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Brauerei aus Chiemgau in Projekt in Neumarkt St. Veit involviert

Vier Räder gegen das Kneipensterben: Tobi Gruber und Max Atzenbeck und ihre „Rolling Boazn“

Viele Stunden mit Meterstab und Akkuschrauber in der hand: Die beiden Spezln Tibu Gruber (rechts) und Max Atzenbeck wollen mit einem besonderen Projekt der Kultur auf die Beine helfen.
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Viele Stunden mit Meterstab und Akkuschrauber in der Hand: Die beiden Spezln Tobi Gruber (rechts) und Max Atzenbeck wollen mit einem besonderen Projekt der Kultur auf die Beine helfen.

Ein ausrangierter DHL-Laster, eine Schänke der Brauerei Camba und Stunden über Stunden in der Werkstatt: Was da in einer Halle in Unterscherm entsteht, soll das kulturelle Leben in Neumarkt-St. Veit und Umgebung wieder ankurbeln: die „Rolling Boazn“.

Neumarkt-St. Veit – Die Idee ist so einfach wie genial: Man baut einen ehemaligen Post-Laster um in eine fahrende Kneipe, wuchtet zwei Lautsprecher an die Außenwand, montiert einen Tresen und schon kann die Party losgehen: „Rolling Boazn“ heißt die Idee, geboren von den beiden Neumarkter Freunden Tobi Gruber und Max Atzenbeck, die mit ihrer fahrenden Bar vor allem eines erreichen wollen: „Das kulturelle Leben in Neumarkt- St. Veit beleben!“

Viele Stunden in die fahrende Bar investiert

Hinter dem Konzept verbergen sich viele Arbeitsstunden in der Halle eines Freundes der beiden in Unterscherm, wo die fahrende Bar entstanden ist. Ihr Auftrag: Dem Kneipensterben in Deutschland Paroli bieten. Und in Neumarkt-St. Veit wollen Gruber und Atzenbeck damit anfangen. „Jetzt, da in Neumarkt-St. Veit auch die Taste-Bar geschlossen hat: Wohin soll man denn noch zum Feiern gehen?“, fragt zum Beispiel Tobi Gruber, der auf alarmierende Zahlen in der Statistik verweist. Laut Statista ist die Zahl der Clubs und Kneipen in Deutschland im Zeitraum von 2011 bis 2021 von knapp 34.371 auf 19.201 zurückgegangen – ein Ende ist nicht in Sicht.

Insbesondere im ländlichen Raum fehlten nach Ansicht Grubers diese wichtigen Orte des sozialen Handelns, zur Kommunikation und zum kulturellen Austausch. Mit ihrer „Rolling Boazn“ wollen sie diesem Trend entgegenwirken. „Eine rollende Bar als kulturelles Zentrum gegen das flächendeckende Kneipensterben“, kündigen die beiden an.

Ausrangierter DHL-Wagen ist jetzt eine Bar

Es handelt sich um ein mobiles Barkonzept mit Ausschank und Theke, dessen Herzstück ein ausrangierter Kastenwagen der DHL ist. „Solche Laster gibt es in Pfeffenhausen bei Landshut zu kaufen. Die haben knapp unter 100.000 Kilometer auf dem Tacho und sind ganz gut in Schuss“, erklärt Gruber, der auch schnell fündig geworden ist und mit Max Atzenbeck einen Iveco erstanden hat.

Tobias Gruber vor der „Rolling Boazn“. Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen. Doch der erste Termin steht schon. Am 30. Mai soll die mobile Bar am Stadtplatz Premiere feiern.

Dieser wird nun zur fahrenden Bar ausgebaut, die binnen 30 Minuten einsatzfähig sein soll – so zumindest der Plan. Ein insgesamt acht Meter langer Tresen lässt sich spielend leicht montieren. Und schon ist das fahrende Pub bereit für Jung und Alt.

Bei Camba auf offene Ohren gestoßen

Mit dieser Idee sind die findigen Burschen bei der Brauerei Camba in Seeon vorstellig geworden. Und dabei auf offene Ohren gestoßen. „Die waren vom Konzept so überzeugt, dass sie uns die Schankanlage quasi maßgeschneidert zur Verfügung gestellt haben“, verrät Gruber.

