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Gastronomie in Mühldorf

Restaurant und Hotel Bastei in Mühldorf gehen ins Insolvenzverfahren

Gediegene Familienfeier, ausgelassene Party: all das ist in der Bastei möglich. Die Frage ist: wie lange noch?
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Gediegene Familienfeier, ausgelassene Party: all das ist in der Bastei möglich. Die Frage ist: wie lange noch?

Stirbt bald das nächste Lokal samt dazugehörigem Hotel? Die Mühldorfer Bastei geht ins Insolvenzverfahren. So ist die Ausgangslage – das sind die nächsten Schritte.

Mühldorf – Sie gehört zu den Gastro-Institutionen in Mühldorf: die Bastei. Hoch über dem Inn in Altmühldorf gelegen, ist das gutbürgerliche Restaurant als Anlaufstelle für den Mittagstisch genauso gefragt, wie für eine festliche Sonntagstafel oder das große Familienfest. Auch als Hotel spielt die Bastei eine bedeutende Rolle in der Stadt.

Insolvenzverfahren seit 6. Februar

Jetzt droht ihr die Insolvenz. Das Amtsgericht Mühldorf bestätigte auf Anfrage den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und die Bestellung eines Insolvenzverwalters. Seit 6. Februar läuft dieses Verfahren über das Vermögen der Hotel Bastei Betriebs GmbH.

Hanns Pöllmann ist in Mühldorf kein Unbekannter, die Bastei nicht seine erste Aufgabe als Insolvenzverwalter in der Region. Der Münchner Rechtsanwalt schwärmt zunächst einmal von dem Lokal. „Es gefällt mir gut, wie sie es machen“, sagt Pöllmann. Traditionelle Küche, eine verantwortungsbewusste Geschäftsführerin, zahlreiche Modernisierungen in den letzten Jahren. Und trotzdem: „Es ist für die Gastro sehr schwierig“, sagt er.

Im Zeichen des Turms: Hotel und Restaurant Bastei in Mühldorf.

Zu den genauen Gründen für die Schwierigkeiten der Bastei äußert sich Pöllmann nicht konkret. Er spricht vom Problem der Umsatzsteuer, den gestiegenen Energiepreisen, den grundsätzlichen Schwierigkeiten in der Gastronomie. Auch die Coronahilfen und ihre mögliche Rückzahlung will er nicht als Hauptgrund nennen. „Es sind Verbindlichkeiten vorhanden“, sagt er nur, die Coronahilfen seien ein „gleichberechtigter Teil“ davon.

Essen, übernachten oder feiern: Beim Faschingsball in der Bastei war der Keller im Februar gut besucht.

Wie hoch die gesamten Verbindlichkeiten der Bastei sind, sagt Pöllmann nicht: „Ich will keine Angaben zur Höhe machen.“ Laut dem Online-Daten-Portal North Data, das nach eigenen Angaben offiziell zugängliche Firmendaten auswertet und veröffentlicht, verzeichnete die Bastei im Jahresabschluss 2023 Verbindlichkeiten von 438.251 Euro. Das Online-Portal veröffentlicht nach eigenen Angaben wirtschaftliche Kennzahlen aufgrund von Bekanntmachungen der Unternehmen.

Laut Aussage von Amtsgerichtssprecherin Dr. Angela Miechielsen dient das vorläufige Insolvenzverfahren der Sicherung der Insolvenzmasse. Damit soll verhindert werden, dass es in den kommenden Wochen Eingriffe in das Vermögen der Gesellschaft gibt. Währenddessen prüft das Gericht die Insolvenzgründe. „In dieser Zeit untersteht das Vermögen des Schuldners dem vorläufigen Insolvenzverwalter.“

Beliebt für Familienfeier: die Bastei in Mühldorf.

Wie lange dieses vorläufige Insolvenzverfahren dauern wird, kann sie nicht sagen. „In der Regel ist mit einer Dauer von mehreren Wochen bis hin zu wenigen Monaten zu rechnen.“ Insolvenzverwalter Pöllmann nennt konkretere Ziele. Nach seiner Vorstellung soll das Insolvenzverfahren zum 1. April beginnen und im Juni abgeschlossen sein.

Eines ist laut Pöllmann bereits gesichert: Die Mitarbeiter der Bastei haben ihr Gehalt bekommen, der Fortführung des Betriebs steht nichts entgegen.

Bastei-Geschäftsführerin Stephanie Nömeier ist optimistisch, dass ihr Restaurant gestärkt aus dem Insolvenzverfahren hervorgeht. Zu den Gründen der Schieflage will auch sie nichts sagen, betont aber: „Ich bin zu 99 Prozent sicher, dass es weitergeht“. Diese Zuversicht strahlt auch Insolvenzverwalter Pöllmann aus: „Ich bin ganz hoffnungsfroh, dass es gelingen kann.“

Derzeit ist die Bastei uneingeschränkt geöffnet, das Hotel nach Angaben Nömeiers bis 2026 gebucht. Auch die ersten Weihnachtsfeiern stehen schon auf ihrem Zettel. „Es wird alles stattfinden“, verspricht sie.

Bei den Stammgästen spüre sie sehr viel Wohlwollen und „eine gewisse Solidarisierung“.

Nach Angaben der Online-Plattform North Data schreibt die Bastei seit 2016 rote Zahlen. Den Höchststand erreichte das Minus im Corona-Jahr 2021 mit 236.611 Euro. 2023 betrug es 30.926 Euro.

Laut North Data hat die Bastei 2021 Coronahilfen in Höhe von knapp 450.000 Euro erhalten.

Vom Kiosk zum ersten Haus am Platz

Die Bastei wurde von der Familie Faltermeier nach dem Krieg um 1946 gegründet. Es war zunächst ein einfacher Kiosk. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein Café mit selbstgebackenen Kuchen.

Schließlich wurde eine Küche angebaut und so wuchs die Bastei zum Restaurant heran, die Besitzer erweiterten stetig. In den 1950er Jahren entstanden die ersten sieben Hotelzimmer im ersten Stock. Nachdem auch diese bald zu wenig waren, baute man in den neunziger Jahren auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch ein Hotel. Tochter Marianne Niedermeier übernahm das Familienunternehmen und baute es bis zu ihrem Tod 2018 aus.

Da Niedermeier keine Nachkommen hatte, verfügte sie, Gebäude und Vermögen in eine Stiftung einfließen zu lassen, mit dem Ziel, die Bastei zu erhalten und weiterzubetreiben. Stiftungsvorstände sind die Mühldorfer Steuerberater und Rechtsanwälte Max Oelmaier und Florian Loserth.

Im Coronafrühjahr 2020 wurden die Gasträume erneuert, im Mai 2021 installierte die Bastei Photovoltaikanlagen und Ladestationen für E-Autos und Fahrräder. Im Sommer 2021 erfolgte die Umgestaltung des Biergartens.

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