Veit im Team „Eule - was sonst“. Doch während seine Frau mittlerweile keine Wettkämpfe mehr bestreitet, ist Steve dick im Geschäft. In vier Teams ist er im Einsatz, und das bis zu viermal die Woche. In zwei weiteren hilft er aus, wenn Not am Mann ist. Er unterscheidet dabei nicht zwischen Steel-Dart und E-Dart - in beiden Segmenten fühlt er sich zu Hause.

In Österreich ganz vorne dabei

Das sieht man auch an den aktuellen Ergebnissen, die er in Österreich erzielt. Im Innviertel gewann er mit dem Team WU Fighters in der Champions Division nicht nur die Runde. Auch in der Einzelwertung stand der Neumarkter an der Spitze, womit er sich einen direkten Startplatz für die EM 2023 verdient hatte. Diese findet im Juni in Spanien statt. „Allerdings nur im E-Dart“, ergänzt Angerer hastig. Man merkt gleich: Die primäre Leidenschaft gilt dem Steel-Dart. Wo die Punkte nicht durch einen Computer gezählt werden. Wo der Automat nicht jeden Wurf aufgeregt zu blinken beginnt oder eine Top-Punktzahl mit einem Geräusch belohnt. Sondern wo die Pfeile in einer Sisal-Scheibe landen und selbst gezählt und gerechnet werden muss.

Gabriel Clemens hat die Darts-Welt aufgemischt.

Auch hier ist Steve Angerer bundesweit vorne dabei. Mit dem DC Hawks aus Vilsbiburg wirft er in der DDV Steeldarts Bundesliga Süd. Platz vier belegt aktuell die Truppe aus dem niederbayerischen Nachbarort, die am kommenden Samstag die Blaugold Bären aus Flörsheim und die DC Black Birds Kelheim erwartet (Spielbeginn um 13.30 Uhr beim Berg-Wirt). Und wenn Angerer mit seiner Bundesliga-Truppe quer durch Deutschland reist, dann steht auch der Verein des WM-Überraschungs-Deutschen Gabriel Clemens, der DV Kaiserslautern, im Bundesliga-Terminkalender. Zu einem direkten Duell ist es freilich noch nicht gekommen. Denn Clemens ist reiner Turnierspieler. „Aber gesehen hab ich ihn schon mal“, berichtet Angerer.

Seit 20 Jahren dartet Steve Angerer

Seit knapp 20 Jahren zielt Angerer auf die Scheibe in 2,37 Metern Entfernung. Als Jugendlicher, beim Fortgehen, sei man auch zum Darten gekommen. Dass er dabei auch seine spätere Frau Kathrin kennengelernt hat, ergänzt er schmunzelnd. Reich wird man bei diesem Sport nicht, verhehlt Angerer nicht. „Wir spielen um die Ehre!“ Und man sei bereits froh darüber, wenn wenigstens die Reisekosten gedeckt sind. Frankfurt hin und zurück, das ginge schon mal an einem Tag. Aber wenn es nach Leipzig geht, dann übernachtet man schon mal am Austragungsort. Die Teilnahme an der Europameisterschaft? „Das muss man sich auch leisten können!“

Im vergangenen Jahr in der Endrunde

Die Motivation im Teamsport: Die Endrunde - wenn die besten Teams der Nord- und der Südstaffel der Bundesliga gegeneinander antreten. „Die zu erreichen, das wäre wieder eine Riesennummer“, sagt Angerer und er erwähnt den dritten Platz, den das Vilsbiburger Team in der vergangenen Saison in der Südstaffel belegt hatte. Das reichte, um sich für die Endrunde in Kiebitzreihe zu qualifizieren. Am Ende wurden die Niederbayern Fünfter.

Training mit 20 bis 23 Gramm schweren Darts

Wie kann man sich das Training eines Dartspielers vorstellen? Als Antwort auf diese Frage geht es mit Steve Angerer in dessen Wintergarten. Dort steht ein Dart-Automat, den der Neumarkter umgestaltet hat. Eine abnehmbare und gut beleuchtete Sisal-Platte hat er vor die elektronische Dartscheibe montiert, am Boden mit einer Holzplatte den Abstand von 2,37 Meter markiert. Jeden zweiten Tag etwa schnappt er sich seine Pfeile, die E-Darts mit knapp 20 Gramm, die Steel-Darts mit 23 Gramm, um zu üben. Und zwar das perfekte Spiel. „Von 501 mit neun Pfeilen auf Null zu kommen“, wird er dabei konkret (siehe Kasten). Acht perfekte Würfe habe er schon mal geschafft, verrät er. An neun übt er noch. Ein mentales Training, um in Stresssituation cool zu bleiben, darauf verzichtet der 37-Jährige. „Aber natürlich bleibt der Kopf dein stärkster Gegner!“, sagt Angerer.

WM verschafft dem Dart-Sport einen Hype

Er sieht durchaus einen Trend nach oben für den Dart-Sport. Zum einen wegen der starken Leistung durch Clemens bei der WM. Zum anderen, weil es nach der entbehrungsreichen Corona-Zeit nun wieder erlaubt ist, in Pubs gegeneinander anzutreten. Sicher habe es auch während der Pandemie Wettbewerbe gegeben, die online durchgeführt wurden. „Aber das war nichts für mich“, sagt Angerer. „Wenn ich vom Board weggehe, möchte ich dem Gegner in die Augen schauen, sehen, dass er frustriert ist. Das habe ich online nicht!“

Der Pfeil darf keine Schatten werfen, das irritiert nur. Deswegen hat Steve Angerer eine Ringbeleuchtung um seine Scheibe montiert, damit alles gleichmäßig ausgeleuchtet ist.

Das sind die Regeln beim „Set Modus“

Der rote Punkt in der Mitte der Dartscheibe wird als Bull‘s Eye bezeichnet. Ein Treffer in diesem Feld bringt 50 Punkte, der grüne Kreis um das Bull‘s Eye heißt „Bull“ und belohnt den präzisen Wurf mit 25 Punkten. Die anderen Felder bringen die Punktzahl, die daneben steht. Jede Nummer hat auch noch ein Double-Feld, es ist der äußere Ring, der bei einem Treffer die doppelte Punktzahl bringt. Dazu kommt ein Triple-Feld, der innere Ring. Wer dieses Feld trifft, bekommt die dreifache Punktzahl. Im 20er Feld wären dies 60 Punkte, die Höchstpunktzahl, die mit einem Wurf erreicht werden kann.

Beim sogenannten „Set Modus“ starten die Spieler mit 501 Punkten. Ziel des Spiels ist es, als Erster sein Punktekontingent genau auf Null zu bringen. Jeder Treffer zieht also Punkte ab. Wichtig dabei ist, dass die Spieler genau auf Null werfen. Wenn zu viele Punkte geworfen werden, ist der Wurf ungültig und muss später wiederholt werden. Beim professionellen Darts, wie es bei einer Weltmeisterschaft der Fall ist, wird mit Double-Out gespielt. Das bedeutet, dass der letzte Treffer ein Doppelfeld sein muss. Im Klartext bedeutet das: Bei vier fehlenden Punkten muss das Spiel durch eine Doppel-Zwei beendet werden. Eine einfache Vier würde den Versuch beenden.

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