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Protesttag der Apotheker am 22. November

„Verheerende Gesundheitspolitik“: Warum Thomas Leitermann seine Inn-Apotheke zusperrt

Trotz vieler Kunden: Mühldorfs Apotheker Thomas Leitermann schließt am Mittwoch, 22. November, seine Inn-Apotheke.
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Trotz vieler Kunden: Mühldorfs Apotheker Thomas Leitermann schließt am Mittwoch, 22. November, seine Inn-Apotheke.

Thomas Leitermann ist ein erfolgreicher Apotheker aus Mühldorf. Trotzdem sperrt er am Mittwoch, 22. November, zu. Was er sich davon verspricht.

Mühldorf – Thomas Leitermann steht hinter dem Tresen seiner Inn-Apotheke in Mühldorfs Oderstraße. Geduldig erklärt er einem Mann den Rezeptzettel, schaut im Computer nach günstigeren Alternativen, überlegt Wege, Kosten zu sparen. Wenig später gehen sie in ein Nebenzimmer, um in Ruhe die beste Lösung zu besprechen. Gleichzeitig bedienen drei Mitarbeiterinnen der Inn-Apotheke die anderen Kunden, händigen Medikamente aus, geben Hinweise zur Einnahme, beantworten spontane Fragen.

Ein ganz normaler Tag in der Inn-Apotheke. Ruhe ist nicht. Trotzdem sperrt Leitermann seine Apotheke am Mittwoch, 22. November, zu – so wie die meisten Apotheken im Landkreis Mühldorf, in Bayern und Baden-Württemberg. Das ist Teil einer bundesweiten Protestaktion des Apothekenverbandes gegen die „zerstörerische Gesundheitspolitik von Gesundheitsminister Lauterbach“, wie der Verband in einer Pressemitteilung erklärt.

„Die Patienten müssen nicht leiden“

„Die Notdienst-Apotheken sind natürlich da und halten die Versorgung aufrecht. Die Patienten müssen nicht leiden“, versichert Leitermann, der bei diesem eintägigen Protest mitmacht. Leitermann ist zugleich Pressesprecher der Apotheker im Landkreis Mühldorf und sieht zudem die „flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln durch das bewährte, sichere und hocheffiziente System ‘Vor-Ort-Apotheke’ in Gefahr.“

Für einen Tag schließen die süddeutschen Apotheker ihre Läden und treffen sich ab 12 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz zu einer Kundgebung. „Ich fahre da hin“, sagt Leitermann. Die Lage sei schon jetzt „verheerend“ und würde sich durch die Pläne verschlimmern. 

Seit 20 Jahren von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt

„Die Apothekerschaft ist seit 20 Jahren von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt“, erklärt Leitermann. Trotz Inflation, allgemeiner Lohnentwicklung und steigenden Einnahmen bei den Krankenkassen stagnieren die Honorare der Apotheken. „Wir sind auf dem Level von 2004“, so Leitermann, der an zwei Standorten 25 Mitarbeiter beschäftigt. Das Sparen im Gesundheitswesen sehe so aus, „dass alle nicht mehr kriegen, die Apotheker aber weniger. Das finden wir nicht mehr gerecht.“

Die meisten Apotheken im Landkreis Mühldorf bleiben am Mittwoch, 22. November, geschlossen: aus Protest.

Seit Februar müssten die Apotheken den Krankenhäusern höhere Abschläge gewähren, gleichzeitig würden die Krankenkassen immer „unberechenbarer“ Zahlung „mit fadenscheinigen Argumenten“ streichen, „wo sie nach einem Jahr feststellen, dass ein Komma fehlt“, meint Leitermann. Das können dann auf den Schlag schon mal 20.000 Euro sein.

Über ein Drittel der Apotheken ist in den roten Zahlen

Hinzu kommen die Pläne, für – so der Apothekerverband – „Scheinapotheken ohne approbierte Apotheker“. Leitermann: „Das hat mit Apotheken nichts mehr zu tun.“ 

Bei einer „sauberen“ betriebswirtschaftlichen Betrachtung sind, so Leitermann, „weit über ein Drittel der Apotheken“ in den roten Zahlen. „Das ist auf Dauer keine Lösung.“ 

„Das ist ein unhaltbarer Zustand“

Sowohl in Bayern wie auch in Baden-Württemberg sei die Zahl der Apotheken massiv zurückgegangen, erklärte der Apothekerverband in einer Pressemitteilung. 2013 gab es in Bayern 3.304 Apotheken, am 1. Oktober waren es noch 2.818. 15 von hundert haben in dieser Zeit geschlossen. In Mühldorf gibt es nach Informationen des Landratsamtes aktuell 21 Apotheken. In den vergangenen zehn Jahren haben fünf geschlossen; zuletzt die in Aschau. 

Leitermanns Kunden hätten Verständnis für seinen Protest: „Sie bekommen mit, wie wir uns die Haxn ausreißen, um die Lieferengpässe zu managen.“ Zum Beispiel für die Antibiotika gegen Blasenentzündungen, „von denen wir normalerweise am Tag mehrere Verpackungen brauchen. Das ist ein unhaltbarer Zustand.“ Und damit meint Leitermann deutlich mehr, als fehlende Medikamente.

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