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Sicherheit auf der A94 bei Mühldorf

Höhenkontrolle, Unfall, Brand: Wenn vor dem Ampfinger Autobahn-Tunnel nichts mehr geht

VBZ Autobahn GmbH
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Den Tunnel Wimpasing immer im Blick: Die Verkehrs- und Betriebszentrale (VBZ) in München-Freimann überwacht mit Live-Kamerabildern den Verkehr auf den Autobahnen und den 19 Autobahntunneln in Südbayern.

Lange Wartezeiten und kilometerlange Staus: Etwa einmal pro Woche geht im Ampfinger Autobahn-Tunnel an der A94 gar nichts. Das bringt nicht nur Autofahrer auf die Palme. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Mühldorf Ursache für die jüngste Tunnelsperre war ein Problem in der Technik. „Hinter jedem Tunnel steht eine hochkomplexe Sicherheitstechnik“, verrät die Autobahn GmbH Südbayern, die für den Tunnel Wimpasing zuständig ist. „Mehr Technik als ein Autofahrer beim reinen Durchfahren wahrnimmt.“

Drei Sensoren schlagen an

„Die Anlagen zur Höhenkontrolle der Fahrzeuge sind in der Regel mit drei Sensoren beziehungsweise Lichtschranken ausgestattet“, erläutert Katharina Holzapfel, Sprecherin der Autobahn GmbH Südbayern auf Nachfrage des OVB. „Erst wenn alle drei Sensoren ein positives Testergebnis melden, wird die Höhenkontrolle und damit eine Tunnelsperre auslöst.“ In der Regel verursachen das zu hoch beladene Fahrzeuge, zulässig sind maximal vier Meter, oder lockere Lkw-Planen, die sich im Fahrtwind wölben.

Andere Ursachen schließt Holzapfel aus. „Vögel weisen selten eine so gerade Flugbahn auf, dass es ihnen gelingen würde, alle drei Sensoren auszulösen“, sagt die Sprecherin. „Kamera-Drohnen wären hierzu wahrscheinlich in der Lage, jedoch besteht ein striktes Überflugverbot für Drohnen an Autobahnen.“ Außerdem können auch Unfälle im Tunnel, Brände oder ein Stau Sperren der Tunnelröhren auslösen, denn es gilt ein Stauende im Tunnel zu vermeiden.

Die Ampel schaltet auf Rot

Egal ob Brand, Höhenkontrolle oder Unfall, sobald eines der Sicherheitssysteme im Tunnel eine Gefährdung der Verkehrssicherheit wahrnimmt, wird die Schließung des Tunnels ausgelöst. Vor dem Tunnel stellt sich die Ampelanlage auf Rot, die vor der Tunneleinfahrt stehenden Fahrzeuge stoppen und fahren nicht mehr in den Tunnel ein. Gleichzeitig schließt sich die Schranke am Tunnelportal, um eine weitere Durchfahrt der Fahrzeuge zu verhindern. Vor dem Tunnel wird auf den LED-Anzeige-Tafeln die Höchstgeschwindigkeit reduziert und zu erhöhter Achtung aufgerufen, damit niemand ins Stauende vor dem gesperrten Tunnel fährt.

Rund um die Uhr-Überwachung

„Mit der Auslösung eines der Sicherheitssysteme erhält unsere Verkehrs- und Betriebszentrale (VBZ) in München-Freimann eine Warnmeldung“, schildert Holzapfel die Alarmkette. „In unserer VBZ überwachen Operatoren Live-Kamerabild-gestützt das Verkehrsgeschehen auf den Autobahnen und insbesondere in den 19 Autobahntunneln in Südbayern.“

Dann heißt es warten. „Im Falle einer ausgelösten Höhenkontrolle ist immer eine Freigabe durch die Polizei erforderlich“, betont die Sprecherin. Dies gilt einerseits für Fälle, in denen der Verursacher ordnungsgemäß vor der Tunneleinfahrt angehalten hat. „Grundsätzlich erhält jedes auslösende Fahrzeug via LED-Verkehrsschilder unmittelbar die Meldung, sofort anzuhalten und nicht in den Tunnel einzufahren beziehungsweise wird bei den vorgelagerten Höhenkontrollen die Meldung angezeigt, von der Autobahn abzufahren.“ Andererseits gilt es auch für Fälle, in denen der Verursacher widerrechtlich in den Tunnel eingefahren ist und den Tunnel sogar schon wieder verlassen hat. Hier wird von der Polizei überprüft, ob durch das Fahrzeug Schäden im Tunnel verursacht wurden, die die Verkehrssicherheit gefährden.

