Kommunalwahl im Mühldorf
„Raus aus dem Elfenbeinturm“: SPD-Kandidatin möchte als Bürgermeisterin bei den Menschen sein
Die SPD Mühldorf schickt Stadträtin Claudia Hungerhuber einstimmig als Kandidatin ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Darauf kommt es der 55-Jährigen an, das kritisiert sie.
Mühldorf – Weitere Entscheidung im Kampf um das Bürgermeisteramt in Mühldorf: Einstimmig sprachen sich die SPD-Mitglieder bei der Aufstellungsversammlung ihrer Partei für Claudia Hungerhuber aus. Die 55-jährige Stadträtin und Kulturreferentin soll ihre Partei in den Kommunalwahlkampf führen.
Kein Eindreschen im Wahlkampf
Zuvor hatte sie im vollen Gewölbekeller des Lodronhauses sich und ihre Beweggründe vorgestellt, ohne den Namen von Amtsinhaber Michael Hetzl zu erwähnen. „Einen Wahlkampf, in dem auf andere eingedroschen wird, das wird es mit mir nicht geben“, sagte sie auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen.
Freimütig gestand sie, dass sie, als sie vor sechs Jahren erstmals für den Stadtrat kandidierte und damit auch den ersten Schritt in die Politik wagte, niemals daran gedacht habe, als Bürgermeisterkandidatin anzutreten. Doch in unzähligen Gesprächen, die sie vor allem in den letzten Jahren und Monaten führte, habe sie einen klaren Trend gespürt: „Ganz viele Menschen sind davon überzeugt, dass Mühldorf einen neuen Bürgermeister oder auch eine neue Bürgermeisterin braucht – ich stehe dafür bereit, diese Verantwortung zu übernehmen.“
Hungerhuber lebt seit 20 Jahren in Mühldorf. „Mühldorf ist für meine Familie die Heimat geworden, hier ist unser Zuhause. Wie es mit Mühldorf weitergeht, das liegt mir sehr am Herzen“.
Die gelernte Bankkauffrau, die im Marketing einer Bank in München tätig ist, sieht ihre Arbeit als gute Grundlage, um an der Spitze einer Stadt zu stehen. Dazu bringe sie für die Zukunft der Stadt Mühldorf eine klare Vorstellung mit, die sich an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientiere. „Ich habe die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen und konsensfähige Lösungen zu schmieden, aber ich scheue auch nicht vor kritischen und harten Diskussionen zurück“, sagte sie. „Ich suche das Gespräch mit allen Menschen, ich kann zuhören und ich sage nicht nur, dass ich die Anliegen ernst nehme, ich mache das auch so“.
Als Bürgermeisterin wolle sie das Miteinander stärken, daran fehle es derzeit massiv. Sie erinnerte an die von ihr initiierte Aktion „Freiluftkulturprogramm“ im Coronasommer 2023: „Hier konnten wir in Gemeinschaftsleistung mit Stadtrat, Kulturamt und regionalen Künstlerinnen und Künstlern eine tolle Sache auf die Beine stellen – das geht aber eben nur im Miteinander.“
Konstruktives Miteinander
Das sei es, was Bürgerinnen und Bürger erwarteten, ein konstruktives Miteinander in der Stadtpolitik. Dieses Vertrauen sieht Hungerhuber derzeit beschädigt, wichtige Wahlversprechen, die vor der letzten Wahl gegeben wurden, seien gebrochen worden. Sie nannte das Weiterverkaufsverbot für städtische Grundstücke durch private Käufer an Dritte oder die nicht erfolgte Senkung des Gewerbesteuersatzes.
Nicht gewürdigt sieht sie in der Vergangenheit den Vorschlag ihrer Partei für die Neugestaltung des Sümö-Geländes in der Altstadt. „Wir haben uns wirklich viel Arbeit gemacht, bis heute haben wir nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten – so ein Vorgehen schafft kein Vertrauen“, sagte sie unter Applaus fest. Sie sehe die Zukunft des Areals auf jeden Fall in den Händen der Stadt, nicht im Privatbesitz für den Bau von sechs oder sieben Wohnblöcken mit 100 Wohnungen.
Mehr Bürgernähe
Als wichtiges Ziel ihrer Politik bezeichnete sie mehr Bürgernähe: „Die Leute sollen wieder Gefühl bekommen, dass sie mit ihren Anliegen und Sorgen ernst genommen werden“, Klientelpolitik dürfe es nicht geben, es müsse immer um die Stadt und um die Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger gehen. Sie werde deshalb, für den Fall ihrer Wahl, auch wieder Bürgerversammlungen für alle Ortsteile einführen. „Ich möchte eine Bürgermeisterin sein zum Ansprechen, ich werde nicht im Elfenbeinturm sitzen, weil mir die Menschen am Herzen liegen.“
Dazu gehöre es auch, wieder Mietwohnungen zu errichten, die bezahlbar seien, dazu werde sie die Stadtbau stärken. Sie wolle aber auch kompetente Ansprechpartnerin sein für die Wirtschaft, denn nur mit einer starken Wirtschaft können Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen gesichert werden.
In kurzen Statements machten sich drei bekannte Vertreter der Kommunalpolitik für Claudia Hungerhuber stark. Die ehemalige Bürgermeisterin Marianne Zollner betonte, Hungerhuber sei „die richtige Frau zur richtigen Zeit für das richtige Amt“. Altbürgermeister Günther Knoblauch sagte, „eine Bessere hätten wir gar nicht finden können“. Neuöttings Bürgermeister Peter Haugeneder gab der Hoffnung Ausdruck, dass Claudia Hungerhuber die Tradition erfolgreicher SPD-Bürgermeister in Mühldorf fortsetzen werde.
Glückwünsche von Mann und Tochter
Die ersten Umarmungen nach der Wahl gab es für Claudia Hungerhuber von ihren Mann Edwin und ihrer Tochter Julia. Danach gab es Händedrücken, Blumensträuße und Glückwünsche fast schon im Sekundentakt von den SPD-Damen Angelika Kölbl, Alexandra Seißenberger und Marie Seeberg, vom Unterbezirksvorstand Patrick Hüller und vom stellvertretenden Landrat Richard Fischer, der seine Meinung auf den Punkt brachte: „Wenn es eine schafft, dann ist es die Claudia“. (krb)
