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Patina hat sich verändert

„Wie Schokolade“: Was mit dem Hubensteiner-Brunnen in Neumarkt passiert ist

Bürgermeister Erwin Baumgartner und der stellvertretende Bauhofleiter Thomas Voglsamer vor dem Hubensteiner Brunnen, der leicht versetzt wurde. Auffällig ist, dass der Brunnen nach der Restaurierung seine Patina verloren hat. Die Stadt hat bereits angekündigt, dass noch Nacharbeiten erfolgen werden.
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Bürgermeister Erwin Baumgartner und der stellvertretende Bauhofleiter Thomas Voglsamer vor dem Hubensteiner Brunnen, der leicht versetzt wurde. Auffällig ist, dass der Brunnen nach der Restaurierung seine Patina verloren hat.

Der Hubensteiner-Brunnen plätschert wieder. Nicht unmittelbar dort, wo er vor seiner Restaurierung stand, aber nur wenige Meter weiter vor dem Herzoglichen Kasten. Auffällig: Die Patina hat sich verändert. Und das gefällt nicht jedem.

Von Josef Enzinger und Walter Jani

Neumarkt-St. Veit – Zugegeben: Die Sanierungsmaßnahme am Neumarkt-St. Veiter Stadtplatz zieht sich. Immer noch nicht ist die Neugestaltungsmaßnahme offiziell für beendet erklärt worden. Nur stückweise sind aktuell noch Veränderungen festzustellen, auf die Brunnen am Stadtplatz wartet man immer noch. Zumindest der Hubensteiner-Brunnen am Herzoglichen Kasten steht schon wieder. Und das seit Anfang August. Doch Kennern ist gleich aufgefallen: Irgendwas ist anders.

Im April 2002 eingeweiht worden

Der von Künstler Joseph Neustifter geschaffene Benno-Hubensteiner-Brunnen wurde am 27. April 2002 am Herzoglichen Kasten eingeweiht. Er zeigt den am Schreibtisch sitzenden Historiker vor der Kirche St. Veit und einigen markanten Gebäuden des Stadtplatzes. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahme war der Brunnen abgebaut worden.

Gereinigt und saniert, macht der Brunnen den Platz rund um den Herzoglichen Kasten nun wieder komplett. Die Sitzbänke sind neu positioniert und das „Bankenviertel“, wie Neumarkts Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG) das Areal gerne nennt, lädt wieder ein zum Verweilen und Entspannen. „Bei der Stadtplatzsanierung wurde auch der komplette Durchgang vom Stadtplatz bis zur Einmaystraße neu gemacht und so auch für den Fußgängerverkehr bedeutend besser begehbar“, erklärt Baumgartner die Maßnahmen, die in den vergangenen Monaten durchgeführt wurden. Er freut sich sehr darüber, „dass dieser wunderbare Park rund um den Herzoglichen Kasten am Benno-Hubensteiner-Platz fertig ist“.

Einweihung der Hubensteiner-Brunnen am 27. April 2002: Der damalige Bürgermeister Rudi Berghammer mit Erna Hubensteiner, der Ehefrau von Benno Hubensteiner.

Die Sanierungs-, Ab- und Aufbauarbeiten des Brunnens habe laut Baumgartner fast ausschließlich der Bauhof durchgeführt. Dafür dankte der Bürgermeister seinen Mitarbeitern. „Damit können wir auch beruhigt mit den weiteren Überlegungen und Planungen beginnen zu einem anstehenden Jubiläum!“ Professor Dr. Benno Hubensteiner, der in Neumarkt-St. Veit seine Kinder- und Jugendzeit verbracht und viel für den Ort, dessen Geschichte und seine Denkmäler geleistet hat, wäre am 4. Dezember 2024 100 Jahre alt geworden. „Und das möchten wir doch in ansprechender Weise und Umgebung würdigen“, so der Bürgermeister.

Allerdings sind beim Brunnen noch Nacharbeiten nötig. Denn bei der Reinigung der Bronze-Skulptur ging die Patina verloren. „Das Sandstrahlen war zu aggressiv!“, erklärt dazu der Künstler Joseph Michael Neustifter auf Nachfrage. Die seinerzeit künstlich hergestellte Alterung der Oberfläche sei deswegen jetzt nicht mehr vorhanden. „Die haben es gut gemeint im Bauhof, fast zu gut. Jetzt schaut die Skulptur halt ein bisschen aus wie Schokolade“, meint Neustifter.

