Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Heftige Diskussionen im Stadtrat

Wird die Stadt Mühldorf den AWO-Kinderhort los – oder darf die AWO bleiben?

Gute Stimmung trotz unsicherer Zeiten: Die Leitung des AWO Kinderhorts Alexander Rädle und Anika Stiller mit dem Kinderprinzenpaar Alexander Rädle und Magdalena Galler. AWO-Chefin Klara Maria Seeberger hofft, dass die AWO weiterhin in der Grundschule bleibt, Schulreferent Reinhard Wanka plädiert für einen Auszug.
+
Gute Stimmung trotz unsicherer Zeiten: Die Leitung des AWO-Kinderhorts Alexander Rädle und Anika Stiller mit dem Kinderprinzenpaar Alexander Rädle und Magdalena Galler. AWO-Chefin Klara Maria Seeberger hofft, dass die AWO weiterhin in der Grundschule bleibt, Schulreferent Reinhard Wanka plädiert für einen Auszug.

Die Auseinandersetzung wird zwar nicht öffentlich, aber hart geführt: Was wird aus dem AWO-Kinderhort an der Grundschule Mühldorf? Die Stadt wäre ihn gerne los, die AWO will bleiben. Darum geht es!

Mühldorf – Die Diskussion über den Platzbedarf an der Grundschule Mühldorf und die Zukunft des AWO-Kinderhorts vollzieht sich bislang ausschließlich hinter verschlossenen Türen. Die Stadt begründet das mit Vertragsangelegenheiten, um die es bei der Entscheidung gehe.

Schulreferent sieht Zukunft der Schule gefährdet

Schulreferent Dr. Reinhard Wanka (UM) hat die Zusammenhänge der Diskussion, wie sie sich aus seiner Sicht darstellen, jetzt öffentlich gemacht. Im Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen will er den Streit zwischen der Stadt und der AWO in einen größeren Zusammenhang stellen. Hauptpunkt ist aus seiner Sicht nicht die Kündigung des AWO-Kinderhorts, sondern die Zukunft der Grundschule Mühldorf: „Es geht um Schulraumnot und Klassenmangel.“

Derzeit gehen nach seinen Angaben 492 Schülerinnen und Schüler in die Grundschule Mühldorf. Das sind 19 Klassen. Ab dem Herbst wächst die Zahl laut Wanka auf über 500, eine 20. Klasse muss her.

Schule will mehr Platz

Die braucht nach seinen Angaben aber nicht nur ein Klassenzimmer mehr, sondern Funktionsräume für Religionsunterricht oder einen Werkraum. „Das unterzubringen, ist die Herausforderung“, sagt Wanka.

Dazu kommt der Platzbedarf für die schon jetzt laufende ganztägige Betreuung der Grundschulkinder aus dem Stadtgebiet. Im Bürokratensprech heißt dieses Angebot „Kooperativer Ganztag“ oder „Koga“. Dieser „Koga“ soll allen Kindern eine ganztägige Betreuung garantieren und ist in Bayern ab 2026 an allen Grundschulen Pflicht.

Derzeit werden 321 Kinder ganztägig betreut

In Mühldorf läuft dazu seit einigen Jahren ein Modellprojekt. 321 Kinder der Klassen eins bis vier aus den drei Grundschulen werden laut städtischen Zahlen derzeit betreut. 110 von ihnen lernen in der Grundschule Mühldorf, 162 in Mößling, 46 in Altmühldorf. Die Zahlen werden steigen.

Auf dem Gelände der Grundschule spielen und lernen auch die Kinder des AWO Horts.

„Der Platzbedarf der Schule wächst“, sagt Wanka. „Einen Teil der Schule haben wir aber fremd vermietet“ an den AWO-Kinderhort.

AWO-Kinderhort nicht auflösen – aber ausziehen lassen

Wanka macht klar, dass die Stadt den AWO-Kinderhort nicht auflösen will. „Er darf natürlich woanders sein.“ Wenn der AWO-Kinderhort ausgezogen sei, könnte die Stadt das Schulgebäude besser nutzen. 700 Quadratmeter stehen der AWO derzeit an der Grundschule Mühldorf zur Verfügung.

