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Während Corona lief es besser

„Der Höhenflug ist vorbei“ – Sparsamkeit der Kunden trifft Mühldorfs Bio-Händler

Markus Hofer feinsinn
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Markus Hofer von Feinsinn in Mühldorf kann sich über treue Kundschaft freuen. Trotzdem bekommt auch sein Geschäft deren Sparsamkeit zu spüren.

Alles wird teurer, die Verbraucher achten genau auf ihre Ausgaben: Das spüren vor allem die Anbieter von Bio-Waren. OVB hat bei Bio-Händlern in Mühldorf nachgefragt.

Mühldorf – Rund acht Euro kostet aktuell ein Kilo Bio-Paprika. Hier unterscheidet sich der Preis im Bio-Laden und im Supermarkt nur um Cent-Beträge. Anders sieht es bei konventionell produziertem Paprika aus. Der geht im Angebot schon für knapp drei Euro pro Kilo über das Kassenband. Ein Unterschied, der sich im Geldbeutel deutlich bemerkbar macht. Und weil das Leben allgemein immer teurer wird, sparen auch eingefleischte Bio-Kunden bei ihrem Einkauf. Das und die Konkurrenz der Discounter und Supermärkte machen Bioläden in der Region das Geschäftsleben nicht leichter.

Auch Bio-Kunden schauen aufs Geld

Ein Donnerstagnachmittag, der Bioladen Feinsinn in Mühldorfs Norden ist gut besucht. Die Kunden finden hier alles, was man zum täglichen Leben braucht. Von Obst und Gemüse, über Milchprodukte, Nudeln, Konserven sowie Fleisch, Wurst und Käse an der Frischetheke, bis hin zu Süßigkeiten und Kosmetika, auch Brot, Kaffee und Kuchen und Mittagsgastronomie – alles 100 Prozent Bio. „Wir haben ein Vollsortiment mit rund 8000 Artikeln“, sagt Betriebsleiter Marcus Hofer.

Während Corona waren die Umsätze höher

Auch bei Feinsinn spürt man, dass die Verbraucher wieder mehr aufs Geld schauen. „Während Corona haben sich die Leute mehr geleistet, unsere Umsätze waren deutlich höher“, verrät Hofer. Trotz mittlerweile wieder sparsamerer Kunden liege der Umsatz aber noch über Vor-Corona-Niveau. „Wir haben damals neue Kunden gewonnen und konnten viele davon halten.“ Dazu trage sicher auch das Zusatzangebot von Café und Mittagstisch bei, das den Kunden ein rundes Einkaufserlebnis für einen längeren Besuch bietet, so Hofer.

Kunden legen Wert auf Nachhaltigkeit

Der Trend zu Bio ist ungebrochen, gerade das Weihnachtsgeschäft sei sehr gut gelaufen. „Auch wenn meist schnell an Lebensmitteln gespart wird, unsere Kunden legen einfach Wert auf Nachhaltigkeit“, weiß Hofer. Und die Kunden sind ihrem Bioladen treu. „Die nächsten Jahre werden wirtschaftlich sicher nicht leicht, aber ich bin verhalten optimistisch. Wir haben eine gute, treue Kundschaft und immer wieder Neukunden. Bei uns nehmen sie sich Zeit für einen bewussten Einkauf.“

Bio vom Discounter ist spürbare Konkurrenz

Discounter und Supermärkte sind mit ihrem Bio-Angebot eine spürbare Konkurrenz für Bioläden. „Dort wächst das Bio-Segment“, so Hofer. „Aber wir setzen uns mit unserem breiteren Angebot und der Produktvielfalt ab. Hier gibt es zum Beispiel nicht nur ein biologisches Olivenöl, sondern gleich zehn aus verschiedenen Ländern zur Auswahl.“ Preislich könne Feinsinn mit einem Discounter mithalten, denn es werden hier auch Marken angeboten, die für den kleineren Geldbeutel erschwinglich sind. Zwar liegt Feinsinn für Laufkundschaft zu weit draußen – das bedauert Hofer ein wenig –, aber der große Parkplatz vor der Tür sorgt für bequemes Einkaufen, wie im Supermarkt.

