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Landrat: „Missstände unverzüglich abzustellen“

Im Landkreis Mühldorf wachsen Türme von Gelben Säcken – und der Unmut von Bürgern

Zurück in die Garage: Während Michael Dickinger die Gelben Säcke wieder geschützt unterbringen kann, bleiben sie an anderen Stellen gestapelt auf der Straße.
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Zurück in die Garage: Während Michael Dickinger die Gelben Säcke wieder geschützt unterbringen kann, bleiben sie an anderen Stellen gestapelt auf der Straße.

Seit 1. Januar soll ein neues Unternehmen die Gelben Säcke im Landkreis Mühldorf einsammeln. Das gelingt nicht sehr gut, inzwischen türmt sich der Abfall in manchen Orten auf der Straße.

Mühldorf/Mettenheim – Vor Häusern liegt ein ganzes Dutzend von ihnen, sie hängen an Zäunen oder verstreut in einem Vorgarten: Gelbe Säcke gehören derzeit zum Dorfbild von Mettenheim.

Michael Dickinger kennt als Läufer viele Straßen und Wege im Dorf. „Man sieht überall Gelbe Säcke“, berichtet er nach seiner jüngsten Jogging-Runde und führt zu einem Haus, vor dem ein Rollwagen mit Dutzenden der Müllsäcke an der Straße steht.

Das ist nicht nur in Mettenheim so. Auch in Aschau, Kraiburg und Polling liegen die Säcke. Der Grund: Die jüngsten Abholtouren durch die Firma Dolgaimer sind ausgefallen oder nicht komplett durchgeführt worden. Schon Anfang des Jahres blieben viele Gelbe Säcke liegen.

Vor allem in Mehrfamilienhäusern werden die nicht abgeholten Gelben Säcke zum Problem, wie in Mettenheim

Die letzte Abfuhr in Mettenheim erfolgte noch durch die Firma Wurzer, Karin Golombek kann sogar den Tag genau benennen: Es war der 23. Dezember, der Tag vor dem Heiligen Abend. Seit dem kam kein Müllauto mehr. Michael Dickinger rechnet vor: „Jetzt sollen wir wieder 14 Tage warten, das sind dann insgesamt fünf Wochen.“

Zurück in die Garage: Michael Dickinger kann die Gelben Säcke wieder geschützt unterbringen.

Wer sich bei der Firma Dolgaimer beschwert, beißt oft auf Granit. Bernd Kissing wohnt in Haag, der westliche Landkreis war vor allem Anfang Januar von der Nichtabholung betroffen.

Er beklagt: „Mehrere Tage war die Firma telefonisch nicht erreichbar.“ Nach einigen Versuchen habe ihn schließlich eine Frau darauf hingewiesen, dass man neu sei und erst die Örtlichkeiten sichten müsse. Man würde jetzt noch neue Fahrzeuge kaufen und hätte auch schon weitere Mitarbeiter eingestellt.

Negative Erfahrungen hat auch Helmut Ziegleder aus Heldenstein gemacht. „Da meldet sich keiner“, sagt er nach mehrfachen Nachrichten seinerseits. Denn auch in seiner Siedlung sind die Gelben Säcke liegen geblieben.

Fast der ganze Landkreis Mühldorf betroffen

Das zeigt: Anders, als auf der Internetseite von Dolgaimer behauptet, bleiben die Säcke nicht nur in einzelnen Gemeinden hängen. Das Landratsamt bestätigt auf Anfrage: „Grundsächlich ist der ganze Landkreis betroffen. Meist handelt es sich um vereinzelte Straßenzüge, aber auch einzelne Gemeinden konnten nicht planmäßig abgeholt werden.“

Die Verantwortung dafür wälzt Dolgaimer auf die Reclay Group ab, die als Teil des Dualen Systems Auftraggeber der Entsorgung ist. „Dies liegt daran, dass wir die gesammelten gelben Säcke aus dem Müllfahrzeug nicht entladen können“, heißt es auf der Internetseite von Dolgaimer. „Die Fortsetzung der Sammlung ist erst möglich, sobald die dualen Systeme die von uns gesammelten Säcke vom Umschlagplatz abholen, um Platz für das Entladen zu schaffen.“

Mit Blick auf die kommenden Tage mit zunehmendem Wind fürchtet der Mettenheimer Dickinger, dass Säcke am Straßenrand zerreißen und der Müll durch die Gegend fliegt. Er erwartet deshalb vom Landkreis und den Gemeinden, dass sie Druck auf den Entsorger ausüben. Er spricht von einer Vermüllung des Dorfes: „Es muss doch auch im Interesse der Gemeinde sein, dass das weggebracht wird.“

Landratsamt sieht keine direkte Eingriffsmöglichkeit

Landrat Max Heimerl teilt den Ärger der Landkreisbürger, „zumal wir als Landkreis keinen Einfluss auf eine Verbesserung nehmen können“. Die Entsorgung sei privatwirtschaftlich organisiert. Er fordert: „Der Auftraggeber und der zuständige Entsorger müssen jetzt endlich alles daran setzen, um die Missstände unverzüglich abzustellen.“

Das Landratsamt stehe im direkten Austausch mit Dolgaimer, sagt Sprecherin Karin Huber, verweist aber auf das Unternehmen „Duale System Reclay Systems GmbH“, das zum Dualen System gehört: „Als neuer Vertragspartner der Dualen Systeme wurde dem Landkreis die Firma Dolgaimer GmbH aus Scheinfeld zugewiesen.“ Das Unternehmen sei neu am Markt.

Unternehmen ist erst ein Jahr alt

Nach Angaben des Internetportals North Data wurde die Firma Dolgaimer am 23. Januar 2023 ins Handelsregister als GmbH eingetragen, um „Dienstleistungen im Bereich der Abfall- und Recyclingwirtschaft“ zu erbringen.

Trotzdem heißt es aus dem Landratsamt: „Allerdings konnten sich die Geschäftsführer in der Branche bereits umfassende Kenntnisse und Erfahrungen aneignen.“ Genügend Zeit, weitere Erfahrung zu sammeln, hat Dolgaimer in jedem Fall. Der Vertrag läuft bis 2026.

Landkreisbürgerin fragt: Warum an eine solche Firma

Die Mettenheimerin Golombek will wissen: „Wieso wird der Entsorgungsauftrag an so einen Betrieb erteilt?“

Felix Raubach, Unternehmenssprecher von „Duale System Reclay Systems GmbH“, verteidigt die Vergabe: „Die Firma Dolgaimer hat sich im Ausschreibungsverfahren als Bestbieter durchgesetzt“. Nach gründlicher Prüfung sei man von der Firma Dolgaimer als Partner überzeugt und begleite die Umsetzung eng.

Zugleich zeigt Raubach Verständnis für die Anlaufschwierigkeiten: „Bei einem Anbieterwechsel kann es trotz bester Vorbereitung immer kleinere Reibungsverluste geben.“ Witterungsbedingt und durch das sehr hohe Abfallaufkommen zum Jahreswechsel sehe sich Dolgaimer mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.

Dazu zählt wohl auch die von Dolgaimer kritisierte Überfüllung des Lagerplatzes, die Raubach bestätigt. „Wir befinden uns aber in sehr gutem Austausch mit der Firma Dolgaimer und den Vertretern der Dualen Systeme, die für die Abholung am Umschlag verantwortlich sind. Wir gehen davon aus, dass kurzfristig ein unproblematischer Ablauf sichergestellt werden kann.“

Die Dolgaimer GmbH hat sich zu Fragen der OVB Heimatzeitungen bislang nicht geäußert.

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