Viele Zahlen gehen nach oben
Einbrüche, Sexualdelikte, Messerangriffe: So ist die Sicherheitslage im Landkreis Mühldorf
Es ist eine gemischte Bilanz, die die Polizei mit Blick auf die Sicherheitslage im Landkreis Mühldorf für 2024 zieht. Neben positiven Entwicklungen gehen in einigen besonders heiklen Bereichen die Zahlen nach oben.
Mühldorf – Der Blick auf die Zahlen gibt wenig Grund zu Optimismus: Die Zahl der Straftaten ist gestiegen, in fast allen kriminalistischen Bereichen waren es zum Teil deutlich mehr als im Vorjahr. Die Zahl der ausländischen Straftäter ist erneut gewachsen und liegt über dem Bevölkerungsanteil. Die Aufklärungsquote ist dagegen rückläufig.
Sicherheitslage auf hohem Niveau
Trotzdem wertete Polizeipräsident Frank Hellwig die Zahlen bei der Präsentation des Sicherheitsberichts im Landratsamt nicht ausschließlich negativ: „Die Sicherheitslage befindet sich auf hohem Niveau.“ Denn die Zahl der Verbrechen je Einwohner ist im Landkreis niedriger als in Bayern.
Auf 4092 Straftaten je 100.000 Einwohner kommt der Landkreis, bayernweit beträgt diese Häufigkeitszahl 4218. In den Nachbarlandkreisen liegt sie dagegen zum Teil deutlich darunter. Das Polizeipräsidium beziffert den Durchschnitt in Südbayern auf nur 3648 Straftaten je 100.000 Einwohner.
4940 Verbrechen zählte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt im Landkreis, das sind 589 oder 13,5 Prozent mehr als 2023. Dabei gibt es einige Felder, die den Beamten Kopfzerbrechen bereiten. Hellwig nannte die Wohnungseinbrüche, deren Zahl von 15 auf 27 gestiegen ist. Der Polizeipräsident sprach von einem „nicht unerheblichen Anstieg“. Zugleich betonte er: „Im langjährigen Vergleich ist das sehr niedrig, 2016 gab es noch doppelt so viele Einbrüche. Da bewegen wir uns also in einem guten Bereich.“
Neben dem Eindringen in Privatwohnungen und Häusern meldet die Polizei verstärkt Einbrüche in Super- oder Baumärkte und Handwerksbetriebe. „Es scheint, dass die Täter Einbrüche als gewerbsmäßige Einnahmequelle wieder entdeckt haben.“ Obwohl die Aufklärungsrate in diesem Bereich mangels Spuren laut Hellwig besonders niedrig ist, schließt er die Tätigkeit von organisierten Banden derzeit nahezu aus und spricht von Einzeltätern. „Dieser Bereich wird einer unserer Handlungsschwerpunkte“, kündigte er für dieses Jahr an. Dabei gehe es vor allem um Prävention, durch die die Häuser sicherer gemacht werden und die Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft gestärkt werden soll.
Viele ausländische Straftäter
Erneut gestiegen und inzwischen auch in der Region auf hohem Niveau ist die Zahl ausländischer Straftäter. Sie liegt laut Polizeipräsidium bei 41 Prozent, 2502 Tatverdächtige konnte die Polizei ermitteln. Hellwig nannte den Anteil „erheblich“, vor allem dann, wenn man auf den Bevölkerungsanteil schaut. Nach seinen Angaben beträgt der Ausländeranteil im Landkreis nämlich nur 15,4 Prozent. „Da bekommen die 41 Prozent eine andere Wertigkeit. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.“ Der Anstieg der Zahl ausländischer Täter in den letzten Jahren verfestige sich.
Hellwig wollte weder eine politische noch eine kriminologische Wertung der Zahlen abgeben. Er wies lediglich darauf hin, dass viele ausländische Straftäter aus Bürgerkriegsgebieten kämen oder traumatisiert seien.
Das Präsidium hat für 2024 drei Messerangriffe mittelt, darunter einen versuchten Totschlag. Dabei soll ein 34 Jahre alter Türke in Waldkraiburg einen 19-Jährigen schwer verletzt haben.
Versuchte Tötung beim Mühldorfer Volksfest
Im zweiten Fall bedrohte laut Polizeipräsidium ein psychisch kranker Grieche aufgrund von Wahnvorstellungen einen Besucher eines Wohnheims in Waldkraiburg mit einem Küchenmesser. Im dritten Fall bedrohte eine Jugendliche in einer Wohngruppe in Kraiburg zwei Betreuerinnen.
Hellwig wies anhand eines Vorfalls auf dem Mühldorfer Volksfest darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft künftig Körperverletzungen strenger verfolgen werden. So werde die Gewalttat, bei der ein Mann mit einem Masskrug schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden sei, als versuchte Tötung angeklagt und nicht als gefährliche Körperverletzung.
Ein besonders heikles Feld der Verbrechensbekämpfung sind Sexualdelikte. Der drastische Anstieg aller Sexualstraftaten von 152 auf 219 hängt laut Hellwig vor allem mit der Verbreitung von Kinderpornografie zusammen. Davon betroffen seien Kinder und Jugendliche nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter. Denn schon das Versenden oder Empfangen von Fotos oder Videos auf Handys, die nicht sofort gelöscht würden, seien eine mögliche Straftat.
Auf die Spur kommt die heimische Polizei Straftätern in diesem Bereich meist durch Hinweise von Nichtregierungsorganisationen (NGO) in den USA. Diese übermitteln Daten an deutsche Behörden, die dann tätig werden. „Eine Häufung in der Region“, betont Hellwig, sei „reiner Zufall.“ Er widersprach damit dem Eindruck, dass es in den Landkreisen Mühldorf und Altötting eine auffallend große Zahl von Taten und Razzien im vergangenen Jahr gegeben habe; dieser war durch wiederholte Durchsuchungen in den Landkreisen Mühldorf und Altötting entstanden. Auch organisierte Kinderpornoringe in der Region seien nicht bekannt.
In den Zahlen sind auch 40 Fälle von sexueller Belästigung. Täter vor allem im Bereich des sexuellen Missbrauchs gegen Kinder und Jugendliche kämen meist aus der Familie oder dem Freundes- und Bekanntenkreis.
Weniger Rauschgifttaten
Vor allem in einem Punkt haben sich die Zahlen der Kriminalstatistik deutlich verbesser: beim Rückgang der Rauschgiftfälle. Das ist laut Polizeipräsident Hellwig vor allem der Legalisierung von Cannabis zu verdanken. Die nannte der Polizeipräsident eine „Mogelpackung“. Es sei heute sehr viel mehr Cannabis auf dem Markt als vor der Legalisierung. Die teilweise Freigabe erschwere die Arbeit der Polizei bei der Unterscheidung von legalem und illegalem Vorgehen auf dem Rauschgiftmarkt.
Als sehr gut bezeichnete Hellwig die Aufklärungsquote von 67,7 Prozent. Die ist zwar gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozentpunkte gesunken, liege aber mit 67,7 Prozent „bayernweit auf hohem Niveau“.
