Sicherheit im Landkreis Mühldorf
Weniger Einbrüche, Top-Aufklärungsquote, aber das macht der Polizei Sorgen
Im Landkreis Mühldorf leben die Menschen sicher. Das belegt der Sicherheitsbericht der Polizei für das Jahr 2023. Doch eine gesellschaftliche Entwicklung bereitet dem Polizeipräsidenten große Sorgen.
Mühldorf – Wie sicher ist der Landkreis Mühldorf? Darum ging es bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts für das zurückliegende Jahr 2023 im Landratsamt. Und erneut konnte Polizeipräsident Manfred Hauser anhand der gesammelten Zahlen feststellen: „Die Sicherheitslage im Landkreis Mühldorf war wieder auf einem sehr hohen Niveau.“
Sieben von zehn Straftaten werden aufgeklärt
Die Zahl der begangenen Straftaten stieg zwar um fast 15 Prozent auf 4351, im Bayernvergleich stehe Mühldorf damit aber gut da. Noch dazu, weil mehr als sieben von zehn begangenen Straftaten im Landkreis Mühldorf von der Polizei aufgeklärt werden konnten. Die Aufklärungsquote stieg auf 71,9 Prozent, im Vorjahr lag sie bei 66,2 Prozent. Hauser: „Darauf können wir sehr stolz sein!“
Auch bei den Sexualdelikten stieg die Zahl im Vergleich zu früheren Jahren leicht an. Ein Trend, der in ganz Bayern festzustellen ist. Hier treibt vor allem die Verbreitung pornografischer Schriften im Internet die Zahlen hoch. Dagegen hatte die Polizei bei den schweren Sexualdelikten wie Vergewaltigung und Missbrauch mit 12 Fällen drei weniger als 2022 zu bearbeiten.
Die Zahl der Diebstähle ist um eins gesunken, speziell Fahrraddiebstähle gingen um neun Prozent zurück. Rauschgiftdelikte wurden 55 weniger gezählt, die Straßenkriminalität ging um 93 Fälle zurück und es gab mit neun Tötungsdelikten drei weniger als im Vorjahr. Insgesamt stiegen die Fälle von Gewaltkriminalität um 17 Taten, beim Delikt Raub gab es 2023 neun Fälle mehr als 2022.
Fast 50 Prozent weniger Wohnungseinbrüche
Bemerkenswert ist der enorme Rückgang an Wohnungseinbrüchen im Landkreis Mühldorf. Hier ging die Quote um 48,3 Prozent zurück, von 29 Einbrüchen in 2022 auf nur noch 15 im Jahr 2023. „Das ist die niedrigste Quote seit Beginn der Aufzeichnungen“, konnte Hauser feststellen. „Wohnungseinbrüche beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Menschen massiv, deshalb ist diese Entwicklung besonders erfreulich.“ Im Vergleich dazu stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche bayernweit um 20,8 Prozent an.
Betrug mit Schockanrufen oder Schocknachrichten via SMS und WhatsApp, bei dem vor allem ältere Menschen um ihr Geld gebracht werden sollen, ist auch im Landkreis Mühldorf ein großes Problem. 2023 kam es in einem solchen Fall zur Übergabe von 10.000 Euro. „Es gibt in meinem Präsidiumsbereich Oberbayern Süd keine Woche ohne eine solche vollendete Tat. Dieses Delikt bleibt absoluter Schwerpunkt.“ Es könnten durch Aufklärung der Bevölkerung aber auch immer mehr Geldübergaben verhindert werden.
Mörderische Schleuserfahrt mit sieben Toten
Im Straßenverkehr waren 14 Tote zu beklagen, sechs mehr als 2022. „Allein sieben Todesfälle, darunter ein sechsjähriges Kind, gehen auf das Konto der mörderischen Schleuserfahrt im Oktober 2023 bei Ampfing am Freitag, den 13.“, bedauerte der Polizeipräsident. Landrat Max Heimerl betonte in diesem Zusammenhang, wie wertvoll die geübte und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Blaulicht-Organisationen gewesen sei.
579 Verletzte im Straßenverkehr
Insgesamt gab es mit 3833 um 8 Prozent mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr. 579 Menschen wurden dabei verletzt, 42 mehr als 2022. Hauptunfallursachen waren wie jedes Jahr mangelnder Sicherheitsabstand bei allein 791 Unfällen sowie allgemeine Fahrfehler wie etwa beim Abbiegen. 25 Prozent mehr Unfälle wurden beim Überholen gezählt. Dagegen ging überhöhte Geschwindigkeit als Ursache um 6,3 Prozent zurück.
Was Verkehrsstraftaten angeht, werden die Leute so scheint es immer rabiater. Spitzenreiter mit einer Zunahme um 75 Prozent ist hier die Nötigung, gefolgt von gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr mit einem Plus von 52,6 Prozent, Gefährdung plus 15 Prozent und Beleidigung plus 6,3 Prozent.
64 Übergriffe auf Polizisten im Landkreis
Nicht erst seit der Messerstecherei in Mannheim, bei der ein junger Polizist getötet wurde, macht die zunehmende Gewalt gegen Polizisten dem Polizeipräsidenten Sorgen. „Das geschieht fast täglich und reicht von verbalen Drohungen bis zu tätlichen Angriffen“, muss Hauser betrübt feststellen. Im Jahr 2023 kam es dazu 26 Mal in Waldkraiburg und 38 Mal in Mühldorf, wobei bei 14 Übergriffen auf Mühldorfer Polizeibeamte auch Fußtritte und Handgreiflichkeiten im Spiel waren.
„Allgemeine Verrohung“ und „fehlender Respekt“
„Es ist eine allgemeine Verrohung zu beobachten und es fehlt an Respekt gegenüber der Polizei“, so Hauser. „Deshalb wird Eigensicherung immer wichtiger und wird stärker trainiert.“ Und die Erstkräfte am Einsatzort seien angehalten, auf Spezialeinsatzkräfte zu warten und nicht gleich selbst in eine Gefahrensituation hineinzugehen.
