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Müsli und Haferflocken zum Nulltarif

Kostenlose Lebensmittel: Mit dieser Idee trifft ein Neumarkter auf Zustimmung und Ablehnung

Stephan von Ahnen hat eine Vision: Unternehmen nutzen Verpackungen von Lebensmitteln als Werbefläche. Diese werden dadurch finanziert und können kostenfrei an Menschen verteilt werden.
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Stephan von Ahnen hat eine Vision: Unternehmen nutzen Verpackungen von Lebensmitteln als Werbefläche. Diese werden dadurch finanziert und können kostenfrei an Menschen verteilt werden.

Ein Sprinter fährt auf den Stadtplatz, die Tür geht auf und der Fahrer verteilt kostenlos Müslipackungen? Der Neumarkter Stephan von Ahnen hat genau das vor und will damit sogar Geld verdienen. Das steckt dahinter.

Neumarkt-St. Veit – Im Neumarkter Rathaus wusste man gar nicht genau, wie man mit dem Anliegen von Stephan von Ahnen umgehen sollte. Für eine „Kick-Off-Veranstaltung“ hatte der 36-Jährige angefragt, um seine Vision der Verteilung von werbefinanzierten und kostenlosen Lebensmitteln Realität werden zu lassen. Also beschäftigte sich der Finanzausschuss mit dem Anliegen, erteilte grundsätzlich sein Einverständnis dafür, dass das junge Unternehmen den Stadtplatz nutzen dürfe, um sich zu präsentieren. Der Termin ist noch offen.

Zurückhaltung in manchen Gemeinden

Stephan von Ahnen ist diese Zurückhaltung bekannt. Denn mit einer ähnlichen Anfrage sei er auch in Waldkraiburg auf Ablehnung gestoßen. Seinem Antrag, Lebensmittel zu verteilen, hat die Stadt abgelehnt. Auf Anfrage macht Bürgermeister Robert Pötzsch kartellrechtliche Bedenken geltend. Auch der Schutz der Geschäfte in der Innenstadt stehe der Verteilung kostenloser Lebensmittel entgegen. Die Versorgung Bedürftiger sei durch die Tafel gesichert.

Von Ahnen hat nach eigenen Angaben ein Gutachten, das kartellrechtliche Bedenken widerlegt.

In Mühldorf habe man inmitten des Stadtplatzes auch nicht „Hurra“ gerufen, aber immerhin habe er mit OBI und dem Modepark Röther zwei Privatstandorte gefunden, wo er die Verteilung durchführen kann.

Die Stadt Altötting jedoch habe ihm signalisiert, dass er für die Verteilung seiner kostenlosen Lebensmittel den Bahnhofsvorplatz nutzen dürfe. Auch die Stadt Dorfen habe sich sehr offen gegenüber seiner Idee gezeigt. „Burghausen jedoch hat abgelehnt, weil sie mit der Tafel schon eine gemeinnützige Einrichtung haben“, erklärt von Ahnen. Ähnlich habe Neuötting argumentiert.

Soziales Unternehmertum

Die Skepsis kann von Ahnen nicht nachvollziehen. „Ich möchte doch etwas für die Allgemeinheit tun!“ Sozial-Unternehmertum nennt man das. Laut dem Bundesverband für Nachhaltige Wirtschaft (BNW) gibt es in Deutschland noch keine offizielle Definition von Sozialunternehmertum. Im Koalitionsvertrag hatte jedoch die Bundesregierung eine nationale Strategie festgeschrieben, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen. Die EU-Kommission wird da schon konkreter, definiert Sozialunternehmen als solche Unternehmen, für die das soziale oder gesellschaftliche gemeinnützige Ziel Sinn und Zweck ihrer Geschäftstätigkeit darstellt. 

Darauf will der 36-Jährige machen, wenn er im März 2025 nach 13 Jahren als Soldat auf Zeit aus der Bundeswehr ausscheidet. Dann nämlich will er seinen Plan von „Verkostenlos“ umsetzen. So nennt er sein Unternehmen.

Die Planungen laufen seit einem Jahr

Seine Frau habe ihn inspiriert. „So wie andere ihren Firmennamen auf Werbeartikel wie Kugelschreiber platzieren, kann man das auch mit Lebensmitteln tun. Nur dass man dann etwas für die Allgemeinheit macht, in diesem Fall die Grundversorgung mit Lebensmitteln sicherstellt“, argumentiert von Ahnen.

Die Frage nach der Bedürftigkeit stellt sich ihm nicht

Ob es dafür einen Markt gibt? Schließlich gibt es Tafeln, wo sich Bedürftige mit Nahrungsmitteln eindecken können. Diesen Zusammenhang sieht von Ahnen nicht: „Unsere Vision ist es, eine Welt zu schaffen, in der Werbung nicht nur als Mittel zur Markenförderung dient, sondern auch einen greifbaren sozialen Beitrag leistet.“ Die hochwertigen Nahrungsmittel, die er verteilen will, sollen jedem zugutekommen.

Von Ahnen macht deutlich, dass hier nicht etwa Nahrungsmittel aus dem Supermarkt umetikettiert oder umgeklebt würden. Mit seinem Start-up tritt er selbst mit Produzenten in Kontakt, lässt Lebensmittel herstellen und verpacken. Er kümmert sich um den Druck auf der Verpackung, ganz nach dem Wunsch der Werbepartner. Die Verteilung übernimmt er oder die Werbepartner.

Deutscher Markt zu teuer für die Idee

Zunächst schwebt ihm vor, „trockene Grundnahrungsmittel“ zu verteilen.Müsli, Haferflocken, Grieß oder Mehl.

Die Finanzierung stellt sich von Ahnen so vor: Zwei Drittel der Werbeewinnahmen sollen in das Produkt und dessen kostenlosen Vertrieb fließen. Mit dem restlichen Drittel will er sein Personal und die Betriebskosten decken.

Nachhaltigkeit auf dem Frühstückstisch

Von Ahnen sieht vor allem die Nachhaltigkeit in seiner Idee: „Wenn ein Müsli mit Werbung drauf täglich auf dem Frühstücktisch steht, dann hat man einen langfristigen Werbeeffekt!“ Klar müsse er letztlich von seinem sozialen Unternehmertum auch leben, wenn es Mitte des nächsten Jahres damit losgehen soll. Aber er betont dabei. „Wir wollen nur was Gutes tun!“

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