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Schmelzwasser lässt Bäche über die Ufer treten

Land unter im Landkreis: Wo die größten Hochwasser-Gefahren drohen

Für Wasserball ist es eindeutig zu kalt. Dem Fotografen Matthias Ettinger gelang diese Aufnahme in Walkersaich.
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Für Wasserball ist es eindeutig zu kalt. Dem Fotografen Matthias Ettinger gelang diese Aufnahme in Walkersaich.

Erst die Schneemassen und jetzt Tauwetter und Regen. An einigen Stellen war Land unter im Landkreis. Das Landratsamt Mühldorf warnt weiter vor Gefahren.

Neumarkt-St. Veit/Ampfing – Die Niederschläge der vergangenen Tage haben in Verbindung mit der Schneeschmelze die Flüsse und Bäche im Landkreis Mühldorf anschwellen lassen. Für die Nacht auf Montag und die folgenden Tage hatten die Wetterdienstleister weitere Niederschläge angekündigt. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) gab deshalb schon am Sonntag für den Landkreis Mühldorf eine Vorwarnung aus: Für die Rott, die den nördlichen Landkreis betrifft, wurde demnach eine Überschreitung der Meldestufe 1 erwartet.

An der Isen, die quer durch den Landkreis Mühldorf verläuft, wurde ebenfalls Hochwasser erwartet. Dort, so die Befürchtung der Behörde, könnten sich nach Berechnungen von Sonntag maximale Wasserstände im Bereich des Hochwasser-Ereignisses im Sommer 2013 einstellen. Auch an kleineren Gewässern können die Pegelstände in den nächsten Tagen ansteigen. Die Wasserstände am Inn würden aber laut HND unter Meldestufe 1 bleiben.

Wildenten tummeln sich in kleinen Seen

So war der Stand am Sonntagabend. Und tatsächlich sind an verschiedenen Stellen im Landkreis Mühldorf Bäche über die Ufer getreten, verwandelten sich Ackerflächen zu kleinen Seen. Etwa in Neumarkt-St. Veit, wo bei Mayerhof der Tegernbach den Wassermassen nicht mehr Herr wurde und angrenzende Felder überschwemmt hat.

Am Sonntag noch Gespräch mit Feuerwehr geführt

Auch weiter nach Süden in Richtung Neumarkt-St. Veit standen die Felder unter Wasser, sehr zum Vergnügen vieler Wildenten, die sich auf den neu gebildeten Seen tummelten. „Alles ist im grünen Bereich. Außerordentliche Schäden sind zumindest nicht zu beklagen“, berichtet Neumarkts Bürgermeister Erwin Baumgartner. Man habe sich am Sonntagabend noch mit den Gruppenführern der örtlichen Feuerwehren zusammengesetzt und die Lage besprochen. Die Hilfskräfte stünden Gewehr bei Fuß, könnten schnell reagieren, wenn sich die Situation doch noch zuspitzen würde.

Danach sah es selbst am Montagnachmittag gegen 14 Uhr nicht aus. Am Sonntagabend um 21 Uhr hatte die Rott ihren Höchststand erreicht. Mit 1,87 Meter Tiefe hatte sie am Sonntag an der Messstelle in Kinning gegen 19 Uhr ihren vorläufigen Höchststand erreicht und blieb damit knapp unter Meldestufe 1 (1,90 Meter). Die Rott war zwischenzeitlich wieder auf 1,47 Meter abgefallen. Prognosen am Montagnachmittag gingen aber immer noch bis zu 2,60 Meter. Zum Vergleich: Meldestufe 2 würde mit 2,40 Meter erreicht werden. Baumgartner jedoch blickt gelassen auf die weitere Entwicklung, zumal die Regenfälle schon am Vormittag aufgehört hätten.

Schmelzwasser sammelt sich in der Senke

Sturzbäche sind bereits am Sonntag gefilmt worden. An Reitstall und Tierfriedhof in Goldau bei Heldenstein hatte sich das Schmelzwasser aus den umliegenden Wiesen und Hängen in der Senke gesammelt und war in einem kleinen Sturzbach quer durch die Koppel geflossen. Viel Wasser auch etwas nordwestlich von Heldenstein. Fotograf Matthias Ettinger hat den Fußballplatz in Walkersaich abgelichtet, der komplett unter Wasser stand, nur das Tor hob sich einsam und verlassen vom glücklicherweise doch sehr flachen Wasser ab.

Der Tegernbach bei Oberdörfl in Neumarkt-St. Veit hat genug Fläche um sich auszubreiten.

Die Gemeinden an der Isen waren ebenso alarmiert. Doch Bürgermeister Josef Grundner (CSU) gibt am Montagnachmittag vorsichtig Entwarnung. Am Sonntagabend hat die Isen die Marke von 1,50 Meter gerissen. „Seitdem gehen die Pegelstände zurück, zwar langsam, aber kontinuierlich!“, so Grundner, der davon ausgeht, dass die Wassermassen nicht mehr allzu sehr anschwellen, nachdem auch der vorhergesagte Regen ausgeblieben ist.