Die Nachfrage geht deutlich zurück

„Seit Mitte 2022 ist der Positivtrend bei Bioprodukten zu Ende“, stellt Tobias Au, Geschäftsleiter von Globus in Mühldorf fest. „Egal ob bei Obst und Gemüse, Tiefkühl- oder Trockenware, die Nachfrage geht deutlich zurück.“

Ein Grund dafür sei seiner Ansicht nach sicher das preissensiblere Verhalten der Kunden. „Während Corona hat man sich etwas gegönnt“, so Au. „Da fielen Urlaubsreisen und Restaurantbesuche weg und das haben viele auch mit dem Griff zu Biolebensmitteln kompensiert.“ Dieser Höhenflug für den Bio-Absatz sei nun vorbei, das Normal-Niveau von Vor-Corona wieder erreicht.

„Hybrid-Käufer“ werden immer mehr

„Wir würden dennoch nicht mehr auf die Bio-Waren verzichten“, betont Au. Bei Globus gebe es zwar nicht die Kunden, die ausschließlich Bio kaufen, aber sie kaufen gezielt. „Zum Beispiel Bio-Zitronen, weil die ungespritzt sind und für ein Rezept gebraucht werden“. In der Fachsprache werden diese Kunden „Hybrid-Käufer“ genannt, sie werden immer mehr.

„Weil Bio-Produkte nicht mit konventioneller Ware vermischt oder vertauscht werden dürfen, ist Bio bei uns verpackt“, erklärt der Marktleiter. Deshalb ist bei Globus etwa Bio-Geflügel nur abgepackt erhältlich. Frisches Bio-Fleisch unverpackt anzubieten, wäre mit zu großem Aufwand verbunden. „Dafür bräuchten wir eine komplett getrennte Produktionsstraße“, sagt Au. Da setze man stattdessen auf lokale und regionale Fleischlieferanten mit lückenloser Nachverfolgung der Herkunft.

Kaufkraft ist spürbar gesunken

Unter den Arkaden an Mühldorfs Stadtplatz gibt es den Bioladen Milamü mit Café und Bistro. „Das Kaufverhalten hat sich im Jahr 2023 wegen der Energiekrise stark geändert“, musste Kathrin Linke, Ladenleitung, feststellen. „Der Bedarf an Biolebensmitteln und der Zulauf der Kunden ist nach wie vor da, aber die Kaufkraft ist spürbar gesunken.“

Bio-Kunden verkneifen sich Extra-Wünsche

Rund um Weihnachten hätte die Kundschaft weniger gekauft als in den Vorjahren, die Einkaufskörbe blieben leerer. Stammkunden halten ihrem Bio-Händler zwar weiter die Treue, machten aber Abstriche bei ihren Ausgaben. „Gekauft wird nur noch, was man braucht“, so der Eindruck von Linke. „Exotischere Produkte oder teurere Extra-Wünsche verkneifen sich viele Kunden.“ Der Absatz von Bio-Kosmetik sei sogar schon kurz nach Corona eingebrochen.

Bio ist nicht gleich Bio

Die allgemeine Teuerung hat für Bio-Läden noch eine andere bittere Folge. „Leider hat sich das Qualitätsbewusstsein einiger Kunden geändert“, merkt Kathrin Linke an. „Sie setzen Bio-Produkte aus dem Fachhandel mit denen vom Discounter gleich. Das kann man aber nicht einfach gleichstellen.“

Nachdem der Bio-Handel seit Anfang 2023 sehr gesunken sei, laufe das Geschäft für Milamü derzeit stabil. „Aber es wird 2024 nicht leichter werden“, vermutet Linke. „Trotzdem sind wir zuversichtlich und guten Mutes, denn die Kundschaft ist ja da.“

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