AWO will bleiben

Nach Angaben von AWO-Vorsitzender Klara Maria Seeberger gehören zum Kinderhort zwölf Räume, darunter sind auch Büro, Speisesaal und Küche. 49 Kinder des Horts kommen direkt aus der benachbarten Schule, 19 aus der Grundschule Mößling und zwölf aus dem Förderzentrum Starkheim.

Seeberger hält daran fest, dass die AWO in den Räumen bleiben will, die ihr langfristig vertraglich zugesichert sind. Zugleich übt sie massive Kritik an Bürgermeister Michael Hetzl und seinem Vorgehen. Denn nach ihren Angaben gab es bislang kein Gespräch über die Zukunft des Kinderhorts. Am 29. Januar 2021 habe Hetzl in einer Zusammenkunft versucht, den AWO-Vertrag zu verändern und so eine Kündigung 2024 zu ermöglichen. „Das haben wir natürlich abgelehnt“, sagt Seeberger. Und sie betont: „Das war das einzige Gespräch. Seitdem gab es keinerlei Gespräche mit uns oder sonstige Informationen.“

Gab es Gespräche? Die AWO sagt: nur eins

Die Stadt will sich dazu nicht konkret äußern. „Wir können bestätigen, dass es persönliche Gespräche mit dem AWO-Ortsverband gegeben hat“, sagt Stadtsprecher Werner Kurzlechner auf Anfrage. Die Stadt macht aber keine Angaben dazu, wann diese Gespräche stattgefunden haben, wer daran teilgenommen hat oder was dort besprochen worden ist.

Schulreferent Reinhard Wanka

Der derzeitige Vertrag wurde im September 2000 zwischen Stadt und AWO geschlossen. Darin steht laut Seeberger: „Die Laufzeit beträgt 5 Jahre. Die Vereinbarung verlängert sich um jeweils weitere 5 Jahre, sofern sie nicht von einer Seite mindestens 1 Jahr vor Ablauf der Geltungsdauer schriftlich gekündigt wird.“

Stadtrat hat noch nicht entschieden

Der Mühldorfer Stadtrat hat jetzt in einer nach Teilnehmerangaben emotional geführten, nicht öffentlichen Sitzung über den Vertrag und die Hintergründe der angestrebten Kündigung diskutiert, aber keinen Beschluss gefasst. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht, die Stadt lehnt Aussagen dazu ab.

AWO-Chefin Klara Maria Seeberger.

Die Stadträte dürfen nach eigenen Angaben nicht über die Sitzung sprechen. Trotzdem wurde bekannt, dass es fraktionsübergreifend zum Teil massive Einwände gegen das Ende der Zusammenarbeit mit der AWO an der Grundschule gibt.

Fraktionsvorsitzende fordern politische Diskussion

Die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen verdeutlichen auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen die Notwendigkeit einer grundsätzlichen Diskussion. Für Angelika Kölbl (SPD) ist es notwendig, für jeden Schulstandort eine angemessene Lösung zu finden, die sich am gesamten Bedarf in der Stadt orientiert. Sie spricht über Erweiterungen, die auf die jeweilige Schule angepasst werden müssten. „Es nutzt nichts, nur eine kurzfristige Lösung zu finden.“

Eltern breites Angebot machen

Dabei sei es wichtig, ein „plurales Angebot“ durch verschiedene Träger zu machen. Grünen-Sprecher Dr. Matthias Kraft nennt Stadt, Kirche oder freie Träger wie die AWO. „Die meisten Kinder bei der AWO kommen aus der Grundschule. Sie müssen die Möglichkeit haben, in ungefährlicher Laufnähe dieses Angebot nutzen zu können.“

Über Schulerweiterung nachdenken

Für seinen CSU-Kollegen Stefan Lasner steht fest: „Die Eltern brauchen Wahlmöglichkeiten.“ Dabei gehe es um nebeneinander bestehende Angebote. Nach seiner Ansicht „artetet die Konkurrenz zwischen Hort und Koga derzeit aus“. Er sagt: „Beide machen gute Arbeit, wir brauchen beide.“ Wie SPD-Fraktionsvorsitzende Kölbl fordert auch Lasner, über eine Erweiterung der Grundschule nachzudenken.

Kommentare