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Auflagen zum Schutz vor „Überfahrtaten“

Sicherheits-Irrsinn rund um die Mai-Feste? So reagieren die Gemeinden – Das sagen die Betroffenen

Die „Rolling Boazn“: Für Kulturreferent Michael Kulhanek ist die Kneipe auf Rädern eine revolutionäre Idee.
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Die „Rolling Boazn“: Am 1. Mai steht sie wieder in Neumarkt-St. Veit. Dieses Mal mit strengeren Auflagen wegen der Gefahr von sogenannten „Überfahrtaten“.

Am Donnerstag (1. Mai) gilt‘s wieder: In vielen Gemeinden der Region werden Maibäume aufgestellt. Vielerorts gelten nach den zurückliegenden Anschlägen nun Sicherheitsauflagen, um die Bevölkerung vor „Überfahrtaten“ zu schützen. So ist die Lage im nördlichen Landkreis Mühldorf.

Neumarkt-St. Veit – Nach den Anschlägen in den vergangenen Monaten mit Fahrzeugen im öffentlichen Raum, ist die Frage nach Maßnahmen zum Schutz von gefährdeten Orten und der sich dort aufhaltenden Personen verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit geraten. Wie lassen sich solche Maßnahmen mit dem Stadtbild sowie dem Sicherheitsbedürfnis der Bewohnerschaft vereinbaren?

Polizei hat auf Anschläge der letzten Monate reagiert

Hilfestellung dazu bietet eine Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“, die seitens der Polizeilichen Kriminalprävention schon vor einiger Zeit herausgegeben wurde. Sie richtet sich speziell an Verantwortliche in Kommunen und Städten und dient als Leitfaden für die eigenverantwortliche Entwicklung von Strategien gegen sogenannte Überfahrtaten mittels mehrspuriger Fahrzeuge, heißt es dazu auf der Internetseite der Polizei.

Es macht absolut Sinn, sich Gedanken zu machen!

Georg Obermaier, VG Oberbergkirchen

Die erste größere und flächendeckende Bewährungsprobe steht nun am 1. Mai bevor, wenn in vielen Orten Maibäume aufgestellt werden. Georg Obermaier, Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Oberbergkirchen, betont, dass man den Ruf nach strengeren Sicherungsmaßnahmen sehr ernst nehme. „Es macht absolut Sinn, sich Gedanken zu machen.“ Er sagt aber auch: „Hysterisches Handeln ist nicht angebracht! Man muss die Kirche im Dorf lassen und das umsetzen, was nötig ist.“

Feuerwehr weiß, was zu tun ist

In Oberbergkirchen sei bereits ein Maibaum aufgestellt worden. Ihm sei nicht bekannt, dass sich die feiernde Bevölkerung unsicher gefühlt habe. Weitere Maibäume werden in Zangberg, in Schönberg und in Irl in die Höhe gewuchtet. Entweder die Örtlichkeiten selbst seien durch die bauliche Umgebung geschützt oder die Feuerwehren im Ort sorgen für die nötige Absicherung, so Obermaier. Seitens der Verwaltungsgemeinschaft, die für die genannten Orte die Auflagenbescheide erstellt, seien keine zusätzlichen Maßnahmen angeordnet worden, „weil wir auch von staatlicher Seite kein Schreiben erhalten haben, dass etwas zusätzlich getan werden soll.“

Georg Wagenbauer, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Rohrbach, weiß nur von einem Maibaum, der am 1. Mai aufgestellt wird. „Hier ist nichts anderes geplant als in den Vorjahren!“ Der Maibaum sei in Niedertaufkirchen lediglich umgelegt worden, werde auf dem Gelände in Standortnähe gelagert, muss also nicht einmal zum Maibaumständer transportiert werden, was etwa bei der Überquerung der Kreisstraße eine Verkehrssicherung nötig machen würde.

Das bestätigt auch Gerhard Wimmer, der Vorsitzende der Landjugend Niedertaufkirchen, die für das Fest verantwortlich ist. Die Veranstaltung sei angemeldet worden, seitens der Behörden habe es keine zusätzlichen Vorgaben in puncto Sicherheit gegeben. Bei der einzigen Zufahrt werde lediglich ein Absperrband angebracht. Auch weil die Feier nicht in unmittelbarer Nähe zur Hauptstraße stattfindet.

