Kein Schlossgartenfest, kein Faschingszug
Feste in Neumarkt-St. Veit fallen reihenweise aus: Das sind die Gründe
Der Christkindlmarkt nur light, der Faschingszug ganz abgesagt, und auch ein Schlossgartenfest wird es in Neumarkt-St. Veit in diesem Jahr nicht geben: Was ist aus den lieb gewordenen Festen und Traditionen in der Rottstadt geworden?
Neumarkt-St. Veit – Mit dem Schlossgartenfest durch die Q.E.D. wurde schon lange vor dem Termin die nächste Großveranstaltung dieses Jahr in Neumarkt-St. Veit abgesagt. Denn Anfang des Jahres wurde durch die Rottalia bekannt gegeben, dass es dieses Jahr keinen Faschingsumzug und keine Aufführung der „Wadlbeißer“ geben würde.
Auf die Personalsituation reagiert
Dass die Absage des Faschingszugs nicht gerade Freudensprünge verursacht hatte, war klar. Und Hanjo Hellfeuer, der Präsident der Faschingsgesellschaft, will das auch nicht schönreden: „Natürlich wurde hier von vielen Seiten kritisiert. Aber leider ist es halt so, dass wir aufgrund der Personalsituation den Fasching im letzten Jahr auf ein Minimum reduziert haben.“ Die Rottalia hätte aber nicht die Hände in den Schoß gelegt. „Die Besuche bei den Kindergärten sowie das Wirtshaussingen sind sehr gut angekommen.“
Verantwortung ist vielen nicht bewusst
„Die Suche nach Helfern, Mitgliedern und Vorstandsmitgliedern ist wie in vielen anderen Vereinen sehr schwer. Viele Mitbürger haben zum Teil schon eine oder mehrere Verpflichtungen, da ist es nicht leicht, den ein oder anderen zu einer weiteren Aufgabe zu überreden. Was ebenfalls eine Rolle spielt, ist die große Verantwortung, die man als Vorstand trägt. Das ist vielen nicht bewusst!“ Die größte Herausforderung derzeit sei, Leute zu finden, die den Verein aktiv unterstützen, um auch für die Zukunft den Fasching in Neumarkt-St. Veit sicherzustellen. An Unterstützung seitens der Stadt mangelt es nicht, so Hellfeuer: „Wenn wir fragen, wird uns geholfen!“
Ist der gesellschaftliche Wandel schuld?
Woran kann es liegen, dass es Vereine gibt, die um jedes einzelne Mitglied buhlen müssen? „Ich glaube, die Auswahl der Vereine und der gesellschaftliche Wandel hat schon etwas damit zu tun. Früher hat es einfach dazu gehört, dass man in kleineren Orten bei der Feuerwehr, bei der Landjugend und im Sportverein dabei war. Aber heute ist das Angebot um ein Vielfaches größer und es ist auch alles leichter erreichbar“, so Jan Dalhoff, der selbst bei der Feuerwehr aktiv ist und als Vorsitzender der Q.E.D. in Neumarkt-St. Veit auch die Verantwortung zur Durchführung des Schlossgartenfestes trägt.
