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Zukunft des Kommunalunternehmens

Wunsch nach Fernwärmenetz in Polling: Sabotiert die Verwaltung den Gemeinderat?

Lena Koch, Wilhelm Skudlik, Fernwärme Polling
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Wie soll Polling sein Fernwärmenetz aufbauen? Lena Koch zweifelt, dass die Gemeinde das schultern kann; Wilhelm Skudlik glaubt weiter an ein gemeindeeigenes Kommunalunternehmen.

Polling hat ideale Voraussetzungen für ein Fernwärmenetz. Doch jetzt gab es dafür einen weiteren Rückschlag. Wer ist schuld?

Polling – Die Situation mutet paradox an. Am Rande von Polling hat das private Unternehmen Erdwärme Inn erfolgreich nach heißem Tiefenwasser gebohrt. Die Quelle sprudelt so kräftig, dass sich damit nicht nur Gewächshäuser, sondern auch hunderte Wohnungen heizen lassen (siehe Kasten). Tüßling und Mühldorf stehen dafür schon in den Startlöchern, erledigen die ersten Hausaufgaben. Nur in Polling, da geht nichts weiter, obwohl eigentlich alle die Fernwärme wollen; und dann gab es in der jüngsten Gemeinderatssitzung einen weiteren Rückschlag.

Seit über einem Jahr liegen sich Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) und die Mehrheit der Gemeinderäte in den Haaren – auch beim Aufbau eines Fernwärmenetzes. Sie sind sich zwar einig, dass sie Fernwärme wollen; sie haben auch schon beschlossen, das Netz mit einem eigenen Kommunalunternehmen selber aufbauen und betreiben zu wollen. 

Leitungsbau schreitet voran

Nach den erfolgreichen Bohrarbeiten für die Geothermie und dem Rückbau des Bohrturms in Polling, schreiten die Bauarbeiten auf der Geothermie-Baustelle weiter zügig voran. „Es ist alles im Zeitplan“, vermeldet Projektleiter Stif Hurmuz bei einem Rundgang und zeigt auf die bereits verlegten ersten Rohre für die Fernwärmeversorgung sowie den Anschluss an die ebenfalls im Bau befindliche Energiezentrale. „Ein optimaler Verlauf“, wie Geschäftsführer der Erdwärme Inn Bayern, Peter Reichenspurner, erklärt. „Bis Ende 2025 wird die Fernwärmeversorgung stehen.“ Und zwar nicht nur für die beiden Gewächshäuser, sondern auch für die umliegenden Kommunen, unter der Voraussetzung, dass die Gemeinden ein entsprechendes Leitungsnetz haben. (wag)

Trotzdem geht nichts weiter. Im Oktober beharkten sich die Kommunalpolitiker wegen der Satzung für das gemeindeeigene Unternehmen, die so gut wie fertig ist, und wegen der ausstehenden Studien zu Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Es wurde gestritten und nichts beschlossen. 

Wärmenetz selber bauen oder doch vergeben?

Wie soll die Gemeinde da ein eigenes Unternehmen für ein Fernwärmenetz auf die Beine stellen? Wie sollen sie da die Bürger vom Anschluss überzeugen? Das fragte sich im Oktober nicht nur Lena Koch (Grüne). Sie schlug vor, die Neuöttinger Firma Egis ins Boot zu holen und einmal einzuladen. Egis macht nämlich für Tüßling eine entsprechende Machbarkeitsstudie, möchte dort auch gerne das Fernwärmenetz bauen und betreiben. Koch damals: „Ich möchte, dass die Geothermie eine Chance hat.“

Dem schlossen sich damals alle an. Nur: Im November war keine Präsentation auf der Tagesordnung. Stattdessen hatte Zweiter Bürgermeister Andreas Maierhofer (CSU), der den erkrankten Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) vertrat, unter Informationen eine ernüchternde Nachricht: „Die Egis ist nicht in der Lage, uns zu betreuen.“ Am Sitzungstag sei die endgültige Absage gekommen. „Sie haben so eine gute Auftragslage.“ Hätten nicht die nötigen freien Ressourcen.

„Bei so einem Schreiben kommt doch keiner“

Doch dann wurde die E-Mail von VG-Geschäftsleiterin Gabriele Springer an Egis auf der Leinwand gezeigt. Sie schrieb am 30. Oktober, dass die Gemeinde ein „Geothermie Nahwärme Projekt“ verwirklichen wolle: „Leider kommt es hier zu großen Diskrepanzen zwischen Gemeinderat und Bürgermeister. Der Gemeinderat wünscht sich jetzt ein Gespräch mit Ihnen, um festzustellen, ob eine Zusammenarbeit bei diesem Projekt mit Ihnen möglich wäre und Ihre Einschätzung zur Sachlage.“

„Bei so einem Schreiben kommt doch keiner“, rief spontan ein Zuschauer. Diese Mail sei ein Symbol „für das Dilemma, das wir haben“, sagte Stefan Mooshuber (CSU): Die Räte diskutieren und beschließen, „wenn dann aber so eine Mail rausgeschickt wird … Was sollen wir machen? Wir müssen über die Verwaltung kommunizieren“.

„Ich will Geothermie nicht sterben lassen“

Lena Koch fand die Absage der Egis „wahnsinnig schade“ und schob nach: „Es bleibt wohl nur, dass wir es selber machen. Es ist die Frage, ob wir es überhaupt vorantreiben sollen. Ich will die Geothermie nicht sterben lassen, aber ich glaube nicht, dass wir es schaffen.“ 

Dem widersprach Wolfgang Schweiger (parteilos): „Die Energie ist da, die ist auch in einem Jahr noch da. Wir haben die Zeit, um es sauber zu planen. Wir könnten es schon noch schaffen.“ 

Kommunalunternehmen wäre unabhängig vom Rathaus

Auch Wilhelm Skudlik (FW) wollte so schnell nicht aufgeben: Es fehle die Machbarkeitsstudie; das Kommunalunternehmen sei getrennt vom Rathaus. „Das sind neue Leute.“ Und da hätte er eventuell schon erste Kandidaten. „Das kann ich aber nicht öffentlich diskutieren.“ 

„Die Idee von Willi ist ja bekannt und ein möglicher Weg“, meinte dazu Maierhofer. Gleichzeitig erklärte er, dass die Machbarkeitsstudie inzwischen ausgeschrieben sei. „Wir brauchen Zahlen. Wir können nichts übers Knie brechen und müssen es gut durchdenken, sonst wird es ein Millionengrab.“

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