Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Feuer bei Polling im Landkreis Mühldorf

Nach den Brandanschlägen auf Geothermie und Bahnstrecke: Was wollen die Täter?

Brand Geothermie Polling
+
Nach einer Stunde hatten die Feuerwehren das Feuer nach dem Brandanschlag unter Kontrolle.

Die Polizei geht von Brandanschlägen gegen die Geothermie-Baustelle in Polling und die Bahnstrecke Mühldorf – Tüßling aus. Doch es stellen sich viele Fragen: Was wollen die Täter? Welche Motive haben sie? Hatten sie spezielle Kenntnisse?

Von Josef Enzinger, Christa Latta und Markus Honervogt

Polling – Anwohner hörten gegen 4.30 Uhr einen lauten Knall. Robert Wagner, Freier Mitarbeiter der OVB Heimatzeitungen, wurde aus dem Schlaf gerissen. „Meiner Nachbarin ging es genauso“, erzählt er. 1,5 Kilometer steht sein Haus von einem der Brandorte entfernt: der Geothermie.

Anschläge morgens um 4.30 Uhr

Was sich am Montagmorgen, 2. Oktober, genau rund um Polling zugetragen hat, bleibt bislang völlig offen. Fest steht: Dem lauten Knall folgte auf dem Gelände der Geothermie-Bohrung ein Feuer, dem mehrere Bagger zum Opfer fielen. Polizeisprecher Alexander Huber sagt: „Die Brandfahnder der Kripo Mühldorf gehen von vorsätzlicher Brandstiftung aus.“

Maschinen auf Geothermie-Gelände zerstört

Auf diesem Gelände zwischen Polling und Tüßling (Landkreis Altötting) finden derzeit Vorarbeiten für eine Geothermie-Bohrung statt. Das heiße Wasser aus der Tiefe soll künftig die Gewächshäuser der Firma Reichenspurner, die Gemeinde Polling und Teile Mühldorfs mit Fernwärme versorgen.

Zur gleichen Zeit meldete die Südostbayernbahn (SOB) auf ihrer Strecke zwischen Mühldorf und Tüßling eine Signalstörung. Gleichzeitig wurde dort ein brennender Kabelschacht entdeckt. „Darüber hinaus kam es gegen 4.45 Uhr zu einem Ausfall des Stellwerks Garching“, teilte eine Bahnsprecherin auf Anfrage mit.

Bahnlinie lange gesperrt

Die Bahnlinie verläuft in unmittelbarer Nähe des Geothermie-Geländes, rund 800 Meter entfernt. Auch dieses Feuer konnte laut Polizeisprecher Huber schnell gelöscht werden.

Die Polizei wollte sich vor Ort nicht zu Ursachen und möglichen Hintergründen der Brandstiftungen äußern. Fakt ist, dass die Steuerung der Strecke Richtung Burghausen durch das elektronische Stellwerk in Mühldorf abgewickelt wird. Offensichtlich hat der Anschlag zum Ausfall der elektronischen Kommunikation zwischen dem Stellwerk und dem Signal auf der Strecke geführt. Nach Angaben des Internetportals „stellwerke.info“ übernimmt das neue Stellwerk in Garching den Verkehr zwischen Garching nach Freilassing, nachdem sich die Strecke bei Tüßling geteilt hat. Auch auf dieser Strecke konnten nach dem Anschlag keine Züge mehr fahren.

Reparaturarbeiten auf der Bahnstrecke ab 13 Uhr

Erst kurz nach 13 Uhr waren die Ermittlungen der Polizei so weit abgeschlossen, dass die Bahn mit Reparaturarbeiten beginnen konnte. Die Bahnlinie Mühldorf – Burghausen erschließt das Chemiedreieck. Die meisten Güter in und aus den Chemiewerken rund um Burghausen werden über diese Bahnstrecke transportiert. Der zweite Ast führt über Garching und Freilassing nach Salzburg.

Um 17 Uhr war die Bahnstrecke noch immer gesperrt, ein Ende der Reparaturarbeiten ist laut Bahn noch nicht absehbar.

Gleichzeitig gab es laut Bahn eine davon unabhängige Störung im Stellwerk Mühldorf, die den Bahnverkehr nach Passau, Simbach und Rosenheim beeinträchtigte. Sie begann am Montagnachmittag und war laut Bahn bis gegen 16 Uhr behoben.

Die offenen Fragen

Die Polizei geht von gezielten Anschlägen aus. Und damit stellen sich Fragen. Hatten die Täter Bahnstrecke und Geothermie im Visier? Oder galt der Anschlag vor allem der Bahnlinie? Oder der Geothermie? Warum setzten die Unbekannten auch ein Holzrückefahrzeug in Brand, das in der Nähe in einem Wald abgestellt war? Brauchten die Täter besondere Kenntnisse, um die Steuerungstechnik der Bahn so weitgehend lahmlegen zu können? Die Polizei macht dazu derzeit keine Angaben.

Nicht nur die Bahn stand still, auch auf der Geothermie-Baustelle ging am Montag nichts mehr weiter. Wie Stif Hurmuz, Projektleiter vor Ort erklärt, komme es zu einem Zeitverzug. Er geht jedoch davon aus, dass die Arbeiten am kommenden Mittwoch, 4. Oktober, weiter gehen können. „Wir haben eine große Baufirma an unserer Seite, die schnell Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stellen kann!“

Stellvertretender Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Zweiter von links) auf der Geothermie-Baustelle vor vier Wochen im Gespräch mit Investor Peter Reichenspurner (Zweiter von rechts) und Projektleiter Stif Hurmuz (rechts, mit Helm).

Arbeiten für die Bohrung nicht direkt betroffen

Vom Zeitverzug betroffen sind nach seinen Angaben Asphaltierungsarbeiten, die an der inneren und äußeren Bohrstelle vorgesehen waren, und die jetzt mit einigen Tagen Verspätung erfolgen werden. Nicht unmittelbar betroffen ist der Termin für die eigentliche Bohrung, die nach bisherigem Stand im Dezember oder Januar beginnen soll. „Die Bohrfirma ist aktuell noch in Halsbach tätig“, sagt Hurmuz. „Es wird wohl Ende Januar bis es in Polling soweit ist, dass gebohrt werden kann!“

Für die Feuerwehren ein ganz normaler Einsatz

Für die Feuerwehr, die mit knapp 100 Einsatzkräften vor Ort war, stellten die Löscharbeiten kein Problem dar. „Wir sind Profis und hatten schnell alles in Griff!“, sagt Kreisbrandinspektor Bernd Michel zum Feuer an der Bohrstelle des Geothermie-Projekts. Kurz nach 4.30 Uhr sei der Alarm losgegangen, die Baustellenfahrzeuge hätten beim Eintreffen der Feuerwehren lichterloh in Flammen gestanden, knapp eine Stunde später seien die Brände gelöscht gewesen.

Michel spricht von einem routinemäßigen Einsatz, „nichts Besonderes. Mit so einer Art von Brand hatten wir schon öfters zu tun!“ Und meint auch das Fahrzeug für Holzarbeiten, das im nahegelegenen Wald in Flammen stand. Ob bei dem Brand Diesel und Öl ausgelaufen und das Erdreich verseucht wurde, konnte Michel am Montag noch nicht sagen.

Die Polizei schätzt den Schaden auf 2,5 Millionen Euro.

Kommentare