Kinderkrippen und Kindergärten
Kinderbetreuung im Landkreis Mühldorf: Es gibt genügend Plätze – mit kleinen Lücken
Ist das Angebot an Plätzen in Krippen und Kindergärten im Landkreis Mühldorf ausreichend? Im Vergleich zu anderen Regionen steht Mühldorf gut da. Wartelisten gibt es nur in wenigen Gemeinden. Doch die Herausforderungen wachsen.
Mühldorf – Nimmt man die Zahl der Kinder zum Maßstab, die im Landkreis Mühldorf auf einen Krippen- oder Kindgartenplatz warten, ist die Versorgung mit Angeboten vorbildlich. Die Umfrage unter den Gemeinden im Landkreis Mühldorf zeigt: Von den 31 Gemeinden, stehen nur in zwei Gemeinden Kinder auf einer Warteliste für Krippenplätze, bei Kindergärten sind es vier Gemeinden. Allerdings haben vier Gemeinden nicht auf die Anfragen der OVB Heimatzeitungen geantwortet.
Über 1000 Plätze für kleine Kinder allein in Mühldorf
Die meisten Suchenden finden sich in Mühldorf, wo es trotz 228 Krippen- und 815 Kindergartenplätzen derzeit 15 ganz Kleine und 7 etwas Ältere auf einen Platz warten. Das, betont Stadtsprecher Werner Kurzlechner, ist allerdings eher ein Merkwert denn eine Warteliste. Auf ihr stehen nämlich nur Kinder, die unter dem Jahr zum 1. Januar einen Platz benötigen; für sie müsse noch geklärt werden, wo sie am besten untergebracht werden könnten, sagt Kurzlechner. „Das ist kein Widerspruch zu unserer Aussage, dass alle Kinder aus Mühldorf hier einen Platz bekommen konnten und können.“
Denn darauf kommt es der Kreisstadt nach eigenen Angaben an: Eine komplette Kinderbetreuung für alle anbieten zu können. Um die steigende Nachfrage zu decken, hat Mühldorf „in den vergangenen Jahren kontinuierlich neue Einrichtungen gebaut“, sagt Stadtsprecher Kurzlechner. „Deshalb standen und stehen zu jedem Zeitpunkt Betreuungsplätze für jedes Mühldorfer Kind zur Verfügung, das einen solchen benötigte oder benötigt.“ Dabei, davon geht die Stadt aufgrund ihrer Bedarfsanalysen aus, besuchen gut 92 Prozent aller Kinder einen Kindergarten.
Nur in Oberneukirchen, mit 800 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Landkreis, gibt es bisher keine eigenen Einrichtungen. Bürgermeisterin Anna Meier spricht vom „gallischen Dorf“ in Sachen Kinderbetreuung. Aber auch dort ist die Notwendigkeit eigener Einrichtungen erkannt, ein Kinderhaus im Bau. Es soll 2027 für Krippe und Kindergarten fertig werden und zwölf Krippenplätze, 24 Kindergartenplätze und 15 Hortplätze für ältere Kinder bieten.
Oberneukirchen zeigt aber auch, dass Kreativität und Zusammenarbeit helfen. Oberneukirchens Kinder gehen schon immer in den Nachbarort Taufkirchen, dort gibt es drei Gruppen, erzählt die Bürgermeisterin. Da eine über dem Feuerwehrhaus untergebracht ist, war laut Meier schon länger klar: „Wir brauchen eine richtige dritte Gruppe.“ Deren Bau ist in knapp zwei Jahren in Oberneukirchen fertig.
Erharting arbeitet bei der Betreuung der Kleinsten ebenfalls mit den Nachbarn zusammen und betreibt keine eigene Krippe. Für die älteren gibt es einen alters offenen Kindergarten, eine Erweiterung ist aktuell nicht in Sicht. „Aufgrund der Erweiterung des Kindergartens vor zwei Jahren ist momentan nichts in Planung, jedoch wird nach Bedarf entschieden“, teilt Verwaltungsmitarbeiterin Emma Raab mit.
Die meisten Gemeinden analysieren den Bedarf
Um zu wissen, wie viele Plätze sie in den kommenden Jahren brauchen, setzten die weitaus meisten Gemeinden auf kontinuierliche Bedarfsermittlungen. Einige Städte und Gemeinden fragen jährlich ab, andere in zweijährlichem oder noch weiterem Turnus. Nur wenige ermitteln diese Daten gar nicht, in Mettenheim ist erstmals eine Analyse in Arbeit.
Haag ist mit 6500 Einwohnern eine der größten Gemeinden im Landkreis. Bürgermeisterin Sissi Schätz sagt, wie viele ihrer Kollegen: „Wir können jedem Kind einen Platz anbieten.“ Die Haager setzten bei ihrer Bedarfsermittlung nicht nur auf die Zahlen aus der Elternbefragung, die alle drei bis fünf Jahre stattfindet. Laut Bürgermeisterin Sissi Schätz fließen auch die Geburtszahlen und die allgemeine Bevölkerungsentwicklung nach dem Hildesheimer Modell in die Planungen ein.
All diese Zahlen zeigen laut Schätz eines: Die Anforderungen der Eltern ändern sich immer wieder. „Die zeitlichen Ansprüche steigen ständig“, sagt Schätz. War noch vor 10 oder 15 Jahren die Vormittagsbetreuung die Norm, buchen heute immer mehr Eltern auch Nachmittagszeiten.
Auf der Wunschliste: eine Randzeiten Kita
Daraus ist in Haag der Wunsch nach einer Mini-Kita oder Randzeiten-Kita entstanden. Sie könnte den Bedarf zum Beispiel für Menschen aus dem Gesundheitswesen abdecken, die sehr früh zur Arbeit gehen müssen, oder erst spät zurückkommen. Auch für andere Schichtarbeiter wäre das aus Sicht von Bürgermeisterin Schätz ein hilfreiches Angebot. Dafür aber fehlt Haag derzeit das Geld.
Denn das spielt bei der Einrichtung von Kindertagesstätten eine große Rolle. Nach Angaben von Stadtsprecher Werner Kurzlechner hat Mühldorf in den letzten fünf Jahren 13 Millionen Euro in den Bau von Kindergärten und -krippen investiert. Die mit dem Ausbau verbundenen Personalkosten kommen noch obendrauf. Laut Kurzlechner ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betreuungseinrichtungen in dieser Zeit von 100 auf 150 gestiegen.
Kosten für Kitas bringen Gemeinden an ihre Grenzen
Das belastet alle Gemeinden, die die Kinderbetreuung verbessern wollen. Haags Bürgermeisterin Sissi Schätz betont: „Wir können es noch stemmen.“ Die staatliche Förderung würde aber mit dem Anstieg von Anforderungen und Kosten nicht mitziehen. „Es gibt keinen Zuschuss, wir müssen alles selbst in unserem Haushalt finanzieren.“
Auch im Landkreis Altötting ist das Angebot größer als die Nachfrage
Die Städte und Gemeinden im Nachbarlandkreis Altötting haben durchweg genügend Plätze, um allen Kinder ein Angebot machen zu können. In Burghausen entspannt sich derzeit sogar die Nachfrage.
Töging ist mit knapp 9.100 Einwohnern gut aufgestellt. Bedarf und Angebot stimmen überein: 90 Kinder werden für die Krippe und 332 für den Kindergarten erwartet – exakt so viele Plätze sind auch vorhanden. Auch Töging plant das Betreuungsangebot weiter auszubauen, um auf künftige Entwicklungen vorbereitet zu sein.
