Betreuung scheitert nicht an freien Plätzen
Auf der Suche nach Personal: Kindergärten in und um Neumarkt-St. Veit schlagen Alarm
Neumarkt-St. Veit hat seine Hausaufgaben gemacht, Niederbergkirchen ebenso. In beiden Kommunen wurde in den vergangenen Jahren viel investiert, um Kapazitäten zur Kinderbetreuung zu schaffen. Doch das alleine reicht nicht, um eine optimale Betreuung sicherzustellen.
Neumarkt-St. Veit - An Betreuungsplätzen mangelt es in Neumarkt-St. Veit nicht. Schließlich wurden in den vergangenen Jahren Millionenbeträge in die Hand genommen, um im Gewerbegebiet an der Landshuter Straße einen komplett neuen Kindergarten zu errichten. Was jedoch den Kämmerer Thomas Menzel wie viele seiner Kollegen in den Rathäusern der Region umtreibt, ist die Tatsache, dass es immer weniger Personal gibt, um die Betreuungszeiten in vollem Umfang zu besetzen.
Verkürzte Kita-Öffnungszeiten
Das geht so weit, dass in zwei der drei bestehenden Kindertageseinrichtungen der Stadt - zwei städtische und ein kirchlicher - ab September die Öffnungszeiten um eine Stunde verkürzt werden, von 17 auf 16 Uhr. Auch in Egglkofen reduziert man. Im Kinderland müssen zwischen 16 und 17 Uhr nur noch maximal drei Kinder betreut werden. Um eine Einheitlichkeit zu schaffen, soll auch der Hort bereits um 16 Uhr geschlossen werden, da auch hier nur Kinder bis 15 Uhr vor Ort sind.
Stunde kann an anderer Stelle besser genutzt werden
„Dadurch können Personalstunden vormittags besser verteilt werden und dem stetigen Personalmangel beziehungsweise den Personalschwankungen entgegengewirkt werden“, hieß es damals in den Gremien, als die Verkürzungen beschlossen wurden.
In den katholischen Kindergärten im nördlichen Landkreis schaut es noch gut aus. Die Personalsituation ist stabil, wie Verwaltungsleiter Michael Kulhanek vom Kita-Verbund Neumarkt-St. Veit - Töging verkündet. „In der Kinderwelt St. Vitus in Neumarkt-St. Veit sind wir momentan ganz solide aufgestellt. In Niederbergkirchen hingegen sind wir laufend auf der Suche nach Personal. Wir haben große Probleme, freie Mitarbeiter zu finden.“
Dies habe über kurz oder lang Auswirkungen auf das Betreuungsangebot. „So weit, dass Gruppen geschlossen oder Öffnungszeiten reduziert werden müssen, ist es noch nie gekommen, lediglich punktuell, wenn krankheitsbedingte Ausfälle aufgetreten sind“, verrät Kulhanek.
Größere Orte tun sich leichter, Personal zu finden
Die Ursache sieht Kulhanek an der fehlenden Infrastruktur. „Wir leben in den kleinen Kommunen von den Menschen vor Ort. In größeren Orten ist es leichter, Personal zu finden.“ Am Beispiel von Niederbergkirchen, wo es eine zweigruppige Einrichtung gibt, würden engagierte Eltern mit anpacken, griffen diese auf ein großes Netzwerk zurück, um Mitarbeiter zu finden. „Toi, toi, toi, bislang haben wir das immer noch hingebracht, aber der Markt ist abgegrast. Wir haben die Situation, dass wir größtenteils gar keine Bewerbungen mehr bekommen“, berichtet Kulhanek. Mit einem großen Banner wirbt der Kita-Verbund inzwischen vor dem ehemaligen Gasthaus Kröll um Fachkräfte. Kinderpfleger, Erzieher, Kindheitspädagogen und Heilerziehungspfleger werden gesucht.
Wenig Geld, aufwendige Ausbildung
Warum dieser Mangel besteht, dafür hat Kulhanek mehrere Erklärungen parat: „Die Situation ist sehr zerfahren. Das eine ist die Bezahlung und das andere die aufwendige Ausbildung. Die ist aber auch nötig, zumal es sich um einen sehr sensiblen Bereich handelt, wir müssen auf Qualität achten und den Bildungsauftrag erfüllen.“ Bereits die Ausbildungsvergütung sollte sich verbessern, so Kulhanek. Und auch die Rahmenbedingungen, selbst im Berufsalltag.
„Das beginnt bei den Gruppengrößen, geht über Weiterqualifizierungsmöglichkeiten und dann auch um die finanzielle Anerkennung dieser Weiterbildung.“ Bei der Problemsuche wird er in der Region fündig, wo er feststellen muss: „Auch die Ausbildungsplätze sinken. An Fachakademien und an der Berufsfachschule selbst, die Zahl der Bewerber ist rückläufig.“
Das Personal ist der Schlüssel
Dabei ist das Personal der Schlüssel, wenn es darum geht, die Betriebserlaubnis für einen Kindergarten auszuweiten, weil der Bedarf eine Erhöhung der Kapazitäten erforderlich macht. „Eine Erweiterung der Betriebserlaubnis ist auf Antrag des Trägers in begründeten Fällen möglich, insbesondere wenn die personellen Ressourcen dafür ausreichen“, sagt dazu das Landratsamt Mühldorf auf Nachfrage. Das Amt für Jugend und Familie unterstütze die Träger konstruktiv bei der bedarfsgerechten Ausweitung der Kapazitäten und genehmige die entsprechenden Anträge regelmäßig, „soweit die notwendigen räumlichen und personellen Voraussetzungen vorliegen“, teilt die Pressestelle des Amtes mit.
Unter diesen Voraussetzungen gewährt das Landratsamt eine Ausnahmegenehmigung
Eine befristete Erweiterung der Betriebserlaubnis kann das Jugendamt nur erteilen, wenn auch die baurechtlichen, insbesondere die brandschutzrechtlichen Voraussetzungen vorliegen. Das teilt die Pressestelle auf Anfrage mit. Die Behörde unterscheidet dabei zwischen einer „generellen Betriebserlaubnis“, die grundsätzlich ohne zeitliche Befristung erteilt werde und einer darüber hinaus gehenden Kapazitätserweiterung, diese sei nämlich in der Regel zunächst auf ein Kita-Jahr befristet. Änderungen oder zeitlich befristete Ausdehnungen einer Betriebserlaubnis werden in der Regel noch vor Beginn des neuen Kita-Jahres erteilt.
Der Zeitpunkt der Genehmigung ist maßgeblich abhängig vom Zeitpunkt der Antragstellung beziehungsweise dem Nachweis der baulichen und personellen Voraussetzungen. „Bei erstmaliger Antragstellung fällt eine Entscheidung in der Regel zeitnah nach einem gemeinsamen Ortstermin mit allen Beteiligten innerhalb weniger Wochen“, heißt es dazu von der Pressestelle im Landratsamt. Gründe der Planungssicherheit – insbesondere auch für die Eltern – führt das Landratsamt an, weshalb man stets versucht, eine Lösung für die Kinderbetreuung zu finden. Etwa 10 Prozent aller Kitas im Landkreis Mühldorf hätten derzeit eine befristete Ausdehnung der Betriebserlaubnis erhalten.