Bürgermeister Sebastian Winkler bringt die Überlegung ins Spiel, dass man durchaus einen Legostein aus Beton platzieren könnte, um die Zufahrt zu blockieren und damit auf Nummer sicher zu gehen. „Aber damit wäre auch die Zufahrt gesperrt, wenn etwa ein Sanka notwendig wäre, weil es einen Notfall am Maibaum gibt.“ Das sei eben dann die Kehrseite der Medaille, findet auch Wimmer. Es bleibt also alles beim Alten.

Legosteine aus Beton auch in Neumarkt-St. Veit

Knapp ein Jahr gibt es die „Rollin‘ Boazn“, ein Kulturprojekt zweier junger Burschen aus Neumarkt-St. Veit und Niedertaufkirchen, die mit einem fahrenden Veranstaltungswagen regelmäßig zu unterschiedlichen kulturellen Veranstaltungen, zunächst auf den Neumarkt-St. Veiter Stadtplatz beschränkt, einladen. Seine Feuertaufe hat der „Foodtruck“ bestanden, jetzt gilt es, das Projekt auszubauen. Für den 1. Mai haben sich die Initiatoren der „Rollin Boazn“ Toby Gruber und Max Atzenbeck etwas Besonderes einfallen lassen, wenn sie ihren zum Partymobil umgebauten Ex-Laster der Post auf dem Stadtplatz parken. Musik-Kabarettist Thomas Mayer wird als „Vogelmayer“ ab 18 Uhr die Sommersaison einläuten.

Alles schön und gut. Doch auch die Boazn ist mit strengeren Sicherheitsvorschriften konfrontiert, wie Toby Gruber auf Nachfrage bestätigt. Man habe die Handreichung durchgesehen und mit Stadt und Bauhof entsprechende Schutzmaßnahmen erarbeitet. Der Stadtplatz soll in eine Richtung gesperrt werden, „bis hinunter zum Gasthof zur Post“, wie Thomas Menzel, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Neumarkt-St. Veit mitteilt. „Ein Fahrzeug soll im Tor abgestellt werden. Des Weiteren werden Beton-Legosteine aufgestellt“, ergänzt Toby Gruber, der sich dankbar für die große Unterstützung durch die Stadt zeigt.

Für das Neumarkter Stadtplatzfest gerüstet

Menzel betont, dass sich größere Veranstaltungen in Neumarkt-St. Veit in Grenzen halten würden. Für das Stadtplatzfest müsse man sich natürlich Gedanken machen, dass nichts passieren kann. Hier profitiert der Stadtplatz von seiner Geschlossenheit. Man könne mit wenigen Maßnahmen den Platz komplett sperren. Bei weiteren Veranstaltungen, Fronleichnam oder Volksfestauszug werde man von Einzelfall zu Einzelfall zusammen mit Feuerwehr und Bauhof entscheiden, was notwendig sei. Am Georgitag, der am vergangenen Wochenende begangen wurde, sorgten laut Stadtverwaltung schwere Feuerwehrfahrzeuge dafür, dass der Festzug keinem Sicherheitsrisiko ausgesetzt war.

Kritik an „amerikanische Verhältnissen“ und Aktionismus

Gruber selbst sei hin- und hergerissen in seiner Einschätzung. Zum einen sei es verständlich, dass man sich Gedanken macht. Zum anderen sollte man sich bewusst sein, dass es nie einen 100-prozentigen Schutz geben werde. Ich fände es schade, wenn man hierzulande „amerikanische Verhältnisse“ bekäme, er spricht von übertriebenen Maßnahmen und von Aktionismus, um schon im vorne herein Schuldzuweisungen abwehren zu können. Er hofft natürlich, dass sich die Angst vor mutmaßlichen Gefahren legt und damit auch die Sicherheitsmaßnahmen wieder angepasst werden.

Bislang sind elf Veranstaltungen in Neumarkt-St. Veit und neuerdings auch in Massing geplant. Außerdem plant die „Rollin‘ Boazn“ einen Roadtrip durch mehrere Regierungsbezirke. Bislang sei man von weiteren, strengeren Auflagen verschont geblieben. „Aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit!“

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