Dieses Gespann mit Palme hatte eine Höhe von rund 4,70 Metern und löste deshalb im März 2023 die Höhenkontrolle am Tunnel Wimpasing aus. Das brachte dem Fahrer eine Geldbuße im dreistelligen Euro-Bereich sowie einen Punkt in Flensburg ein.

Fahrzeuge höher beladen als erlaubt

Innerhalb eines Tunnels sind verschiedene Elemente der Betriebstechnik an der Tunneldecke installiert. Dies sind Strahlventilatoren in der Brandschutztechnik, LED-Anzeigen oder Beleuchtungsanlagen in der Verkehrssicherheitstechnik. „Fahrzeuge bis vier Meter Höhe können unter diesen gefahrlos hindurchfahren“, versichert Holzapfel. „Leider verzeichnen wir immer wieder Fälle, in denen die Fahrzeuge massiv und weit über vier Meter überladen sind und somit aufgrund ihrer Höhe diese Einbauten anfahren, verbeulen oder sogar hinunter reißen. Die absturzgefährdeten Elemente oder schon abgestürzten Elemente bergen eine enorme Gefahr für die nachfolgenden Verkehrsteilnehmenden.“

Ohne Polizei geht es nicht

Löst der Sicherheitssensor die Sperre des Tunnels aus, schellen automatisch die Alarmglocken in der Dienststelle der Autobahnpolizei Mühldorf. Mit Blaulicht rücken die Beamten dann aus, um sich um das Hindernis am Tunnel zu kümmern. „Je nachdem wo sich die Streife gerade aufhält, sind wir in 15 bis 20 Minuten vor Ort“, versichert Polizeihauptkommissar Christian Liebl, Leiter der Autobahnpolizei Mühldorf. „Einmal hatten wir eine zu hohe Palme auf einem Anhänger, das war wohl unser sensationellster Fall.“ Im Winter führe auch schon mal Schnee auf Sattelaufliegern und Lkw-Dächern zur Überschreitung der Höhe von 4,40 Meter.

Am gesperrten Tunnel sorgt die Polizei dafür, dass der Verkehr wieder fließen kann. „Passiert es im Berufsverkehr haben wir schnell drei, vier Kilometer Rückstau in dieser Fahrtrichtung.“ Wenn möglich wird das Hindernis, also der überhohe Lkw, auf den Seitenstreifen gelotst und der Verkehr daran vorbei. Dann geht die Arbeit für die Autobahnpolizei erst richtig los.

„Bei überhohen Schwertransporten geht es darum, ob die Fahrt auf dieser Strecke genehmigt war“, erklärt Liebl. Schlägt die Höhenkontrolle wegen gelöster und flatternder Planen der Ladung an, reicht oft schon das ordentliche Verzurren der losen Teile. „Ist zu hoch geladen, kann das Fahrzeug meist hydraulisch abgesenkt werden, auch Luft aus den Reifen zu lassen, wäre eine mögliche Lösung.“ Ist das erledigt, kann die Polizei das Fahrzeug eventuell langsam durch den Tunnel lotsen.

Die Höhenkontrolle des Tunnels Wimpasing ruft die Polizei rund 100-mal pro Jahr auf den Plan. „Also fast an jedem dritten Tag“, sagt Liebl. „Damit fällt diese Teilaufgabe in unserer Arbeit schon massiv ins Gewicht.“ Vor allem der Aufwand für das Überprüfen der Papiere, der Verkehrstüchtigkeit des Fahrzeuges und die Überwachung des eventuellen Um- und Aufladens neben der Autobahn.

Das war der Grund für die Tunnelsperre Anfang August

Am Sonntag, 6. August, lag eine technische Störung in einem der Sensoren zur Höhenkontrolle vor. Das heißt, der besagte Sensor nahm ab circa 4.15 Uhr ständig an, dass seine Lichtschranke unterbrochen wäre und ein zu hohes Fahrzeug gemeldet werden müsste. Diese Störung wurde im Tunnel Wimpasing zum ersten Mal verzeichnet. Die Fehlersuche und -identifikation erfolgte innerhalb weniger Minuten. Die Fehlerbehebung nahm aufgrund der nächtlichen Uhrzeit und der notwendigen Anreise der Techniker rund zwei Stunden in Anspruch. Um 6.30 Uhr wurde die Sperre aufgehoben. Im Jahr 2022 war der Tunnel Wimpasing 53-mal gesperrt, im Jahr 2023 – Stand 16.08.2023 – bereits 38-mal.

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