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Verschiedene Meinungen treffen aufeinander

So viel Müll wurde in der Region verbrannt - und das erwartet die Bürger bei den Abfall-Kosten

Gibt es nun doch eine Kehrtwende beim Biomüll? Für den inoffiziellen Teil der 45. Verbandsversammlung des ZAS im Kultur- und Kongressforum in Altötting wurde lediglich angekündigt, dass Gaslieferverträge angesichts der Preisentwicklung diskutiert werden müssen.
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Gibt es nun doch eine Kehrtwende beim Biomüll? Für den inoffiziellen Teil der 45. Verbandsversammlung des ZAS im Kultur- und Kongressforum in Altötting wurde lediglich angekündigt, dass Gaslieferverträge angesichts der Preisentwicklung diskutiert werden müssen.

Bei der Versammlung des „Zweckverbandes Abfallverwertung Südostbayern“(ZAS) tauschten sich die Anwesenden intensiv über den möglichen Einsatz der Biotonne aus. Auch wird darüber gesprochen, dass eine Preissteigerung bei Chemikalien und Erdgas zu erwarten ist.

Mühldorf — Auf der 45. Verbandsversammlung des „Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern“(ZAS) trafen letzte Woche unterschiedliche Meinungen aufeinander. Mehrere Verbandsräte sprachen sich einstimmig gegen eine weitere Senkung der Müllabnahmepreise aus. Diese waren seit 2017 schrittweise gesenkt worden, um Rücklagen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro abzubauen, von denen das Müllheizkraftwerk in Burgkirchen um eine Biomüll-Vergärung erweitert werden sollte.

Das Projekt war 2017 gescheitert, nachdem Traunstein eine Biotonne eingeführte. Der Landkreis BGL folgte 2019, in Rosenheim und Landkreis soll die Tonne nach langem Hin und Her nun 2025 kommen. Nur die Landkreise Mühldorf und Altötting halten an der Ablehnung einer Einführung fest. Doch auch aus den anderen drei Landkreisen gab es diesmal kritische Stimmen zur Biotonne zu hören.

Rekordgewinne durch Entwicklungen auf dem Energiemarkt

Der Verbandsvorsitzende Erwin Schneider und Geschäftsführer Robert Moser betonten in ihren Berichten, dass die beiden Öfen des Müllheizkraftwerks sehr gut arbeiten. Die Anlagen seien auch 2021 sehr gut verfügbar gewesen, wodurch 240 700 Tonnen Müll abgenommen werden konnten.

„Das ist der zweithöchste Wert seit dem Start der Müllverbrennung, der höchste war letztes Jahr mit 244 000 Tonnen!“, so Altöttings Landrat Erwin Schneider. Er wies darauf hin, dass wegen der Gaspreise die Erlöse aus den Dampflieferungen an den benachbarten Chemiepark auf rund sieben Millionen Euro gesteigert werden konnten, wobei der bisherige Rekord mit 4,3 Millionen Euro schon 2014 erzielt wurde.

Er wies auch darauf hin, dass sich die Dampf- und Stromerlöse seit dem Beginn des Ukrainekriegs nochmals vervielfacht haben. Die Einkünfte stiegen 2022 von durchschnittlich fünf Millionen Euro jährlich auf 23,6 Millionen Euro bis einschließlich Oktober.

„Damit erzielen wir erstmals höhere Einnahmen mit der Energieerzeugung, als mit der Müllverbrennung, die bis Oktober bei 18,6 Millionen Euro lag!“, so Erwin Schneider. Unklar sei allerdings, ob die Gewinne angesichts politischer Bemühungen der Bundesregierung beim ZAS verbleiben.

Preissteigerungen auch wegen Gesetzgebung zu erwarten

Klarer ist das Bild bei der Kostenentwicklung, wo sich die Preise für die Betriebsstoffe Natronlauge, Salzsäure sowie Ammoniakwasser seit Corona ebenfalls vervielfacht. Auch gäbe es Probleme bei den Lieferketten. Ähnlich wie beim Erdgas, das fürs Anfahren der Öfen gebraucht wird und wo sich der Preis verdreifacht habe.

