Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Flohmarkt findet nicht statt

Mehr Sicherheit in der Mühldorfer Innenstadt – jetzt gibt es ein erstes Opfer

Der Flohmarkt auf dem Stadtplatz fällt aus. Grund sind die hohen Sicherheitsanforderungen durch die Stadt zum Beispiel durch das Aufstellen von Beton-Bierkrügen gegen Amokfahrer.
+
Der Flohmarkt auf dem Stadtplatz fällt aus. Grund sind die hohen Sicherheitsanforderungen durch die Stadt zum Beispiel durch das Aufstellen von Beton-Bierkrügen gegen Amokfahrer.

Der beliebte Flohmarkt auf dem Mühldorfer Stadtplatz fällt aus, andere Feste wackeln. Die neuen Sicherheitsvorgaben der Stadt stellen Vereine und Veranstalter vor Probleme.

Mühldorf – Erstes prominentes Opfer ist der große Flohmarkt auf dem Mühldorfer Stadtplatz am 29. Mai. Den hat die Stadt eine Woche vorher abgesagt, zu gefährlich. „Leider ist es in diesem Fall angesichts der Sicherheitslage derzeit nicht möglich, so eine Veranstaltung durchzuführen“, begründete Bürgermeister Michael Hetzl den Schritt. „Aber die Sicherheit geht vor! Deshalb kann es leider vorkommen, dass sich wegen des erhöhten Aufwandes nicht jede Veranstaltung so wie gewohnt rechnen kann.“

Nach Amokfahrten und Terroranschlägen neues Sicherheitskonzept

Nach diversen Anschlägen – unter anderem der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt – habe die Stadt ihr Sicherheitskonzept verschärft. „Auch bei kleineren eigenen und externen Veranstaltungen auf dem Stadtplatz muss die aktuelle Sicherheitslage berücksichtigt werden.“

Was das konkret heißt, weiß Georg Preitenwieser, der viele Flohmärkte in der Region organisiert. Die beiden Flohmärkte im Frühjahr und Herbst auf dem Mühldorfer Stadtplatz gehören für ihn, Händler und Besucher zu den Höhepunkten der Flohmarkt-Saison. „Es ist sehr schade, weil er sehr gut angenommen wurde.“ Das Sicherheitskonzept hätte nach seinen Angaben vorgesehen, dass der Stadtplatz komplett hätte abgeriegelt werden müssen, um Amokfahrten zu verhindern.

Mobile Bierkrüge aus Beton können Veranstaltungen auf dem Stadtplatz schützen.

„Unser Vorschlag, Privatautos in die Einfahrten zu stellen, wurde abgelehnt.“ Stattdessen habe die Stadt auf Sperrungen wie jüngst beim Autosonntag bestanden. Damals sperrten Maßkrüge aus Beton die Zufahrten. Das aber können sich die Flohmarktler nicht leisten. „Es hätte 3000 Euro gekostet“, sagt Preitenwieser, „das ist bei uns nicht drin.“

Die Betonkrüge hat die Stadt ursprünglich zur Sicherung des Volksfest entwickelt und herstellen lassen, jetzt dienen sie allgemein zum Schutz von Veranstaltungen.

Auf der einen Seite kann Preitenwieser die Auflagen nachvollziehen, „weil derzeit viel passiert.“ Auf der anderen Seite fragt er sich. „Warum soll es ausgerechnet Mühldorf treffen?“ Die übrigen Flohmärkte, die Preitenwieser veranstaltet, bleiben von höheren Sicherheitsauflagen derzeit verschont.

Die Flohmarktmacher sind nicht die ersten, die mit dem neuen Sicherheitskonzept der Stadt konfrontiert sind. Auch die Edelweißtrachtler sahen kurz vor dem 1. Mai ihr Maibaumfest in Gefahr. „Das Ganze wäre sehr aufwendig gewesen“, schildert Vorsitzender Georg Waldinger. „Wir hätten die Betonkrüge aufstellen müssen und mit Feuerwehrautos absichern. Das wäre sehr teuer geworden.“

Die Lösung fürs Maibaumaufstellen brachte eine Ortsbegehung mit einer Mitarbeiterin aus dem Ordnungsamt. „Danach war es nicht mehr so aufwendig.“ Ein Feuerwehrauto oberhalb des Turmbräugartens, ein THW-Laster unterhalb, und schon war das Fest geschützt. „Wir haben viel getan, damit niemand einfach durchfahren kann.“

Der Flohmarkt auf dem Stadtplatz fällt aus Sicherheitsgründen aus.

Waldinger nennt die strengen Vorgaben „ein bisschen zweifelhaft“. Die Stadt würde Veranstaltungen, die ihr wichtig sind, durchziehen, „weil sie es sich leisten kann“. Waldinger nennt als Beispiel den Schützen- und Trachtenzug zum Volkfest, der auf jeden Fall stattfinden werde. Vereine, die weniger Geld hätten, stünden vor großen Problemen.

Und noch einen Gedanken formuliert der Trachtler-Chef: Ganz sicher könne man niemals sein: „Passieren kann immer etwas“, wolle man jedes Risiko ausschließen, bliebe nur der komplette Verzicht. Waldinger zieht einen ausdrücklichen Vergleich zur Corona-Pandemie, in der das ganze öffentliche Leben zum Erliegen kam.

Sommer in der Stadt-Festival soll doch stattfinden

Mit diesem Gedanken wollten sich auch die Macher von „Sommer in der Stadt“ nicht abfinden. Christian Kühl, Sprecher der Aktionsgemeinschaft „Mühldorf vor Ort“ sagt: „Anfang März waren wir komplett überfahren.“ Da nämlich erhielten die Initiatoren das 58-seitige Konzept der Polizei zum Schutz von Veranstaltungen. Die daraus folgenden Sicherheitsmaßnahmen hätten die Kultur- und Musikveranstaltung unmöglich gemacht.

Doch Kühl und seine Mitstreiter zeigten sich flexibel. Sie begruben die ursprüngliche Idee, an mehreren festgelegten und vorher bekannt gegebenen Plätzen auf dem Stadtplatz Künstler auftreten zu lassen. Stattdessen wollen sie die Gruppen wie Straßenmusiker unter den Arkaden auftreten lassen, wo Teilnehmer und Besucher besser geschützt sind.

Zustimmung der Stadt steht noch aus

Das hat sich geändert: „Wir haben viele Gespräche geführt und sind auf einem guten Weg“, sagt Kühl. Der scheint zum Erfolg zu führen, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. „Die Initiatoren haben unsere Vorgaben und Anregungen inzwischen aufgegriffen und wollen sie umsetzen“, teilt Stadtsprecher Werner Kurzlechner mit. „Auf dieser neuen Basis haben wir uns vor kurzem verständigt, sodass einer Umsetzung und abgestimmter Planung weiterer Veranstaltungen von unserer Seite aktuell nichts im Wege steht.

Allerdings verschiebt sich laut Kurzlechner der ursprünglich geplante Auftakttermin vom 31. Mai auf den 6. Juni. An diesem Tag ist auch ein Slackline-Weltrekordversuch am Stadtplatz.

Kommentare