Zweiter Waldkindergarten im Landkreis
Bei Sonne und Regen draußen! – Zu Besuch im neuen Waldkindergarten von Egglkofen
Ein Kindergarten ohne Dach und Wände. Die Kinder draußen auch beim Regen. In Egglkofen ist der zweite Waldkindergarten im Landkreis Mühldorf entstanden. OVB-Reporter Harald Schwarz hat die Kids und ihre Erzieherinnen begleitet.
Egglkofen – Es ist ruhig im Wald: Herbstliche Stille, die Blätter segeln zur Erde und der Boden ist matschig. Doch dann erklingt fröhliches Kindergeschrei. Es ist kurz nach 8 Uhr und die Kinder des neuen Waldkindergartens in Egglkofen machen sich auf den Weg in den Wald.
Hinter dem Schützenhaus steht das Waldkindergartenhaus
Im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat die Weichen für den Aufbau eines Waldkindergartens gestellt. In diesem Jahr wurde hinter dem Schützenheim ein kleines Gebäude gebaut, als Unterstand für die Waldkindergartenkinder, wenn es bei starkem Wind, Eiseskälte oder Gewittern zu gefährlich ist, in den Wald zu gehen. Dort gibt es auch eine Toilette.
Kurz vor acht Uhr bringen die Eltern Josef, Lukas, Leonhard, Simon und Lia (alle drei Jahre) zum Waldkindergartenhaus. Seit November ist auch Philipp dabei, der bereits im Vorschulalter ist. Dort wartet Tim Schneider, der den Waldkindergarten leitet, bereits auf sie. Der Hebertsfeldener war vorher in einem normalen Kindergarten, fand es aber interessanter, mit dem Waldkindergarten eine neue Herausforderung zu haben. Leonhard und Josef können es gar nicht erwarten und flitzen hinters Haus, wo sie ausprobieren, wie tief eine Wasserpfütze ist. Die anderen Kinder müssen erst noch ein bisschen warm werden und lassen es etwas vorsichtiger angehen.
Donnerstags wird die Gruppe von Claudia Sandmayer begleitet. Sie hat einen großen Erfahrungsschatz in Sachen „Waldkindergarten“ und im Landkreis Landshut, wo es neun Waldkindergärten gibt, gearbeitet. Die Sozialpädagogin und Erzieherin hat die Gemeinde Egglkofen auch beim Genehmigungsverfahren beraten.
Mit Matschhose, Gummistiefel und Rucksack geht es in den Wald
Mittlerweile sind die Kinder fertig für den Morgenkreis und Claudia Sandmayer erzählt ihnen vom Herbst, wie der Wind die Blätter von den Bäumen schüttelt, von der Sonne, die nicht mehr so viel Kraft hat und dem Nebel. Danach schultern die Kinder ihre kleinen Rucksäcke, in denen Brotzeit und etwas zu trinken verstaut ist. Alle haben Gummistiefel, eine Matschhose, einen warmen Anorak an sowie eine Mütze auf. Dann kann es losgehen: Mit vereinten Kräften schieben sie den Bollerwagen in Richtung Wald. Dort sind unter anderem Wasser zum Händewaschen, ein Erste-Hilfe-Kasten, Handtücher, Sitzkissen und Bastelutensilien untergebracht.
Bevor es in den Wald geht, stellen alle fest, dass das angrenzende Maisfeld abgeerntet ist. Aus der braunen Erde werden kunstvoll Kugeln und Brezen geformt. „Farben, Geräusche, Gerüche und Berührungen regen den kindlichen Geist und die Phantasie an“, sagtr Claudia Sandmayer. Im Wald wird es erst einmal leiser und als Simon ein Rascheln hört, sind alle aufmerksam. Erzieherin Katja Peylo meint, dass es vielleicht ein Mäuschen gewesen sein könnte und alle Kinder strengen sich an und begutachten den Waldboden, ob sie das Mäuschen vielleicht entdecken.
Ein Tippi als Unterstand im Wald
Kurz vor dem Brotzeitplatz haben die Kinder dann noch einmal die Möglichkeit, sich auf einer Lichtung auszutoben. Alle nutzen die Gelegenheit, durch ein paar Wasserpfützen zu laufen. Dann ist der Brotzeitplatz erreicht. Dort ist ein großes Tippi aufgebaut, das Schutz vor Regen bietet. Die Gemeinde hatte es angeschafft, es war Teil der Voraussetzungen für die Genehmigung des Waldkindergartens. Für Bürgermeister Johann Ziegleder, der den Waldkindergarten maßgeblich vorangetrieben hatte, war es ein Glücksfall, dass die Montgelas-Stiftung sofort eingewilligt hatte, dass die Kinder des Waldkindergartens sich in ihrem Wald austoben dürfen.
Eine Kerze wird angezündet und Claudia Sandmayer hat einen kleinen Waldgeist mitgebracht. Er erzählt den Kindern, warum die Bäume ihre Blätter verlieren, was damit passiert und warum die Bäume die Blätter überhaupt brauchen. Anschließend machen sich die Kinder abenteuerlustig auf den Weg und erkunden die nähere Umgebung. Bei einem Baumstumpf arbeiten sie weiter daran, die Wurzeln auszugraben.
Am Brotzeitplatz entstehen Herbstbilder
Doch auch auf dem Brotzeitplatz ist Aktion: Claudia Sandmayer hat große Papierblätter und Kleister dabei. Damit können die Kinder ihre eigenen Herbstbilder gestalten.
„In den ersten Wochen waren die Kinder gegen 11 Uhr bereits müde und kaputt“, erinnert sich Kindergartenleiter Tim Schneider. Jetzt sei es für sie kein Problem mehr, bis Mittag durchzuhalten. Gegen Mittag machen sich die Waldkindergartenkinder wieder auf den Weg zurück zu ihrem Waldkindergartenhaus, wo sie gegen 13 Uhr von den Eltern erwartet werden. „Zu Hause sind die meisten erst einmal geschafft und brauchen eine Ruhepause“, weiß Tim Schneider aus Erzählungen der Eltern.
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