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Kinderbetreuung im Landkreis Mühldorf

Zu wenig Personal - Eltern in Not: Kindergartenkinder müssen zu Hause bleiben

Studentinnen Bernadette Winterer (links) und Alexandra Jung (rechts) mit Werkpädagogin Maria Rieder bei Holzschnitzarbeiten für die Früherziehung im Kindergarten.
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Studentinnen Bernadette Winterer (links) und Alexandra Jung (rechts) mit Werkpädagogin Maria Rieder bei Holzschnitzarbeiten für die Früherziehung im Kindergarten.

Der Fachkräftemangel macht den heimischen Kinderbetreuungs-Einrichtungen schwer zu schaffen: Nachmittags bleiben Krippen deshalb immer häufiger zu. Eltern müssen kurzfristig einspringen und dafür oft extra Urlaub nehmen. Das sorgt für Ärger.

Von Lukas Freitag

Mühldorf/Starkheim - So viele Plätze es für Kinder in den Tagesstätten und Kindergärten der Gemeinden und freien Trägern im Landkreis auch gibt: Personalmangel führt schon jetzt immer wieder zu Schließungen. Die Knappheit könnte schon bald verhindern, dass jedes Kind einen Platz bekommt.

Das sagt ein Sprecher des Landratsamts Mühldorf. Die Träger hätten zunehmend Schwierigkeiten, frei werdende Stellen mit pädagogischem Personal zu besetzen. Derzeit gelinge es aber noch, Einrichtungen mit einem ausreichenden Personalschlüssel auszustatten.

Immer wieder Gruppen geschlossen

Ein Blick in die Praxis zeigt, dass das nicht immer gelingt. Wolfgang Gschlößl ist Leiter des Katholischen Kindergartenverbunds Aschau-Kraiburg-Waldkraiburg. Zu seinem Verbund gehören acht Einrichtungen, in denen 130 pädagogische Fachkräfte arbeiten. „Derzeit suchen wir zwei Erzieherinnen und vier Kinderpflegerinnen“, sagt Gschlößl. „Wir mussten immer wieder Teilschließungen einzelner oder auch mehrerer Gruppen vornehmen.“

Kinder mussten zu Hause bleiben oder nachmittags die Einrichtungen verlassen. Im vergangenen Jahr wurde in einer Kita die Gruppenanzahl binnen vier Monaten von acht auf sechs reduziert. Den Ärger der Eltern kann Wolfgang Gschlößl nachvollziehen, denn sie mussten die Betreuung übernehmen, oft nur dank schneller Urlaubstage.

Freuen sich auf die Arbeit mit Kindern: Bernadette Winterer (links) und Alexandra Jung.

Personalengpässe bereiten auch Michael Kulhanek, Leiter der KiTa-Verwaltung NeumarktSt. Veit und Töging Probleme. 60 pädagogische Mitarbeiterinnen haben seine Einrichtungen, fünf Planstellen sind unbesetzt, acht Prozent des Personalstamms. „Wir bewerben derzeit über die Zeitung, Aushänge, Social-Media, Bauzaun-Banner, Hinweise in den Kirchennachrichten, Website, Unterstützung der Eltern durch ihre Kontakte zum Beispiel über Whatsapp. Trotzdem erreichen uns oft keine oder nur sehr wenige Bewerbungen.“

Zahl der Bewerber geht zurück

Ulrich Wunder, Leiter des Kita-Verbunds der Stadtkirche Mühldorf mit 50 Erzieherinnen warnt vor Engpässen: „Sobald Personal ausfällt, etwa durch Erkrankungen oder auch wegen Familienplanung, kann sich die Situation schnell ändern. Vereinzelt mussten wir Personal von einer in eine andere Einrichtung schicken oder auch die Eltern bitten, die Kinder schon mal mittags abzuholen.“ Bislang reichte die Personaldecke, um die Einrichtungen geöffnet zu halten. Personal aufzustocken sei aber schwierig, denn seit einigen Jahren geht die Zahl der Bewerber zurück.

