Umleitung durch den Wald
Seit Monaten keine Durchfahrt: Anlieger verzweifeln an gesperrter Brücke nach Schrottwinkl
Seit Juli 2024 ist die Brücke nach Schrottwinkl in der Gemeinde Jettenbach gesperrt. Seitdem fordern die Anlieger von der Gemeinde eine Lösung oder zumindest Antworten. Doch die schweigt.
Jettenbach – „Normalerweise bin ich in zwei bis drei Minuten am Hof”, erzählt Ramona Türmer. Doch das war einmal. Denn seit 18. Juli ist die Brücke, die von der Bahnhofstraße in Jettenbach zum Ortsteil Schrottwinkl führt, gesperrt, wie die Anliegerin erzählt. Von heute auf morgen und für immer und ewig, wie sie und andere Anlieger der Gemeinde vorwerfen.
Ihren Unmut taten sie Ende November sogar mit einer Plakataktion kund. Auf der Wiese gegenüber der Abbiegung stellten sie ein Banner auf, auf dem sie sich bei der Gemeinde Jettenbach für die Totalsperrung der Brücke „bedankten”. „Doch das Plakat stand nur zwei Stunden, einer vom Gemeinderat hat es umgelegt”, ärgert sich Anliegerin Petra Hartmann. Kleinkriegen ließen sie sich davon nicht, schrieben kurzerhand ein neues Plakat, befestigten es an einem Auto und stellten es sonntags vor der Kirche auf, um Aufsehen zu erregen.
„Gehe davon aus, dass mich die Gemeinde benachrichtigt“
Was sie stört: Dass Gewerbe und Bauernhof im Schrottwinkl seit der Brückensperrung unter anderem ohne Müllabfuhr, Post und Löschwasserversorgung sind. Aber noch viel mehr stört sie, dass die Gemeinde sie nicht informiere und keine Einsicht in Akten und Gutachten zulasse. Hartmann, die bei Autogas Hartmann im Schrottwinkl arbeitet, beschwert sich: „Als Gewerbebetrieb gehe ich davon aus, dass mich die Gemeinde benachrichtigt.” Fast jeden Tag muss sie nach Schrottwinkl, gleichzeitig habe das Unternehmen inzwischen in Waldkraiburg ein zweites Lager angemietet, um weiterhin Anlieferungen von Speditionen und Post empfangen zu können.
Eine Umleitungsstrecke gibt es zwar, aber mit der wollen sich die Anlieger von Schrottwinkl nicht zufriedengeben. Sie ist fast fünf Kilometer lang und führt zu einem großen Teil auf einem unbefestigten Weg durch den Wald. Der hat viele Schlaglöcher, in denen sich Wasser sammelt. „Seit Monaten wird uns versprochen, die Umleitung wird hergerichtet – es ist der einzige Weg dort hinter”, beteuern die beiden Frauen. Während eines Ortsbesuches am 28. November mit den OVB Heimatzeitungen ist ein Unternehmen gerade dabei, Teile des Weges mit Kies aufzufüllen und eine Ausweichmöglichkeit zu schaffen. „Das ist jetzt ein notdürftiges Herrichten dank unseres Plakats, aber wie lange soll das halten?”, sagt Hartmann.
Umleitung macht Versorgung der Pferde schwierig
Den Heimatzeitungen liegt ein Video von 8. Dezember vor, auf dem die offenbar fertig hergerichtete Straße noch immer erhebliche Schlaglöcher und Pfützen aufweist. „Warum kann man nicht erst den Waldweg richtig herrichten und dann die Brücke sperren?”, fragt Ramona Türmer. „Es sind wirklich viele Leute, die in Schrottwinkl ihren Platz haben und es ist einfach nicht durchdacht so, die Strecke wird jeden Tag schlechter.” Besonders am Abend oder wenn größere Fahrzeuge wie Traktoren entgegenkommen, sei das problematisch. Türmer hat gemeinsam mit ihrer Schwester und Mutter drei Pferde im Schrottwinkl, täglich müssen sie die Tiere versorgen.
Doch nicht nur sie selbst stellt die Anfahrt vor Probleme. „Ein Tierarzt kommt schon nicht mehr zu uns hinter gefahren”, erzählt Türmer. Auch wenn ein Tier sterben sollte, könnte es problematisch werden. „Unser Fahrzeug ist nicht für Waldstraßen bzw. Schotterwege zugelassen oder geeignet, da es keinen Allradantrieb oder vergleichbares besitzt. Unsere Fahrer können kein Risiko, besonders bei dem Abtransport, eingehen, da das Gesamtgewicht des Autos mit dem Tierkörper die Gefahr des Steckenbleibens erhöht”, schreibt das Unternehmen Pegasus Tierbestattungen in einer E-Mail, die den Heimatzeitungen vorliegt. Auch die Versorgung mit Heu und die Mistentsorgung stellen die Pferdebesitzerinnen vor Herausforderungen.
Seit Monaten machen die Anlieger auf sich aufmerksam
Die Einschränkungen rund um die Brückensperrung begleiten die Anlieger inzwischen seit Monaten, ihr Einsatz bei der Gemeinde Gehör zu finden ebenfalls. Bereits am 22. Juli sammelten sie am Bahnhof Jettenbach Unterschriften, 170 kamen damals zusammen. Auch in der Bürgerversammlung meldeten sie sich zu Wort, wollten wissen, wann sie involviert werden. „Es wurde immer nur auf die Eigentümer verwiesen, aber Mieter haben doch die selben Rechte”, ärgert sich Hartmann. „Es kann doch nicht sein, dass Bürgermeisterin und Gemeinderat völlig gleichgültig ist, was mit uns da hinten passiert.”
Angst haben die beiden Frauen insbesondere vor dem nahenden Winter. Auch in den letzten Jahren sei kaum Schnee geräumt worden, mit der Umleitungsstrecke sei das erst recht offen. Zumindest in dieser Sache kann der Bürgermeister von Gars, Robert Otter, Entwarnung geben: „Die Anlieger brauchen sich keine Sorgen machen, die Gemeinde Jettenbach kümmert sich um den Winterdienst und wird auch den Garser Teil der Umleitungsstrecke räumen.”
Gemeinde Jettenbach ohne Stellungnahme
Die Gemeinde Jettenbach selbst möchte sich wegen eines laufenden Verfahrens nicht zu den Anschuldigungen und Plänen äußern. Den Heimatzeitungen liegen darum keine Informationen vor, wie es langfristig mit der Sperrung weitergehen soll.
In den Augen von Petra Hartmann wurde grundlegend versäumt, über die Brücke zu informieren. Auch habe sie bereits widersprüchliche Perspektiven gehört, von die Brücke solle nur noch für Fußgänger und Radfahrer nutzbar sein bis zu es wurden Gelder zur Reparatur der Brücke beantragt. „Auf Dauer ist die Umleitung nichts, kein Mensch fährt da gerne hinter, weil man sich alles kaputt und dreckig fährt. Meines Erachtens wurde der Zustand der Brücke jahrelang verschlafen und die Leidtragenden sind wir”, sagt sie.


