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Situation im Mühldorfer Ortsteil

Siedlung Wegscheid: Kein Gehsteig, kein Radweg, dafür Raser – Wann wird in Mühldorf gehandelt?

Natalie Kaminski am östlichen Ende ihrer Siedlung Wegscheid. Der Verkehr dort ist stark, viele sind zu schnell.
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Natalie Kaminski am östlichen Ende ihrer Siedlung Wegscheid. Der Verkehr dort ist stark, viele sind nach Ansicht der Anwohner zu schnell unterwegs.

Autofahrer oft zu schnell unterwegs: Die Stadt Mühldorf und das Landratsamt halten die Verkehrssituation in der Wegscheid-Siedlung für kritisch. Die Anwohner nennen sie gefährlich. Wann wird etwas dagegen unternommen?

Mühldorf – Es ist eine Stelle, an der Mühldorf eigentlich schon vorbei ist. Schnurgerade führt die Trostberger Straße aus der Stadt, das Ortsschild hebt Tempo 50 auf und die meisten Autofahrer gehen aufs Gas. Doch nach nicht einmal 180 Metern fängt Mühldorf wieder an. Wegscheid heißt der Weiler, rechts und links der Straße Wohnhäuser, dicht bebaut.

Kein Gehsteig, kein Radweg, dafür oft hohes Tempo

64 Menschen leben dort, darunter fünf Kindergarten- und fünf Grundschulkinder. Durchfahrende und manchmal durchrasende Lastwagen und Autos direkt vor ihren Gärten und Haustüren gehören zum Alltag dieser Menschen. Zum ungeliebten Alltag. „Es ist einfach gefährlich“, sagt Nathalie Kaminski. Sie steht in der Einfahrt ihrer Doppelhaushälfte, die Trostberger Straße ist kaum 50 Zentimeter entfernt, denn einen Gehsteig gibt es nicht, weder auf der einen noch auf der anderen Straßenseite.

Es wird eng: Eine Radfahrerin auf der Trostberger Straße im Mühldorfer Ortsteil Wegscheid. Hinter ihr ein Sattelzug.

Kaminiski deutet in Richtung Hammer. Dort, wo eine scharfe Rechtskurve das Ende der Siedlung markiert. Dort, wo Kinder die Straße überqueren müssen, um die Schul-Bushaltestelle erreichen zu können. „Die kann man nicht alleine gehen lassen“, sagt Kaminiski. Denn auch aus Richtung Hammer kommen viele Autos mit hoher Geschwindigkeit, die Kurve erschwert die Sicht auf den weiteren Straßenverlauf. Nach Angaben der Initiative „Verkehrswende Mühldorf“ hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) dort die Geschwindigkeit gemessen. Demnach war mehr als die Hälfte der Autos zu schnell: 57 Prozent. 30 Prozent der Vorbeifahrenden waren Lastwagen.

Nathalie Kaminski hat keine Kinder, aber Regina Roth. Der Ältere ist acht Jahre alt. „Ich lasse ihn nicht allein mit dem Rad fahren“, sagt sie. „Wenn er einen Freund in der Siedlung besucht, fahre ich hinterher.“ Ihre Hofeinfahrt begrenzt ein elektrisches Tor, damit ihre Kinder wenigstens dort ungefährdet sind. Das Grundstück dürfen sie nicht unbeaufsichtigt verlassen.

Zur Schule nimmt sie ihn mit, weil das eh auf dem Arbeitsweg liegt. Ein Mädchen von Gegenüber stehe aber oft lange an der Bushaltestelle, bevor sie die Straße überqueren könne. Ihr Urteil über die Straße für Kinder: „Das ist lebensgefährlich.“

Vor dem Grundstück wird es eng

Ob Kinder oder Spaziergänger, Radfahrer oder Hundehalter: „Sobald jemand sein Grundstück verlässt, wird es eng.“ Kaminski berichtet davon, wie sie angehupt oder beschimpft worden sein, weil sie auf der engen Straße unterwegs war.

