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Mit 12 Jahren kann‘s losgehen

Quereinsteiger und Zugezogene erwünscht: Warum Mühldorf dringend mehr Feuerwehrler braucht

Feuerwehr Nachwuchs
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Mühldorfs Feuerwehren könnten Verstärkung gut gebrauchen. Ab 12 Jahren können Mädchen und Buben einsteigen. Aber auch Erwachsene sind als Quereinsteiger herzlich willkommen.

Drei Feuerwehren gibt es in der Stadt Mühldorf. Alle drei sind von Nachwuchssorgen geplagt. Was droht eigentlich, wenn nicht genug Leute nachkommen? Was einem das Ehrenamt bringt und weshalb man auch mal „keine Zeit“ haben darf.

Mühldorf – Gerade mal rund 200 Mühldorfer und Mühldorferinnen seien in den drei Freiwilligen Feuerwehren (FFW) der Stadt aktiv, brachte Stefan Lasner in die Stadtratssitzung ein, als es um den Umbau des Feuerwehrhauses an der Ahamer Straße ging. „Das sind weniger als ein Prozent der Bürger“, rechnete er bei circa 23.000 Einwohnern vor. „Wir müssen zwei Prozent daraus machen“, appellierte er als Stadtrat und als Vorstand der FFW Altmühldorf. „Dafür brauchen die Feuerwehren Nachwuchs mit 12 und 18 Jahren und sie brauchen Quereinsteiger.“

Ehrenamtliche erfüllen Pflichtaufgabe der Stadt

Auch Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl unterstrich den dringenden Bedarf an Nachwuchs. In den drei Freiwilligen Feuerwehren Mühldorf, Mößling und Altmühldorf erfüllen Ehrenamtliche diese Pflichtaufgabe der Stadt. „Wenn keine Leute nachkommen, dann bräuchten wir eine Berufsfeuerwehr“, stellte Hetzl fest.

Ganz genau sind in der ganzen Stadt Mühldorf aktuell 205 Männer und Frauen ehrenamtlich im aktiven Einsatz, bei 22.739 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2023). In Mößling sind es 75 Aktive im Alter von 12 bis 65 Jahren, in Altmühldorf 38 von 12 bis 63 und in Mühldorf 92 zwischen 12 und 65. Sie sorgen in ihren Einsatzgebieten dafür, dass im Ernstfall innerhalb von achteinhalb Minuten ein Einsatzfahrzeug vor Ort ist.

Rund 300 Stunden dauert die Ausbildung

Um bei Einsätzen im Falle eines Brandes oder eines Unfalls dabei sein zu dürfen, müssen Feuerwehrleute einiges an Zeit in ihre Ausbildung investieren. „Vom 12. bis zum 16. Lebensjahr haben unsere Jugendlichen circa 50 Stunden pro Jahr, das heißt rund 250 Stunden und zusätzlich 33 Stunden Lehrgang mit Abschluss des MTA-Basismoduls geleistet“, erklärt Michael Jäkel, Kommandant der FFW Mößling. „Also gesamt 288 Stunden bis man ausrücken kann/darf.“

Ab 18 Jahren voll einsatzfähig

Mit 12 Jahren können Mädchen und Buben in die Jugendfeuerwehr einsteigen. „Ab dem vollendeten 16. Lebensjahr dürfen die Jugendlichen nach bestandener Grundausbildung bei Einsätzen zu Hilfeleistungen außerhalb der unmittelbaren Gefahrenzone herangezogen werden“, so Jäkel. Mit 18 Jahren folgt die Übernahme in den aktiven Dienst.

Quereinsteiger und Zugezogene erwünscht

Die Feuerwehren können aber auch jeden Quereinsteiger in ihren Reihen gebrauchen. Feuerwehrvorstand Stefan Lasner: „Im Bereich Feuerwehr sprechen wir von Quereinsteiger, wenn jemand nicht aus dem Jugenddienst in die aktive Feuerwehr einsteigt, sondern sich als Mitglied ab 18 Jahren dazu entschließt, dem Nächsten zu helfen.“ Die Voraussetzungen dafür sind: Gesundheitliche Eignung, wohnhaft im Ortsteil der Feuerwehr oder alternativ ein Arbeitsplatz im Ortsteil der Feuerwehr, die Ausbildung erfolgt dann in der jeweiligen Feuerwehr.

