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Erzieher wenden sich in Leserbriefen an OVB24-Redaktion

Kita-Pfleger: „Wir sind am Limit“ und Kinder teilweise „verroht und unsozial“

Leserin Elisabeth Willeit / Die überfüllte Garderobe einer Kindertagesstätte
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Leserin Elisabeth Willeit / Die überfüllte Garderobe einer Kindertagesstätte

Die Kita-Krise hat die Region fest im Griff - und die Erzieherinnen und Erzieher wissen nicht mehr weiter. Wie dramatisch die Situation für das Personal ist, zeigt sich in den Leserbriefen, die die OVB24-Redaktion erreicht haben.

Wer Kinder im Kita-Alter hat, weiß gut, wie schwer es derzeit ist, einen Betreuungsplatz für die Kleinen zu finden: alle Kitas sind komplett ausgelastet, auch in der Region gibt es kaum freie Kapazitäten mehr. Während das berufstätige Eltern an die Belastungsgrenze bringt, ist eine andere Personengruppe schon längst an und über diese Grenze gestoßen: die Erzieher und Erzieherinnen. Oft müssen zu große Gruppen betreut werden, Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf sind keine Seltenheit. Zeit für pädagogische Arbeit mit den Kleinen bleibt zwischen Küchendienst und Elterngesprächen kaum. Fällt dann eine Kollegin wegen Schwangerschaft oder Burn-Out - verständlicherweise - aus, verschärft das die Lage in einer Einrichtung dramatisch.

So viel verdienen Erzieher in Bayern durchschnittlich

Finanziell wird diese Belastung jedoch nicht wertgeschätzt. Laut der Website erzieherin-ausbildung.de - die sich auf die Entgeldtabelle des TvöD beruft - verdienen Erzieherinnen und Erzieher in Bayern durchschnittlich knapp 2.900 Euro brutto pro Monat. Das übrig bleibende Netto-Gehalt reicht zumindest in der OVB24-Region kaum aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Als Erzieher zu arbeiten, muss man sich leider leisten können - das bestätigen auch zahlreiche Zuschriften von Betroffenen, die die OVB24-Redaktion erreicht haben, und zeigt sich auch in der Umfrage:

Kein Wunder, dass es schwierig ist, junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Immerhin: Seit dem Schuljahr 2021/22 wurde die Ausbildung in Bayern reformiert, sie wird nun mit durchschnittlich 1200 Euro pro Monat vergütet - ob das brutto oder netto ist, geht aus der Website des Kultusministeriums Bayern allerdings nicht eindeutig hervor. Ob das reicht, um wieder für Erzieher-Nachwuchs zu sorgen, kann aber bezweifelt werden - die Arbeitsbedingungen verbessern sich dadurch schließlich nicht unbedingt. Der Leidensdruck in den Kitas ist groß. Deshalb haben sich auf unseren Leseraufruf auch hauptsächlich Erzieher gemeldet, die von ihrem Stress und der mangelnden Anerkennung aus erster Hand berichten:

Viel Stress, wenig Gehalt - das berichten Betroffene:

Claudia Camerucci

Als eine gelernte Erzieherin in Bayern würde ich gerne wieder von Amerika nach Bayern umsiedeln. Eine große Hürde ist allerdings das Gehalt. Niemand kann sich ein Leben als Erzieherin leisten. Und der Vergleich zu Amerika wird sich bald in Deutschland angleichen. Als gelernte Erzieherin ist die private Kinderbetreuung als Nanny mehr profitabel als eine Stellung im Kiga.
Das Bildungssystem in Deutschland war einst ein Vorzeigebeispiel für andere Länder. Leider wurde viel versäumt, vor allem bei der Gehaltserhöhung. Der wichtigste Sektor ist die Bildung und Erziehung der Kinder und Jugend. Das schlechteste Beispiel ist Amerika, die Bildung miserabel. Ich glaube nicht, dass man sich diesem Negativbeispiel angleichen will!

Anonym

Ich wohne und arbeite im Landkreis München Süd und bin eine von drei Vollzeitkräften bei uns. Wir sind am Limit. Die Eltern fordern gefühlt, dass wir ihre Kinder 1:1 betreuen und dabei 25 Kinder in der Gruppe haben. Von diesen 25 Kindern ist ein Drittel verhaltensauffällig und die Eltern wollen das in Elterngesprächen nicht sehen und fordern, dass wir das auch auffangen sollen. Man muss die Wirtschaft mal vor die Situation stellen: Wenn Kitagruppen schließen müssen, können weniger Leute arbeiten. Das bedeutet finanzielle Einbußen in der Wirtschaft - Denkt endlich um!

Elisabeth Willeit

Das Problem liegt unter anderem auch daran, dass man sich die Vormittage damit abquält, die Kinder der „super Erziehung“ des 21. Jahrhunderts zu sozialisieren. Kinder bewerfen Kollegen mit Stühlen, schlagen einem weiteres Kind den Kiefer aus, rebellieren bei Konsequenzen und verhalten sich teilweise derart verroht und unsozial, dass jeder, der einen Tag in einer durchschnittlichen Kita ist, sich wundert, wie man überhaupt zu pädagogischer Arbeit unter diesen Umständen fähig ist. Es läuft auf „Notbetreuung“ hinaus. Es ist unter anderem eine Folge der egoistischen Erziehungswelt in unserer Zeit, neben schlechter Bezahlung und keinerlei Lobby der pädagogischen Berufe allgemein.

Dirk Hottenbach (Offenbach)

Leser Dirk Hottenbacher

Das Problem mit dem Personalmangel gibt es ja nicht erst seit gestern, bin selber seit 24 Jahren in diesem Beruf tätig. Treffend in dem Bericht dargestellt ist vor allem das Problem der Wertschätzung, wir sind pädagogisches Fachpersonal und keine Dienstmädchen oder die liebe, leicht trottelige Kindertante. Und der finanzielle Aspekt: wer Kinder managt, soll bitte dafür auch entsprechend honoriert werden. Hoffen wir mal, dass es endlich einen Ruck geben wird.

Athena Schoenhoff (rosenheim24.de)

So hart es klingt, aber dann sollte man differenzieren, welche Kinder wirklich einen Platz brauchen und welche nicht. Es ist halt nicht fair den Eltern gegenüber, die beide arbeiten gehen müssen, dass Kinder, bei denen ein Elternteil zuhause ist, einen Platz bekommen, obwohl sie andere Möglichkeiten haben. Ebenfalls muss endlich dafür gesorgt werden, dass dieser Beruf viel mehr Unterstützung von oben bekommt. Bezahlte Ausbildung ist der erste Schritt, um das ganze überhaupt schon mal attraktiver zu machen. Der nächste wäre, dafür zu sorgen, dass die Einrichtungen genug erhalten, um das Personal so zu entlohnen, dass es auch für sie einen Grund gibt zu bleiben. Dann muss man eben endlich aufhören unsere Gelder ins Ausland zu schieben und für uns zu sorgen.

Kita-Krise: Schickt uns Eure Erfahrungen

Seid auch Ihr Erzieher und stellt sich die Arbeitssituation bei Euch ähnlich dar? Seid Ihr Eltern, die keinen Betreuungsplatz für ihr Kind mehr bekommen haben, und müsst jetzt schauen, wie Ihr Arbeit und Kind unter einen Hut bekommt? An welchen Stellschrauben müsste zusätzlich zum Gehalt noch gedreht werden, um die Situation zu verbessern? Schreibt uns einen Leserbrief an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Kita) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

fso

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