Am Stadtplatz in Mühldorf
Protest-Aktion auf dem Bauernmarkt: Landwirte sind enttäuscht von Sandra Bubendorfer-Licht
Freitags ist auf dem Stadtplatz in Mühldorf immer Bauernmarkt. Die Landwirte nutzten den Markt für weitere Aktionen gegen die Sparpläne der Bundesregierung. Für eine Bundestags-Abgeordnete gab es Grablichter.
Mühldorf – „Wir wollen die Subventionen gar nicht. Wenn wir faire Preise für unsere Produkte bekämen, bräuchten wir die auch nicht“, sagt Kreisbäuerin Heidi Schmidinger selbstbewusst zu einem Kunden auf dem Mühldorfer Bauernmarkt. Sie und andere Landwirte trotzten den eisigen Temperaturen, um den Menschen ihre Lage und ihre Forderungen zur vermitteln.
„Ihr habt Traktoren für 350.000 Euro. So schlecht kann es Euch gar nicht gehen“, meinte ein Passant. Schmidinger: „Und wo liegt der Brief? Der Traktor gehört der Bank.“
Gewinne von sterbenden Betrieben
Die gestiegenen Gewinne, die zuletzt für Schlagzeilen sorgen, „sind Gewinne von Betrieben, die aufgehört haben“, so Georg Eisner, Bio-Bauer und Sprecher von „Land schafft Verbindung“ aus Gars. Die kaufen zum Beispiel keine Ferkel mehr oder sie investieren nicht mehr, während sie gleichzeitig noch Einnahmen hatten. Das ergibt in der Buchhaltung eben einen Gewinn. „Aber im eigentlichen Sinn hat der Betrieb aufgehört. Das sind Betriebe, die sterben.“
Um auf dieses Höfesterben aufmerksam zu machen, entzündeten die Bauern vor dem Mühldorfer Büro der Bundestagsabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht (FDP) Grablichter. „Das ist ein stiller Protest“, sagt Ulrich Niederschweiberer, Obmann im Mühldorfer Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes.
Getreide seit zwei Jahren unverkäuflich
Auch seien die Vorjahre „bei weitem nicht so gut gelaufen“, ergänzte Landrat Max Heimerl (CSU). „Das ist ein Auf und Ab. Der Wegfall der Subventionen ist ja dauerhaft, also, auch wenn die Situation wieder problematischer ist.“
Die Statistiken zeigen auch nicht die aktuellen Zahlen, sagt Bio-Bauer Eisner. Bei ihm sei es um die Hälfte zurückgegangen. Er habe sein Getreide schon zwei Jahre im Silo, „weil es unverkäuflich ist, weil der Markt komplett übersättigt ist, mit allem möglichen aus dem Ausland. Da können wir mit unseren Preisen nicht mehr mithalten.“
„Wir müssen mit unseren Gewinnen unsere Familien entlohnen. Wir haben in der Regel zwei Familien auf dem Hof, die arbeiten“, so Niederschweiberer. Auch werden daraus die Investitionen finanziert. „Das lässt unsere Gewinne viel höher erscheinen, als sie unterm Strich sind.“
„Landwirte sind Leistungsträger unserer Gesellschaft“
Unterstützung bekamen die Bauern auch vom Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer (CSU) und Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl (UM). Die Landwirte seien durch die Beschlüsse überdurchschnittlich belastet und „müssen ein Sonderopfer“ bringen, sagte Heimerl: „Das ist nicht gerechtfertigt. Die Landwirte sind Leistungsträger unserer Gesellschaft. Wir müssen schauen, dass sie Rahmenbedingungen bekommen, wo sie ihre Leistungen dauerhaft erbringen können.“
„Es gibt keinen Wohlstand ohne Leistung, ohne Anstrengung. Das müssen wir jetzt wieder in den Vordergrund stellen.“
Kein Wohlstand ohne Leistung und Anstrengung
Die breite Unterstützung für die Proteste zeige der Bundesregierung, so Heimerl: „So kann es nicht weiter gehen. Wir müssen wieder verstärkt die Leistungsträger unterstützen, auf Leistung setzen. Es gibt keinen Wohlstand ohne Leistung, ohne Anstrengung. Das müssen wir jetzt wieder in den Vordergrund stellen.“
Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl sagte: „Die regionalen Bauern und die Lebensmittel müssen erhalten bleiben. Wir müssen irgendwie mit den Steuerlasten runter und können jetzt nicht anfangen, Subventionen zu streichen.“ Und der Abgeordnete Mayer forderte, „die Kürzungsvorschläge und Vorhaben schnellstmöglich aufzugeben.“
Ernüchterndes Gespräch mit der Abgeordneten Bubendorfer-Licht
Da hatte Niederschweiberer allerdings schlechte Nachrichten. Er hatte in einem kleinen Kreis mit der Bundestagsabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht (FDP) gesprochen: „Das war sehr ernüchternd.“ – „Erschreckend!“, korrigierte Bio-Bauer Eisner.
Von Bubendorfer-Licht gebe es „lauter schöne, warme Worte“, sagt Niederschweiberer. „Aber, wenn es um die Sache geht, sind die Statements eins zu eins Äußerungen der Bundesregierung.“
Darum fühlen sich die Bauern nicht vertreten
Er habe sie „explizit“ aufgefordert, dagegen zu stimmen, wenn der Kabinettsentwurf nicht geändert werde. Fünfmal sei sie ausgewichen, bis sie sagte: „Nein, das kann ich nicht zusagen. Vorher hat sie noch erklärt, sie haben keinen Fraktionszwang.“ Auch das sei ein Grund, „warum wir uns in dieser Regierung überhaupt nicht vertreten fühlen.“