Der besondere Reiz, der das Konzept der beiden Freunde von herkömmlichen Foodtrucks unterscheidet: Die beiden jungen Männer haben nicht nur Bier und Softgetränke an Bord, sondern auch die passende Unterhaltung. Denn wann immer die rollende Boazn die Seitenklappe zur Schänke öffnet, soll auch kulturell etwas geboten sein. Der Kastenwagen ist nämlich so konzipiert, dass zumindest kleinere Musikformationen über die Soundanlage der „Rolling Boazn“ die Leute unterhalten können. „Ein Mischpult im Innenraum des Fahrzeugs, dazu die richtigen Kabel verlegt, Boxen fixiert, einstöpseln – und schon kann’s losgehen!“, erklärt Gruber.

Barabende mit eigenen Mottos

„Jeder Barabend steht unter einem Motto!“, verspricht er. Und er lädt schon jetzt zur Premiere des Bar-Mobils ein, dessen Startpunkt und „Heimathafen“ Neumarkt-St. Veit sein soll. Ab dem 30. Mai wollen dann Gruber und Atzenbeck jeden zweiten Donnerstag rund um den Stadtplatz ein kleines kulturelles Event aufziehen.

Die Schankanlage wurde von der Camba-Brauerei in Seeon zur Verfügung gestellt.

Den Auftakt macht eine Combo mit Reggae, Soul und Weltmusik. „Wenn das Konzept funktioniert, soll es auf weitere Standorte ausgeweitet werden“, überlegt Max Atzenbeck bereits. Und dann nicht nur mit Musik. Pub-Quiz, Themenabende, Lesungen – der kulturellen Bandbreite sind keine Grenzen gesetzt, sagen die beiden Ingenieure, die nichts dem Zufall überlassen wollen.

Konzept schon im Dezember 2023 dem Stadtrat vorgestellt

Ihr Konzept haben sie bereits im Dezember dem Neumarkt-St. Veiter Stadtrat vorgestellt. Schließlich geht es nicht nur darum, festzulegen, in welchem zeitlichen Rahmen die kulturellen Bar-Abende stattfinden sollen. Dass um 22.30 Uhr das letzte Bier bestellt werden darf und um 23 Uhr die Veranstaltungen beendet sein werden. Es geht auch um die Nutzung der öffentlichen Toiletten im Alten Rathaus oder die Nutzung von Wasser und Strom.

In der Stadt trifft das Konzept der beiden auf Zustimmung. „Im Grunde genommen ist so etwas genau in dem Sinne, dass unser Stadtplatz nach der Sanierung ein kultureller Mittelpunkt sein soll, in dem neben der Einkaufsmöglichkeiten auch Veranstaltungen und Treffen stattfinden können“, sagt zum Beispiel Bürgermeister Erwin Baumgartner (UWG).

Einige Vorgaben müssen erfüllt sein

In der Stadtratssitzung Ende Februar hatten die Initiatoren laut Baumgartner die Möglichkeit, die Stadtratsmitglieder von ihrer Idee zu überzeugen. Die Stadtratsmitglieder seien begeistert und einhellig der Meinung gewesen, dass man das auf dem Stadtplatz probieren soll. Allerdings, so Baumgartner weiter, seien wegen der nahen Bebauung, wegen der Nachtruhe und auch der Ver- und Entsorgung einige Vorgaben gemacht worden, die es zu erfüllen gilt. „Es wäre sehr schön, wenn dieser neue Treffpunkt gut angenommen werden würde und damit eine weitere Attraktivitätssteigerung in unserem Zentrum einzieht.“

Im Dezember will man Bilanz ziehen

Der Testbetrieb ist für die Sommermonate vorgesehen. Wobei die beiden Tüftler auch die Glühweinzeit im Auge haben. Wie in jedem Businessplan ist es das erklärte Ziel, dass die Investition aufgeht und sich das Projekt refinanziert. „Wir sind uns natürlich im Klaren darüber, dass wir damit nicht reich werden. Aber ein Draufzahlgeschäft soll es eben auch nicht werden“, so Gruber, der zuversichtlich ist, dass das Konzept angenommen wird. Denn zusätzlich soll die „Rolling Boazn“ auch zum Vermieten für jegliche Art von Veranstaltungen angeboten werden.

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