Altmühldorferin wird 85 Jahre alt
Vom bayerischen Dorfkind zur Musikmanagerin – Das bewegte Leben der Brigitte Seelos
Brigitte Seelos stammt aus einer der großen heimischen Familien. Wie ihre Brüder Ambros und Bernt war sie lange im Musikgeschäft aktiv. Heute lebt sie in Altmühldorf, wo sie ihren 85. Geburtstag feiert.
Mühldorf/Töging – Mit Brigitte Seelos feiert eine Tochter der großen Töginger Seelos-Familie ihren 85. Geburtstag. Die jüngere Schwester von Bandleader Ambros und Musikmanager Bernt Seelos blickt auf ein bewegtes Leben zurück, das im Kreise ihrer sechs Geschwister am 6. April 1939 begann.
Alle haben ein Instrument gelernt
Musik, erzählt Brigitte Seelos heute, habe in ihrer Familie eine wichtige Rolle gespielt. Alle sieben Kinder erlernten ein Instrument, bei Brigitte war es das Klavier. „Das musikalische Talent haben wir vom Vater“, sagt sie, Hausmusik habe eine große Rolle gespielt. Zur Meisterschaft brachte es vor allem ihr Bruder Ambros, der Saxophonist leitete eine der bekanntesten Bigbands in Deutschland.
Dass auch seine jüngere Schwester später in der Musikbranche landen sollte, war ihr so nicht in den Lebensplan geschrieben. Dem Schulabschluss folgte eine Lehre als Industrie- und Großhandelskauffrau und die Arbeit als Korrespondentin bei einer Firma in der Schweiz. Sie lernte Englisch und reiste 1960 nach Großbritannien, um bei einer Londoner Familie ein Jahr im Haushalt zu helfen und sich um die beiden Kinder zu kümmern. Daneben vertiefte sie ihre Englischkenntnisse an einer Sprachenschule.
Als das Jahr in London vorbei war, kehrte sie zurück nach Deutschland, nach einigen Bewerbungen bekam sie eine Anstellung beim damals größten deutschen Bauträger in Wiesbaden. 1964 bot ihr ihr Arbeitgeber an, nach Berlin zu gehen, um dort eine Niederlassung zu gründen. Schon am nächsten Tag saß sie im Flugzeug und flog von Frankfurt aus nach Berlin-Tempelhof – ihr erster Flug. Im Gepäck hatte sie lediglich den Wohnungsschlüssel für eine Dreizimmerwohnung in der Uhlandstraße, einer Seitenstraße des Kurfürstendamms.
Fünf Jahre lang vermarktete sie die Wohnungen, die ihr Arbeitgeber in Berlin baute, und kehrte 1969 als Chefsekretärin nach München zurück. Gemeinsam mit einem Bauleiter nahm sie die Arbeit in München in einer Dreizimmer-Wohnung auf. Vom Unternehmen bekam sie Bankvollmacht und stellte neue Mitarbeiter ein. Bald zog die Firma in ein eigenes großes Bürogebäude. „Ich war endlich da angekommen, wo ich immer hinwollte – in der Geschäftsleitung“, sagt Seelos heute über diese Zeit.
Nach zehn Jahren dann der Wechsel in die Musikbranche. Bei der Künstleragentur Baierlein wurde sie mit der Betreuung von Udo Jürgens beauftragt und begleitete ihn zu Gastspielen. Danach kam sie zu Katja Ebstein und wurde bei ihr zum „Mädchen für alles“. Als Ebstein ihren 35. Geburtstag feiern wollte, beauftragte sie Seelos mit der Organisation der Geburtstagsfeier.
Ein Geburtstag für Katja Ebstein
Sie erzählt von der Auswahl eines Lokals in München, von den Absprachen mit dem Gastronom, der Zusammenstellung der VIP-Gästeliste, die vom Schönheitschirurgen über Ralph Siegel bis zu Udo Jürgens reichte. „Bei Katja hatte ich völlig freie Hand, von der Organisation bis hin zu den Finanzen“, erzählt Seelos. Ebstein nannte sie ,,Brigittchen“. Fotos aus dieser Zeit hat sie heute keine mehr, damals sei halt noch nicht alles immer aufgenommen worden, sagt Seelos.
Die gute Zeit endete, als die heute 85-Jährige schwer an „Gesichtsrose“ erkrankte und für sechs Wochen ins Schwabinger Krankenhaus musste. Deshalb gab sie auch die Halbtagsstelle bei ihrem Bruder Ambros auf, der häufig auf Tournee war oder Platten aufnahm.
Schwere Krankheiten beendeten Karriere
Es folgten schwerste Depressionen, die drei stationäre Aufenthalte über mehrere Monate in der Universitäts-Nervenklinik zur Folge hatten. „Letztendlich bedeutete das keine Heilung und ich wurde mit 50 Jahren frühberentet. Meine berufliche Karriere war damit beendet“, spricht Seelos offen über diese Zeit
2005 kam ein weiterer Schicksalsschlag, die Diagnose Brustkrebs. 2006 die gleiche Diagnose wieder und 2008 Metastasen in der Lunge. „Eine Chemotherapie lehnte ich ab, die 40 bisherigen Bestrahlungen waren einfach genug.“
Doch das Leben ging weiter, mittlerweile hat sie alles gut überstanden, sagt sie. Mit 85 Jahren will Seelos-Kreitmeier ihren Lebensabend in Altmühldorf genießen. Von den sieben Geschwistern der Seelos-Familie sind nur noch sie und Schwester Elisabeth übrig. Die ist 93 und lebt in Ingolstadt.