Teurer kommt den Verband auch die Entsorgung der Rückstände aus der Rauchgasreinigung untertage, wo der Verband Preissteigerungen von 60 Prozent erwartet. Ebenso wird die Aufbereitung und Verwertung von Schlacke 20 Prozent teurer werden.

Erwin Schneider wies allerdings darauf hin, dass im Jahr 2022 die Emissionsgrenzwerte wieder unterschritten wurden. Der Verbandsvorsitzende kritisierte in diesem Zusammenhang auch die geplante CO2-Bepreisung. Bisher kostet das Abgas noch nichts, doch ab 2024 beginnend, soll der Preis pro Tonne CO2 bis 2026 von 35 auf 65 Euro steigen. Schneider betonte, dass das Gesetz noch unausgegoren sei, und brachte sein generelles Unverständnis zum Ausdruck, weil nur etwa die Hälfte der Abfälle überhaupt fossiles CO2 beinhalte.

Vielmehr vermindere das Müllheizkraftwerk durch die Erzeugung von Strom und Prozessdampf die Verbrennung fossiler Brennstoffe andernorts. „Wie kann man sowas planen, wenn man gleichzeitig Entlastungsdiskussionen wegen der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs führt“, so Schneider.

Denn die durch eine solche „Müllsteuer“ steigenden Anlieferentgelte müssten in Form von Gebührensteigerungen an die Bürger weitergegeben werden, was für Altötting eine Verdoppelung, für die anderen Landkreise einen Anstieg um 33 Prozent bedeute. Für das Jahr 2023 kalkuliert Robert Moser allerdings aufgrund der günstigen Lage bei den Energiepreisen erst einmal mit einer Entlastung des Haushalts.

„Bei Gesamtaufwendungen von 48,4 und Kosten von 35,4, wird sich der Fehlbetrag nach derzeitigen Berechnungen von fast 17 Millionen auf 13 Millionen Euro verringern“, sagte der Geschäftsführer über das Jahr 2023.

Infrastruktur des Müllheizkraftwerks und Kritik an Gesetzgebung

Der Zweckverband will den früheren Schlackebunker zum Zwischenlager und für den Abfallumschlag ausbauen. Nach den derzeitigen Kalkulationen wird das Projekt wohl um gut 30 Prozent teurer, als zunächst geplant. Momentan stehen 10,5 Millionen Euro Gesamtkosten in den Büchern, wovon 500 000 schon in diesem Jahr investiert wurden.

Der Verbandsvorsitzende Erwin Schneider will an diesen Plänen festhalten, um die Auslastung des Müllheizkraftwerks weiter zu verbessern und es effizienter zu machen. Neben den üblichen Wartungsarbeiten wurden zum ersten Mal in der fast 30-jährigen Geschichte des Müllheizkraftwerks auch die Eichenschwellen der Gleisanlagen durch Betonschwellen ersetzt.

Intensiv tauschten sich die Verbandsmitglieder über die Erfahrungen mit der Biotonne aus. Ainrings Altbürgermeister Hans Eschlberger aus dem Berchtedgadener Land berichtete über den Aufwand, der betrieben werden muss, um beispielsweise Störstoffanteile aus dem Biomüll zu entfernen.

Landrat Otto Lederer aus Rosenheim wies auf das fragwürdige Kosten-Nutzen-Verhältnis und die CO2-Bilanz einer entsprechenden Kreislaufwirtschaft hin. In ein ähnliches Horn stieß Verbandsrat Willi Eschlberger aus Traunstein, der kritisierte, dass der Biomüll mangels Entsorgungsmöglichkeiten beim ZAS von Traunstein bis nach München gefahren werden müsse.

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