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Bei Spaziergang in der Mittagspause

Tödliche Gefahr am Innkanal: So rettete Stefan Stehling einem jungen Mann das Leben

Stefan Stehling aus Töging (links) und der Vorsitzende des DLRG Mühldorf, Alexander Fendt, am Innkanal, wo Stehling einem Menschen das Leben rettete. DLRG-Chef Fendt war als Bootsführer bei dem Einsatz dabei.
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Stefan Stehling aus Töging (links) und der Vorsitzende des DLRG Mühldorf, Alexander Fendt, am Innkanal, wo Stehling einem Menschen das Leben rettete. DLRG-Chef Fendt war als Bootsführer bei dem Einsatz dabei.

Es war der 10. Juni, als Stefan Stehling zum Lebensretter wurde. Eigentlich wollte der 44-Jährige an diesem Tag im Freibad sein. Doch ein Telefonanruf brachte seine Planung durcheinander. Zum großen Glück für einen anderen.

Mühldorf/Töging – Es war der 10. Juni, als Stefan Stehling zum Lebensretter wurde. Eigentlich wollte der 44-Jährige an diesem Tag im Freibad sein. Doch ein Telefonanruf brachte seine Planung durcheinander. Zum Glück für einen anderen.

Retter war zufällig am Innkanal unterwegs

Der Töginger erinnert sich noch sehr gut an den schicksalhaften Tag. Es war ein herrlich warmer Sommertag. Die Menschen zog es in die Freibäder. So hatte es auch der 44-jährige Service Sales Manager in seiner Mittagspause geplant. Ein paar Bahnen im Töginger Schwimmbad ziehen und dann weiterarbeiten. Durch den Anruf eines Arbeitskollegen verkürzte sich die Mittagspause, die Zeit fürs Freibad war zu knapp. So beschloss er, am Innkanal eine Runde zu joggen.

„Ich hatte gerade die Hölzingbrücke passiert, als mich Lars Jodscheidt aus Töging ansprach“, erzählt Stehling. Der Bekannte war mit seinem Hund unterwegs und sah, dass jemand im Innkanal treibt. „Lars hatte sein Handy zu Hause vergessen und fragte mich, ob ich meins dabei hätte, um Hilfe zu rufen. Sofort setzte ich einen Notruf ab.“

Die Strömung in Innkanal war sehr stark und das Stauwehr nah

Der Bekannte wartete an der Stelle, an der Stehling den Notruf abgesetzt hatte, auf die Rettungskräfte, um ihnen den genauen Standort und Infos zu geben. „Ich lief weiter den Innkanal entlang. Die Strömung war sehr stark.“ Dann sah er den Mann im Innkanal treiben und wusste sofort: „Das Stauwehr des Kraftwerks war nicht mehr weit entfernt und der Mann im Wasser in Todesgefahr.“

Stehling rannte am Ufer neben dem Mann her, der von der starken Strömung immer weiter weggetrieben wurde. „Ich dachte mir, was für Optionen gibt es, ihn aus dieser gefährlichen Situation zu retten? Die Einsatzkräfte würden das bestimmt zeitlich nicht mehr schaffen, ihn da rauszuholen, und so ging ich runter ans Wasser.“ Der Wasserstand sei niedrig gewesen und das knapp einen Meter breite Betonband am Rand, die Berme, frei gewesen. „Ich ging noch etwa zwei Stufen ins Wasser. Dort waren Bojen und Taue zum Festhalten. Der Mann im Wasser kämpfte um sein Leben.“ Er habe versucht, nach den Tauen zu greifen, die es etwa alle 250 Meter im Wasser gibt, aber das ist ihm nicht gelungen“, erzählt der 44-Jährige.

Stehling ist Triathlet

Als Triathlet ist Stehling trainiert, hat viel Kraft. Den Ertrinkenden aus der starken Strömung zu ziehen, brachte jedoch selbst ihn in Lebensgefahr. „Ich hielt mich schließlich mit einer Hand am Tau fest und die andere Hand streckte ich nach dem Mann aus. Er schaffte es tatsächlich, meine Hand zu fassen und so zog ich ihn zu mir her und konnte ihn an Land bringen.“

Doch mit der Rettung aus dem Wasser, war der Einsatz des 44-Jährigen noch nicht vorbei. Denn der junge Mann, den er gerettet hatte, war auch nervlich völlig am Ende. „Ich leistete ihm psychologischen Beistand und war froh, als endlich die Rettungskräfte kamen.“ Das sei sehr schnell gegangen. „Der Sanka war sofort da, der Heli kreiste am Himmel, Feuerwehr und Polizei waren da und auch die DLRG mit Booten“, berichtet Stehling. „Diese Rettungskette war wirklich beeindruckend.“

Von dem jungen Mann, dessen Leben er gerettet hat, weiß Stehling nichts. “Ich hoffe, dass es ihm gut geht, er gesund ist und die Chance auf sein zweites Leben nutzt und etwas daraus macht.“.

Kaltes und reißendes Wasser

Auch für die Rettungskräfte sind solche Ereignisse eine Herausforderung. Der Vorsitzende der DLRG, Alexander Fendt, war damals als Bootsführer im Einsatz. „Der Innkanal ist immer sehr kalt. Umso niedriger der Wasserstand, desto schneller ist die Strömung“, erklärt Fendt „Die Gefahren, die von Gewässern wie dem Innkanal ausgehen, werden von den meisten Menschen leider unterschätzt.“ Es ist grundsätzlich verboten, Wassersport im Innkanal zu betreiben, Hunde ins Wasser zu lassen oder das Betonbord zu betreten. „Das kann tödlich enden.“ Hundebesitzer sollten ihre Hunde an die Leine nehmen und nicht frei laufen zu lassen.

Der Innkanal ist eines der Haupteinsatzgebiete des DLRG. Pro Jahr werden die Retter durchschnittlich zu 35 Wasserrettungen gerufen. Heldentaten wie die von Stefan Stehling nennt Fendt bemerkenswert. Doch er warnt: „Auf keinen Fall ins Wasser gehen!“

Das richtige Verhalten in solchen Fällen sei: sofort einen Notruf absetzen. Wenn Menschen am Kanal unterwegs seien, sollte man sie ansprechen und als Einweiser bereitstellen. Damit fänden die Rettungskräfte die Einsatzstelle schneller. Am Innkanal gibt es in regelmäßigen Abständen Rettungsringe, an denen Leinen befestigt sind. Die könne man Menschen im Kanal zuwerfen.

Jetzt wurde Stehling für seine Rettungstat ausgezeichnet und mit der Leistungsnadel des DLRG Bayern geehrt. Außerdem bekam er einen Gutschein zur Rettungsschwimmerausbildung beim DLRG. „Wir haben das Motto: Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer. Jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer“, sagt Fendt.

Letztes Jahr wurden bayernweit fünf Menschen als Wasserretter geehrt, heuer waren es zwei, von denen einer Stefan Stehling ist. Er möchte auf alle Fälle die Ausbildung zum Rettungsschwimmer beim DLRG machen. Fendt ist vom couragierten Verhalten des Tögingers beeindruckt: „Wenn die Leute mehr aufeinander schauen würden, so wie es Stefan Stehling gemacht hat, würde es unsere Welt besser und sicherer machen“.

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