Hinzu kommen die bürokratischen Hürden
Doch das Schlossgartenfest fällt in diesem Jahr aus. „Zu wenige Leute“, begründet dies Dalhoff, der auch bürokratische Hürden nennt, die eine Durchführung eines solchen Festes erschweren. „Früher konnte man eine Veranstaltung ohne größeren Aufwand bei der Gemeinde anzeigen, heute müssen Jugendbeauftragter und Sicherheitsbeauftragter gestellt werden, Belehrungen durchgeführt werden, schriftliche Nachweise werden benötigt, bei Veranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen werden Führungszeugnisse benötigt. Im Bereich der Vereinsverwaltung nimmt der Umfang immer mehr zu und wird auch komplexer und umfangreicher.“
Vor vielen Jahren organisierte der TSV in Neumarkt-St. Veit das Stadtplatzfest, aber auch da ist es trotz der vielen Sparten zum Engpass gekommen, man konnte das Fest nicht mehr stemmen. Der EC Schpana hat dann übernommen und hat damit das Fest gerettet. „Wir haben das Glück, dass wir neben den aktiven Eishockeyspielern und Funktionären viele Freunde des Vereins haben, die uns bei unseren Veranstaltungen gerne helfen. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt, denn sonst wäre eine Veranstaltung in der Größe des Stadtplatzfestes nicht möglich“, erklärt der Vorsitzende des Eishockeyclubs, Günther Ohneis. Die Mitgliederzahl bezeichnet er als stabil. „Auch der Kern unserer Vorstandschaft ist seit vielen Jahren stabil. Einzelne Abgänge konnten wir mit jungen Nachrückern kompensieren.“
EC Schpana hat große Pläne
Ohneis blickt positiv in die Zukunft: „Wir haben heuer ein Kinder-Inlinehockeytraining gestartet. Dies wollen wir etablieren und wenn möglich noch weiter ausbauen. Der Anfang ist gemacht und es spricht sich anscheinend rum, da immer wieder neue Kids dazukommen.“ Im Aktiven- beziehungsweise Erwachsenenbereich hat der EC Schpana vor ein paar Jahren eine zweite Mannschaft in der Inn-Chiemgau-Liga angemeldet, um neuen Spielern mehr Spielpraxis zu bieten.
Auf der gesellschaftlichen Seite hatte der EC Schpana seit dem LaBrassBanda-Konzert 2017 kein großes Konzertevent mehr. „Auch in dieser Richtung wollen wir wieder etwas tun. Da gibt’s aber noch nichts Konkretes.“ Doch wenn der EC Schpana etwas organisiert, kann er sich auf die Stadt verlassen. „Wir sind der Stadt sehr dankbar für die Unterstützung, damals beim Bau und kürzlich erst bei der Sanierung des Rollhockeyfeldes. Auch beim Stadtplatzfest unterstützt uns der Bauhof beim Auf- und Abbau. Das passt gut.“
Vereinsarbeit ist die eine Seite, Wertschätzung der Bevölkerung die andere, wie auch Q.E.D.-Chef Jan Dalhoff betont: „Für viele sind Veranstaltungen zur Selbstverständlichkeit geworden und viele meinen, sie sind fester Bestandteil unseres Veranstaltungskalenders.“ Aber dem sei nicht so. „Wir müssen uns immer bewusst sein, dass viele Veranstaltungen von vielen ehrenamtlichen Mitgliedern der Vereine organisiert und durchgeführt werden. Es sind keine Profis am Werk und wenn man mal etwas länger auf ein Getränk warten muss, sollte man daran denken, dass jemand für uns gerade seine Freizeit opfert, um uns einen schönen Tag zu gönnen!“
Der Stadt sind bei den Auflagen die Hände gebunden
Bei den Auflagen, da sind auch der Stadt die Hände gebunden. Das sagt zumindest Neumarkts Bürgermeister Erwin Baumgartner: „Es gibt gewisse Vorgaben, die zu beachten sind. Da wären zum Beispiel der Jugendschutz, Nachtruhe und Verkehrssicherheit. Bei einigen Bereichen müssen wir sogar die Polizei mit einbeziehen und beteiligen.“ Es handle sich dabei auch um einen Schutz für die Veranstalter, damit sie vor Beschwerden, Klagen und Schadenersatzansprüchen bewahrt bleiben, so Erwin Baumgartner. Die Stadt selbst unterstütze ihre Vereine mit Zuschüssen bei Investitionen im Sportbereich und auch teilweise in anderen Bereiche, etwa bei der Aushändigung von Führungszeugnissen oder bei Anmeldungen. „Auch der Bauhof unterstützt immer wieder.“ Baumgartner bedauert es, wenn sich Vereine auflösen oder Veranstaltungen abgesagt werden. „Was mir schon Sorgen macht, sind Belange, die wir nicht steuern können, zum Beispiel der Nachwuchsbereich in den Vereinen. Hier sind schon durch die Veränderungen im Schulbereich gewisse zeitliche Einschränkungen eingetreten und wenn jetzt auch noch die Ganztagesschule im Grundschulbereich dazu kommt, bleibt hoffentlich noch genügend Zeit, dass sich die Kinder auch weiterhin im Vereinsleben in diesem Alter schon einbringen können“, so Baumgartner.