Brand auf einem Bauernhof
Wenn das Löschwasser kilometerweit weg ist: Großübung der Feuerwehr in Polling
Es ist nur eine Übung der Pollinger Feuerwehr auf einem Bauernhof in Forsting. Aber die bringt große Herausforderungen. Das größte Problem: Am Brandort gibt es kein Wasser.
Polling – Ein hübscher Biohof im Pollinger Weiler Forsting, umgeben von Wiesen und Felder. Bis zum nächsten Ort ist es ein ordentliches Stückchen entfernt, doch dafür wird man hier mit einer wunderbaren unberührten Natur und Idylle pur belohnt. Diese ist jedoch schnell vorbei, als dichte Rauchschwaden aus einem Gebäude dringen.
100 Feuerwehrleute im Einsatz
Bei der Feuerwehr geht der Notruf ein: „Brand eines landwirtschaftlichen Anwesens. Eine Person wird noch vermisst. Diese befindet sich vermutlich noch im Objekt.“ Jede Sekunde zählt. Innerhalb kürzester Zeit trifft ein Großaufgebot an Feuerwehren an dem Hof ein. Knapp 100 Einsatzkräfte aus Polling, Forsting, Weiding, Grünbach, Flossing, Taufkirchen, Zeiling, Guttenburg und Oberneukirchen kommen mit zwölf Fahrzeugen. Der Hof hüllt sich zusehends mehr in dichten Nebel.
Die Atmosphäre wirkt gespenstisch. Dieses Szenario hört sich dramatisch an, doch zum Glück gibt es Entwarnung: Es ist eine Großübung der Feuerwehr. Die Einsatzleitung hat der Kommandant der Feuerwehr Forsting, Florian Bachmann. Routiniert wie im Ernstfall sitzt bei den Floriansjünger jeder Handgriff. Ihre Aufgaben: Absicherung des Einsatzortes, ein Übergreifen der Flammen auf umliegende Gebäude verhindern, Personenrettung, Wasserversorgung aufbauen und natürlich den Brand bekämpfen.
Kein Wasser am Brandort
Das Hauptproblem, was viele Anwesen in abgelegenen Regionen haben, ist die schlechte Wasserversorgung. Bis zum nächsten Hydranten oder Gewässer sind es manchmal mehrere Kilometer. So auch im Falle des Übungs-Brandobjekts in Forsting. Alles, was es gibt, ist eine hofeigene Wassergrube, doch die wäre im Ernstfall rasend schnell leergepumpt.
„Das Löschwasser könnte aus der Wassergrube geholt werden. Alles Weitere müsste dann über Wassertanks oder längere Schlauchleitung zugeführt werden“, erklärt der Einsatzleiter. „Das war auch in unserer Simulation ein sehr wichtiger Punkt. Wir haben geschaut, dass wir die Schlauchleitung mit den Schlauchanhängern vorbauen.“ Hinzu kam die Koordinierung der Tankfahrzeuge, die unablässig Wasser an den Brandort brachten. „Das hat einwandfrei funktioniert.“
Dichter Rauch und Dunkelheit erschweren den Einsatz
In der Übung gab es, wie bei einem echten Einsatz, einige Hürden. Ein Bewohner des Hauses wurde in dem brennenden Gebäude vermisst. Diese hieß es zu finden und zu retteten. Damit alles möglichst realitätsnah wirkte, kamen Nebelmaschinen zum Einsatz. Dadurch war das Gebäude, wie auch die nähere Umgebung komplett in dichten Rauch eingehüllt.
Die Scheinwerfer mussten die abendliche Dunkelheit und den Nebel durchdringen. „Wir mussten erst einmal mit technischen Mitteln wie dem Gebläse den Rauch wegschaffen, damit die Atemschutzträger drinnen überhaupt die Möglichkeit hatten etwas zu finden.“
Die Feuerwehrler rückten dann vor und fanden den Vermissten. „Dafür nahmen wir einen Dummy“, erklärt Bachmann.
Es lauerten weitere Gefahren. „Wir hatten einen Gasbehälter, der den Einsatzkräften natürlich gezeigt werden muss, damit sie diesen kühlen können.“ Um die Übung weiter zu erschweren, war noch einen Sonderfall eingebaut. „In dem Szenario kam es zu einem unerwarteten Atemschutzunfall. Das heißt, einer von den Trupps wurde in dem brennenden Gebäude bewusstlos.“ Er musste noch einem anderen Trupp gerettet werden. „Das hat auch hervorragend funktioniert, da wir mit sechs weiteren Trupps in der Hinterhand sehr gut aufgestellt waren“, berichtet der Einsatzleiter zufrieden.
Jährliche Groß-Übungen im Landkreis
Einmal pro Jahr machen die Feuerwehren des Kreisbrandinspektionsbereich Mühldorf Land 3/1 jeweils eine Großübung zum Thema Brand und eine Übung zur Technischen Hilfeleistung, wie sie etwa bei Unfällen notwendig ist.
Landwirt ist selbst Feuerwehrmann
Bernhard Mühlhauser ist der Eigentümer des Bauernhofs und selbst Feuerwehrmann. Für ihn war es keine Frage, dass seine Kameraden und Kameradinnen auf seinem Areal den Ernstfall üben durften. „Man hat ja in der letzten Zeit gesehen, dass Brände immer mehr werden. Für die Feuerwehren ist es deshalb umso wichtiger, dass sie die Möglichkeit haben, möglichst realitätsnah zu üben, damit im Ernstfall die Abläufe leichter sind. Da zählt jede Sekunde, vor allem wenn Tiere oder Menschen in Gefahr sind“, sagt Mühlhauser.
Für den Biolandwirt ist es ein gutes Gefühl zu sehen, was für gute Arbeit die Feuerwehr leistet und auch, dass selbst Gebiete mit schlechter Wasserversorgung auf schnelle Hilfe zählen können.