Offenbar habe man bei den Reinigungsarbeiten das falsche Verfahren angewendet, meint Neustifter. Man hätte statt auf Sandstrahlen die Methode des Glasperlenstrahlens anwenden sollen, so der Künstler weiter. Sand sei kantig, die Oberfläche würde davon aufgeraut. Glasperlen hätten eine runde Struktur, was eine Verdichtung der Oberfläche zur Folge habe.

Benno Hubensteiner bei seiner Festrede zur Einweihung des Stadtbrunnens 1981. Links im Bild der damalige Bürgermeister August Spirkl.

Der Künstler aus Eggenfelden sagt aber auch, dass der Schaden reparabel sei. Es gebe eine Fachfirma, eine Gießerei im benachbarten Landkreis Altötting, die damals auch die Skulptur hergestellt hatte. Und diese könne die Patina erneut auftragen. „Alles also nicht so schlimm“, sagt Neustifter, „es müsste aber schnell gemacht werden, solange das Wetter noch schön ist!“

Panther und Maria müssen noch warten

Und auch Baumgartner bestätigt: „Im nächsten Jahr zum 100-Jährigen von Benno Hubensteiner wird der Brunnen so sein, wie er sein soll!“ Der noch vorgesehene Trinkbrunnen vor dem Alten Rathaus wird übrigens voraussichtlich im September in Betrieb genommen. Und die beiden Stadtbrunnen? Panther und Mariensäule? Diese beiden anderen Brunnen seien eine andere, noch nicht abgeschlossene „Baustelle“, so Bürgermeister Baumgartner weiter.

Fernsehdirektor, Hochschuldozent und Professor

Benno Hubensteiner wurde am 4. Dezember 1924 in Gosseltshausen bei Wolnzach geboren und zog mit seiner Familie 1934 nach Neumarkt-St. Veit. Der junge Benno Hubensteiner besuchte die Volksschule in Geisenhausen und Neumarkt-St. Veit, wechselte in die Oberschule nach Mühldorf und schloss mit einem sogenannten Kriegsabitur in Pfarrkirchen seine schulische Laufbahn ab. Nach dem Krieg begann ein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München in den Fächern ältere Germanistik, deutsche und englische Literatur, Kunstgeschichte und Geschichte. Sein Talent wurde schnell erkannt und so beauftragte Professor Max Spindler den knapp 25 Jahre alten Studenten, eine umfassende „Bayerische Geschichte“ zu schreiben. Das Buch wurde ein Klassiker und Benno Hubensteiner mit einem Schlag bekannt. Benno Hubensteiner versuchte stets Forschung und Lehre miteinander zu verbinden, wissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich darzulegen, Zeitung, Hörfunk und Fernsehen als Bildungsmöglichkeit zu nützen. Hin- und hergerissen zwischen Publizistik und Wissenschaft ging er 1956 als Hochschuldozent für Geschichte und Kunstgeschichte nach Passau und kehrte vier Jahre später wieder zurück zum Bayerischen Rundfunk.

1961 erhielt Benno Hubensteiner als Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks den Auftrag, ein Konzept für ein Drittes Fernsehprogramm zu erarbeiten und vorzubereiten. Er gab diesem Programm Akzente, die später zur Grundlage für den heutigen Erfolg des Bayerischen Fernsehens wurden. Nach dieser Zeit wandte sich Hubensteiner wieder der Wissenschaft zu und wurde wieder Professor für Geschichte und Kunstgeschichte in Passau. Als 1973 die katholische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München eigens für ihn einen Lehrstuhl „Bayerische Kirchengeschichte“ einrichtete, war er am Ziel seiner beruflichen Wünsche. Er schrieb ungezählte Bücher, darunter „Vom Geist des Barock – Kultur und Frömmigkeit im alten Bayern“, „Land vor den Bergen“ und „Lectio Bavarica“. Am Abend des 4. Februars 1985 diskutierte Benno Hubensteiner mit dem Schriftsteller Carl Amery im Münchner Kulturzentrum am Gasteig. Nach dem Gespräch brach er in der Garderobe zusammen und starb kurze Zeit später an einem Herzinfarkt. Seinem Wunsch entsprechend wurde er im Friedhof in Neumarkt-St. Veit beerdigt.

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