Der Appell, bei den Feuerwehren der Stadt mitzumachen, richtet sich auch an Mühldorfer Neubürger. „Wer in Mühldorf zugezogen ist und sich vorher schon in einer anderen Feuerwehr engagiert hat, ist herzlich eingeladen, bei uns einzusteigen“, betont Martin Strasser, Kommandant der Feuerwehr Mühldorf.

Engagement gibt einem viel zurück

Es kostet viel Freizeit, für die Sicherheit aller Bürger zu sorgen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass dies ausschließlich im Ehrenamt geschieht. Warum macht man das? „Es ist ein gutes Gefühl, einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Mitmenschen zu leisten“, sagt Michael Jäkel, der seit über 26 Jahren bei der Feuerwehr Mößling ist. „Unter den Kameraden entstehen enge Freundschaften und man hilft sich auch im privaten Bereich.“

Diese drei sind selbst seit Jahrzehnten in den Freiwilligen Feuerwehren Mühldorfs aktiv und würden sich über Verstärkung jeden Alters freuen: (von links) Michael Jäkel (Kommandant der FFW Mößling), Martin Strasser (Kommandant der Feuerwehr Mühldorf) und Stefan Lasner (Vorstand der FFW Altmühldorf).

So sehen es auch Martin Strasser, seit 1986 bei der Feuerwehr, und Stefan Lasner, seit 1993 aktiv: „Anderen zu helfen, Teamarbeit und Kameradschaft und das gleichzeitige 100-prozentige aufeinander verlassen können, auch in außerordentlichen Situationen, das erfüllt Frau oder Mann.“

Keine Zeit haben ist auch mal drin

Natürlich dürfen auch Feuerwehrleute sich mal freinehmen und müssen nicht immer abrufbar sein. „Wie sagt man so schön, der Eintritt bei der Feuerwehr ist freiwillig und der Austritt ist freiwillig, dazwischen besteht eine gewisse Verpflichtung an den Übungen und bei Einsätzen da zu sein“, stellt Lasner fest. Aber jeder könne sich mal abmelden. „Wir verfügen über eine App, hier kann sich jeder Aktive verfügbar oder nicht verfügbar melden“, erklärt Jäkel. „Jeder kann sich abmelden, wenn er im Urlaub, krank oder anderweitig verhindert ist.“

Auch Ü65 aktiv im Einsatz?

Anfang Dezember 2024 hat der Bayerische Ministerrat eine Änderung des Feuerwehrgesetzes auf den Weg gebracht. Dabei geht es um die Anhebung der Altersgrenze bei Feuerwehren. Aktuell endet der Feuerwehrdienst mit Vollendung des 65. Lebensjahrs. Die neue Regelung sieht vor, dass die Altersgrenze dynamisch an das Renteneintrittsalter – aktuell 67 Jahre – angepasst werden soll. Außerdem soll der Feuerwehrdienst in Zukunft auf Antrag und nach Bewilligung des Kommandanten um drei Jahre verlängert werden, wobei eine Verlängerung mehrfach möglich ist.

In Bayern kümmern sich circa 328.000 aktive Feuerwehrleute, davon rund 320.000 ehrenamtlich, um den Brandschutz. Sie leisten Feuerwehrdienst in rund 7.500 Freiwilligen Feuerwehren und 7 Berufsfeuerwehren der bayerischen Städte und Gemeinden sowie in circa 161 Werk- und 52 Betriebsfeuerwehren.

Quelle: Bayerisches Staatsministerium des Innern

Im Einsatzfall leisten auch Arbeitgeber einen Beitrag zur Sicherheit in der Stadt, sie stellen die Feuerwehrler für Einsätze von der Arbeit frei. „Zum Glück haben wir im Stadtgebiet Mühldorf viele kulante Arbeitgeber, aber auch solche, die das nicht ermöglichen“, so Stefan Lasner. Dies sei ein Dienst im Sinne der Allgemeinheit, dafür sind er und seine Kameraden den Arbeitgebern dankbar.

Altersgrenze anheben allein ist keine Lösung

Die Anhebung der Aktiven-Altersgrenze auf über 65 Jahre sehen alle drei Vertreter der Mühldorfer Feuerwehren als nötigen und wichtigen Schritt. „Das alleine wird aber das Problem nicht lösen“, meint Lasner. Es sei nötig, stetig neue Jugendliche und auch Quereinsteiger für den freiwilligen Dienst zu motivieren. Jäkel ergänzt: „Nur durch eine starke Mischung aus erfahrenen und jungen Mitgliedern kann die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren gesichert werden.“

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