Dabei gibt es im Landkreis eine Einrichtung zur Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern: die Fachakademie Starkheim zwischen Mühldorf und Polling. Am Ende der schmalen Landstraße umgeben von sattem Grün sticht das mehrstöckige Gebäude mit der gelben Fassade und den rotbraunen Ziegeln hervor. Junge Erwachsene eilen vom Parkplatz in das Haus. Die Klassenzimmer füllen sich, noch ein kurzer Plausch auf dem Gang zwischen Dozenten und Studierenden, bevor sich die Türen der Klassenräume schließen.

Mit Begeisterung in der Ausbildung

Für Bernadette Winterer aus Pleiskirchen steht Unterricht bei Werkpädagogin Maria Rieder auf dem Stundenplan. Winterer ist im letzten Ausbildungsjahr an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Starkheim. „Ich hab schon seit dem ersten Praktikum gemerkt, als ich noch zur Realschule gegangen bin, dass ich mit Kindern arbeiten will, die Ausbildung zur Erzieherin, das ist genau das Richtige für mich“, sagt die 21-jährige.

Auch Alexandra Jung aus Kirchweidach steht kurz vor ihrem Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin. „Ich wusste immer, dass ich bei den kleineren Kindern in der Krippe bleiben wollte“, erzählt die 19-Jährige. Ob sie aber in dem Beruf bleibt, ist offen. „Ich konnte hier an der Akademie Fachabitur machen und daher bin ich sehr interessiert Psychologie am Campus Mühldorf zu studieren und als Psychologin zu arbeiten.“ Das Berufsanerkennungsjahr will sie aber in einer Krippe absolvieren.

Sorgen um einen Arbeitsplatz müssen sich die jungen Frauen nicht machen. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Oktober 2022 gibt es in Bayern 35.322 offene Stellen. Dabei ist der Beruf des Erziehers laut Akademieleiter Christoph Mühlbauer alles andere als unattraktiv. „Jeder hat quasi eine Jobgarantie“, sagt der studierte Theologe, der seit einem Jahr die Fachakademie führt.

Quasi Jobgarantie: Akademieleiter Christoph Mühlbauer.

Heuer sind 425 Studierende eingeschrieben, die Zahlen sind leicht rückläufig. Dennoch ist die Akademie fast ausgelastet, was mit der Verkürzung der Ausbildungsdauer zu tun hat. Seit Semester 2022 dauert das Ausbildungsprogramm zum staatlich anerkannten Erzieher nur noch vier, statt wie bisher fünf Jahre, eine Maßnahme, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll. Positiv stimmt den Akademieleiter, dass sich zum neuen Studienjahr schon fast genauso viele Studierende eingeschrieben haben, wie im letzten Jahr.

Profitiert der Landkreis ausreichend von der Ausbildungseinrichtung?

„Man kann sagen, dass Kirche und Landkreis gleichermaßen von der Akademie profitieren“, betont Mühlbauer. „Nachdem unsere Studierenden erfolgreich ihre Abschlüsse gemacht haben, wollen wir wissen, wo sie eine Stelle bekommen haben. Wir stellen fest, dass ein sehr hoher Anteil in der Region bleibt, was den heimischen Einrichtungen zugutekommt.“ Konkrete Zahlen über die regionalen Auswirkungen der Fachakademie gibt es aber nicht.

Das verdient eine Erzieherin

Im ersten Ausbildungsjahr erhalten Studierende eine Praktikumsvergütung, die je nach Stelle und Träger zwischen 500 und 800 Euro brutto liegt. Im letzten Ausbildungsjahr, in dem die Studierenden ein Berufspraktikum absolvieren, erhalten sie Zweidrittel des Erziehergehalts, 1.650 Euro brutto. Im Diakonischen Werk erhalten Erzieherinnen 3.150 Euro brutto, durch Aufstiegsmöglichkeiten sind 4.000 Euro möglich. Dazu kommt eine Staffelung nach Alter.

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