Attacken auf Bahn und Geothermie
Waren es Extremisten? So schätzen Terror-Experten die Brand-Anschläge in Polling ein
Haben Extremisten die Anschläge auf die Geothermie und die Bahnstrecke verübt? Weil dieser Verdacht besteht, haben jetzt die Terrorexperten der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen.
Polling – Die Anschlagsserie nahm am Montag (2. Oktober) in den frühen Morgenstunden ihren Anfang: Um 4.30 Uhr hörten Anwohner einen Knall, um 5 Uhr standen auf dem Gelände der Geothermie in Polling (Landkreis Mühldorf) mehrere Fahrzeuge in Flammen. Nach den ersten Ermittlungen wurden dabei fünf Baumaschinen sowie eine Maschine für Forstarbeiten komplett zerstört und fünf weitere Baumaschinen beschädigt.
Großeinsatz nach Brand auf Geothermie-Bauplatz in Polling am Montag (2. Oktober)




Wenig später kam es in gut 800 Meter Entfernung in einem Kabelschacht entlang der Bahnlinie Tüßling - Mühldorf zu einem weiteren Brandanschlag. In der Folge war der Zugverkehr bei Mühldorf am Montagvormittag vollständig lahmgelegt.
Bayerns Terrorismusexperten
Noch am gleichen Tag übernahm die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) die Ermittlungen. Die ZET gehört zur Generalstaatsanwaltschaft München, sie wurde gebildet, um Straftaten mit terroristischen und extremistischen Bezügen zu verfolgen.
Die ZET ist zentraler Ansprechpartner für Fragen der Terrorismus- und Extremismusbekämpfung. Sie koordiniert Ermittlungen mit anderen nationalen und internationalen Dienststellen und unterstützt die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter der bayerischen Staatsanwaltschaften bei der Bekämpfung von extremistischen und terroristischen Straftaten.
Extremistischer Hintergrund ist nicht auszuschließen
„Immer wenn ein extremistischer Hintergrund nicht auszuschließen ist, kommen wir ins Spiel“, erläutert Dr. Klaus Ruhland, Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft München, gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Allein die Professionalität und die Vielzahl der Anschläge sowie die Höhe des Schadens“ in Polling lasse einen entsprechenden Hintergrund nicht ausschließen. Ob es aber tatsächlich die Tat von Extremisten oder Terroristen war, müssten die Ermittlungen ergeben.
Zu weiteren Details und ersten Ermittlungsergebnissen wollte sich Ruhland nicht äußern. Laut Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft ist „nach bisherigem Sachstand von einer gezielten Attacke auf die Geothermie- sowie die Bahnanlage auszugehen. Nach vorläufiger Schätzung beläuft sich die Schadenshöhe auf circa 2,5 Millionen Euro.“
Motive und politische Richtung noch unklar
Ob es im Landkreis eine entsprechende extremistische Szene gibt, konnte Ruhland nicht sagen. „Das wird das Ergebnis der Ermittlungen sein.“ Gleiches gelte für die Motive und die politische Ausrichtung der Täter, die lasse sich aus den Anschlagszielen nicht ableiten. Derzeit werde gegen Unbekannt ermittelt, Zeugen werden gesucht und Erkenntnisse der Spurensicherung ausgewertet.