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Zusammenarbeit mit Realschule

Raus aus der Schule, rein in die Werkstatt: So sollen Schüler Lust auf eine Ausbildung bekommen

Realschüler bei ODU
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Anna-Lena Mayer (links) und Johanna Wagner stellen sich sehr geschickt an. Unter Anleitung von Moritz Thurner (linkes Bild) arbeiten die Realschüler bei ODU an einer Bügelsäge.

Auch Mühldorfs größter Arbeitgeber, ODU, muss um den Nachwuchs werben. Dabei setzt das Unternehmen auf ein ganz bestimmtes Projekt.

Mühldorf – Es wuselt in der Ausbildungswerkstätte von ODU; mehr als sonst. Denn heute haben die Azubis Besuch von elf Schülern der Altöttinger Herzog-Ludwig-Realschule. Im Rahmen des Projektes „Come with (me)“ schnuppern diese Werkstattluft, fertigen, angeleitet von Azubis, an einem Vormittag eine Bügelsäge. 

Moritz Thurner (20) lernt im zweiten Jahr Industriemechaniker. Er zeigt Anna-Lena Mayer (13), wie sie zunächst eine Metallstange in eine Vorlage einspannen muss. Anschließend verbiegt er die Stange mit einem Werkzeug und Hebelkraft mühelos. Er fixiert die gebogene Stange mit zwei Stiften und bringt sie weiter in Form. Fertig ist der Bügel, in dem später das Sägeblatt eingespannt wird.

Nach wenigen Handgriffen ist der Bügel zurechtgebogen

Anna-Lena schaut konzentriert zu. Dann tritt Moritz zur Seite; Anna-Lena nimmt eine neue Metallstange aus der Box. Wenig später hat auch sie einen Bügel zurechtgebogen. Jetzt fehlen nur noch der Handgriff und das Sägeblatt. 

Ein paar Meter weiter stanzt Johanna Wagner (13) an einer mechanischen Stanze mit Muskelkraft aus einem Messingstreifen einen Gabelschlüssel. Den braucht sie, um damit später ein Scharnier herzustellen. Sie stellt sich für die Arbeit ihr eigenes Werkzeug her – so wie ein Werkzeugmacher. 

„Das ist etwas anderes als in der Schule“

Die Realschüler schnuppern nicht nur Werkstattluft, sie bekommen auch einen Einblick in die Ausbildungs- und Berufswelt: die Maschinen, die Arbeitsschritte, die Anforderungen. „Das ist ganz etwas anderes als in der Schule“, bestätigt ihre Lehrerin Magdalena Stalleicher. 

Die Jugendlichen sind im Rahmen des Projektes „Come with (me)“ zu Gast bei ODU. Mit diesem Projekt möchte der bayerische Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie (bayme vbm) „Schulen und Unternehmen zusammenbringen“, erklärt Christof Prechtl, stellvertretender vbm-Hauptgeschäftsführer. Das Projekt orientiert sich stets am aktuellen Lehrplan und unterstützt mit 16 Unterrichtseinheiten den praktischen Unterricht der Schulen; bietet zusätzlich Elternabende und Schulungen von Lehrkräften an.

„Die stellen sich gut an“

„Es macht Spaß“, sagen die Schüler über ihren Unternehmensbesuch. Sie lauschen den Azubis, schauen genau hin und legen selber Hand an. Wenn sie fertig sind, fahren sie mit ihren Fingern sorgsam über ihre Werkstücke, befühlen sie auf Unebenheiten, begutachten sie von allen Seiten, freuen sich über ihre gelungenen Arbeiten. „Die stellen sich gut an“, meint Theresa Aigner (19), die im zweiten Lehrjahr Werkzeugmechanikerin lernt.

Solche Bügelsägen haben die Schüler der Altöttinger Herzog-Ludwig Realschule bei ODU gefertigt.

„Für uns ist es eine Möglichkeit, in die Schulen zu kommen und den Schülern unsere Berufe näher zu bringen“, sagt Anna Edmaier, Leiterin der Ausbildung bei ODU, über „Come with (me)“. 

Berufe greifbar machen

Das ist wichtig. Denn nicht jeder könne sich zum Beispiel unter dem Beruf eines Oberflächenbeschichters etwas vorstellen. „Mit Hilfe des Projektes ‚Come with (me)‘ gelingt es uns, den Schülern die Berufe zu vermitteln“, sagt ODU-Geschäftsführer Robert Klemisch. 

Aktuell hat der Mühldorfer Hersteller von Steckverbindungen (1.500 Mitarbeiter in Mühldorf; 2.700 weltweit)  170 Azubis in 13 Berufen und in vier Dualen Studiengängen. Seit Jahren beteiligt sich ODU an dem Projekt des Arbeitgeberverbandes, arbeitet das Unternehmen mit fünf Schulen aus Waldkraiburg, Töging und Altötting zusammen, gibt es immer wieder Werks- und Schulbesuche. 

Hilfreich bei der Berurfsorientierung

„Die Umsetzung von Werkstücken und die Durchführung von Unterrichtseinheiten durch die Auszubildenden ist für die Schüler eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag und bringt sie in ihrer Berufsorientierung voran“, hat Rektor Martin Burger beobachtet.

Wie wichtig der frühe Kontakt ist, zeigt Azubi Manuel Franzl (17). Sein Vater arbeitet bei ODU. Das war der erste Kontakt mit dem Unternehmen. Später hatte er über die Schule immer wieder in die ODU-Arbeitswelt geschnuppert. Am Ende hat er sich für eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker entschieden: „Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass das, was man gemacht hat, passt.“

Ein „Vielleicht“, das schon viel wert ist

Nach einer kurzen Pause kehren die Schüler zurück an die Werkbänke: Es geht weiter mit Bohren, Sägen und Feilen.

Johanna gefällt, „dass man vieles selber machen kann.“ Und ihre Freundin Anna-Lena ergänzt: „Es macht total Spaß.“

Momentan neigen die beiden Mädchen noch zu einer Ausbildung als Krankenschwester, aber eine Lehre bei ODU wollen sie nicht ausschließen. „Vielleicht“, sagen sie. Und dieses „Vielleicht“ ist schon viel in Zeiten von Fachkräftemangel und dem Ringen um Azubis.

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