Um die Situation zu verbessern, hat sich Kaminiski im Herbst 2023 an das Landratsamt gewandt, das für die Trostberger Straße verantwortlich ist. In dem Schreiben bittet sie darum, für mehr Sicherheit zu sorgen: Tempo 50 zwischen Mühldorf und Wegscheid beizubehalten und nicht aufzuheben; in Richtung Hammer eine Verkehrsinsel, um den Verkehr zu verlangsamen und zusätzlich eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Und vor allem: ein Gehsteig. Denn der endet am Ortseingang Richtung Mühldorf nach wenigen Metern, danach gibt es nur noch einen Grünstreifen, der derzeit voller Schnee und Schlamm ist. An ihm liegt auch eine Bushaltestelle mit kaum einem Meter Wartebereich zur Straße hin.

Noch keine Antwort aus dem Landratsamt

„Wir haben aber seitdem nichts gehört“, sagt Kaminiski. Zweimal habe das Landratsamt geschrieben, dass sie prüfen. Mehr nicht. „Das Landratsamt interessiert sich nicht wirklich für uns.“

Das Landratsamt bestätigt auf Anfrage den Eingang von vier Anträgen. „Für die vier Anträge sind verschiedene Fachstellen zuständig: neben dem Landratsamt Mühldorf auch die Stadt Mühldorf sowie das Staatliche Bauamt Rosenheim als Straßenbaulastträger für die Staatsstraße. Die Polizei Mühldorf ist bei derartigen Fragen ebenfalls zu beteiligen.“ Das sei geschehen: „Der Entwurf der Rückmeldung an die Antragstellerin wurde in diesen Tagen an die weiteren Fachstellen zur finalen Abstimmung übersandt und ergeht dann zeitnah an die Anwohnerin.“

Zwei schlechte Nachrichten

Inhaltlich will sich das Landratsamt nicht zu den Anträgen der Anwohner äußern. Es gibt aber zu: „Angesichts der sehr nahen Wohnbebauung an der Staatsstraße ist die Verkehrssituation für Fußgänger – insbesondere für Kinder – tatsächlich nicht optimal.“ Die nahe Wohnbebauung schränke Handlungsmöglichkeiten ein. Und: „Bis dato sind in Wegscheid keine Unfälle mit Fußgängern bekannt, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Verkehrsteilnehmer in der Vielzahl acht- und aufmerksam verhalten.“

Eins aber ist schon jetzt klar: Die Ortstafeln werden nicht versetzt, um auf der gesamten Strecke Tempo 50 gelten zu lassen. Sie gehören dorthin, wo eine geschlossene Wohnbebauung beginnt, schreibt das Landratsamt. „Dies ist sowohl in Richtung Mühldorf, als auch in Richtung Wegscheid bei den bestehenden Ortstafeln der Fall, weshalb sich bei dem aktuellen Stand der Bebauung daran nichts ändern kann.“ Zu einer Beschränkung auf Tempo 50 oder 60 äußert sich die Behörde nicht.

Und noch eine schlechte Nachricht, diesmal kommt sie von der Stadt Mühldorf: „Nein, es wird dort keinen Gehweg geben“, erklärt Sprecher Werner Kurzlechner. „Die Hürden für die Errichtung neben der Fahrbahn sind in Wegscheid sehr hoch.“ Das liege an verkehrsrechtlichen und baulichen Gründen und an den Grundstücksverhältnissen. Der Grund neben der Fahrbahn gehöre zwar dem Freistaat, sei aber viel zu schmal für einen Gehweg. Die anderen Bereiche sind privat. Würden alle Eigentümer ihre Grundstücke dafür zur Verfügung stellen, ließe sich ein Gehweg realisieren, so Kurzlechner. „Aber das ist aktuell nicht absehbar.“

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