Enger Kontakt zum Feuerwehrkommandanten

Stellenweise sei das Gewässer auch über die Ufer getreten, hätte Felder und Wiesen überflutet. „Teilweise standen die Wiesen aber auch schon aufgrund des geschmolzenen Schnees unter Wasser. Für den Bodeneintrag vielleicht sogar das Schlechteste.“ Verkehrswege seien aber nicht beeinträchtigt gewesen, berichtet Grundner, der engen Kontakt zum Feuerwehrkommandanten hat.

Die Feuerwehr sei gewappnet, überprüfe regelmäßig die Pegelstände und habe auch Einsatzszenarien vor Augen, wenn trotz Hochwasserschutzes dennoch einzelne Häuser betroffen sein könnten. „Aber diese Gefahr sehen wir aktuell nicht“, so Grundner nach dem Gespräch mit der Feuerwehr. Man blicke jetzt auf die nächsten beiden Tage, abhängig auch vom Regen.

Der Aidenbach, so Grundner weiter, stehe auf der Kante. Doch auch entlang dieses Gewässers seien bislang keine Meldungen bekannt, wonach Wassermassen etwa zu Einschränkungen an Radwegen geführt hätten.

Die Hochwasserwarnung im Landkreis Mühldorf bleibt aber weiterhin bestehen. Wie das Landratsamt Mühldorf am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung erklärt, warnt das Wasserwirtschaftsamt besonders vor Überschwemmungen an Isen und Rott. Die Niederschläge der vergangenen Tage hätten in Verbindung mit der Schneeschmelze die Flüsse und Bäche im Landkreis Mühldorf anschwellen lassen.

Wenn Schmelzwasser durch eine Koppel fließt: Der geschmolzene Schnee wurde in Goldau, Gemeinde Heldenstein, zum Bach.

Die Koordinierungsgruppe Katastrophenschutz erörterte am Montagvormittag, 11. Dezember, die Situation im Landkreis. In der Folge wurden unter anderem mit den Feuerwehren mögliche Maßnahmen besprochen sowie der Sandsack-Bestand im Landkreis geprüft. „Die weitere Entwicklung der Hochwasserlage hängt entscheidend von den für die kommenden Tage vorhergesagten Niederschlägen in Verbindung mit dem Abschmelzen der restlichen Schneedecke ab.

Nach Informationen des Deutschen Wetterdienstes wird sich die Westwetterlage mit dem Durchzug aufeinanderfolgender Tiefdruckgebiete ebenso fortsetzen wie das Tauwetter. Die Hochwasserlage wird daher voraussichtlich andauern“, heißt es dazu aus der Pressestelle des Landratsamtes. Das erfordere in den kommenden Tagen eine engmaschige Beobachtung der Lage sowie regelmäßige Absprachen mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA) und den Einsatzkräften.

So ist der Stand der Dinge

Die aktuelle Lage im Landkreis im Überblick (Stand: 11. Dezember 2023 – 15 Uhr): Für die Rott wird derzeit mindestens eine Überschreitung der Meldestufe 1 erwartet. Der Scheitelpunkt soll in der Nacht auf Mittwoch, 13. Dezember 23, erreicht werden und könnte sich dann zwischen 2,50 und 3,00 Metern einpendeln. Die Feuerwehr Neumarkt-St. Veit hält bereits die ersten 1000 Sandsäcke bereit.

Die Rott bei Kinning. Hier wurde am Sonntagabend ein Pegel von 1,90 Meter gemessen, das entspricht genau Meldestufe 1.

An der Isen können sich nach aktuellen Berechnungen des WWA in den kommenden Tagen maximale Wasserstände im Bereich des Hochwasser-Ereignisses von Sommer 2013 einstellen. Im Laufe des Montags werde der Wasserstand der Isen laut Prognose weiter ansteigen, ehe er dann gegen Abend abfällt und am Dienstag, 12. Dezember, erneut ansteigt. Die Meldestufe 1 an der Isen in Engfurt wird für die Nacht von Montag auf Dienstag erwartet.

An der Goldach werden laut WWA derzeit keine größeren Ausuferungen erwartet. Bei Bedarf könne die Feuerwehr in Schwindegg kurzfristig Dammbalken aufbauen.

Weitere Informationen: www.hnd.bayern.de

Wichtige Hinweise an die Bevölkerung

Die Bürger werden gebeten, sich von den Ufern der Flüsse und Bäche mit Hochwasser fernzuhalten beziehungsweise keine Uferbereiche wegen der Gefahr von Unterspülungen oder Abbrüchen zu betreten. Es sollen keine überfluteten oder teilüberfluteten Straßen oder Brücken befahren werden. Es gelte, die Anweisungen und Absperrungen der Einsatzkräfte vor Ort zu befolgen. Kinder sollen in Ufernähe nicht alleine gelassen werden. Hunde sind an die Leine zu nehmen. Dringend wird darüber hinaus empfohlen, eine der Warn-Apps NINA oder KatWarn auf das Mobiltelefon zu installieren. So können Bürger im Notfall informiert werden.

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