„Einige Millionen Euro“ eingeplant
Mühldorf packt das nächste Denkmal an – das sind die Pläne für das Heilig Geist Spital
Erst war es ein Krankenhaus, dann ein Seniorenheim. Ab 2015 wurde das Heilig-Geist-Spital als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. Jetzt macht sich dort der Schwamm breit. Was die Stadt mit dem Gebäude vorhat.
Mühldorf – Es knirscht im Gebälk des Heilig-Geist-Spitals. Im Holz der obersten Geschossdecke, über der sich nur noch der Dachstuhl befindet, hat sich der Schwamm eingenistet. Früher diente es als Krankenhaus, später als Seniorenheim der Caritas. Von 2015 bis 2020 war es von der Regierung von Oberbayern als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Aus Gründen der Statik mussten im Jahr 2019 die damals im obersten Stockwerk wohnenden Flüchtlinge andernorts untergebracht werden.
Im Haus wütet der Schwamm
„Der Schwamm im Gebäude wurde schon identifiziert, als das Spital noch von der Regierung angemietet war“, berichtet Bürgermeister Michael Hetzl im Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen. „Er hat im oberen Bereich gewütet und auch das Dach angegriffen, aber das steht noch ganz gut da.“ Aufgrund dieser baulichen Mängel war das Spital einige Jahre nicht mehr nutzbar.
So wie beim früheren Kindergarten am Stadtplatz 58 geht es auch bei diesem Baudenkmal in der Stadt voran. Die von der Stadt in Auftrag gegebene denkmaltechnische Untersuchung der Bausubstanz ist seit längerem abgeschlossen.
Laut Hetzl wurde unter anderem an den Fundamenten geschürft und es wurden bauhistorische Untersuchungen unternommen. Im Inneren wurden die Mauern nach altem Bestand und neu gebauten kategorisiert und entsprechend in verschiedenen Farben markiert. Hetzl: „Das bedeutet laut Denkmalamt, die alten müssen bleiben, die neuen können weg.“
Kapelle hat statische Probleme
Auch die im Gebäude befindliche, geweihte Kapelle wurde erst nachträglich eingebaut – nach denkmalschützerischen Maßstäben könnte sie eigentlich weg, sagt der Bürgermeister. Die Kapelle sei auch nicht besonders ausgeschmückt und das Mobiliar, also die Bänke, wurde schon vor langem zerlegt. Noch dazu habe auch die Kapelle statische Probleme. Denn, um sie zwei Stockwerke hoch und damit eindrucksvoller zu machen, wurde dafür einfach eine Decke herausgenommen.
„Neubau“ am Stadtwall ist instabil
„Der ‚Neubau‘ ist statisch instabil und bricht auseinander“, schildert Hetzl den Zustand dieses Bauteils, der sich in der Straße Am Stadtwall entlangzieht. An der Seite zur Friedhofstraße ist zu erkennen, wie der Verbindungsgang vom alten in das neue Gebäude absinkt. Hier bleibe nur der Abriss. „Um an dieser Stelle stabil neu aufzubauen, bräuchten wir wegen des Untergrunds eine aufwendige Pfahlgründung“, erläutert der Bürgermeister. So kostspielig wie die wäre, könne man auch gleich über eine Tiefgarage nachdenken.
Historische Substanz erschwert künftige Nutzung
Das Heilig Geist Spital ist ein „Denkmal“, wie die blau-weißen Tafeln an der Fassade signalisieren. Eine künftige Nutzung darf nur mit der erhaltungspflichtigen Substanz geschehen. Das lasse für die künftige Nutzung nicht allzu viel Spielraum. „Wegen der Türbreiten kommt zum Beispiel eine Nutzung als Seniorenwohnheim nicht infrage“, erklärt der Bürgermeister. „Denn die Türöffnungen dürfen nicht einfach herausgeschlagen und verbreitert werden.“ Auch für Wohnzwecke sei das Gebäude nicht geeignet, der Einbau von Bädern sei nicht zulässig. Damit bleibe wohl nur eine Nutzung für Büros oder Verwaltung übrig.
„Keine Kollateralschäden anrichten“
Um überhaupt starten zu können, müsse als Erstes der Schwamm in der Holzdecke bekämpft werden. Wie Hetzl erklärt, liegen auf den maroden Balken eine Art Pflastersteine, deren Gewicht die Decke zusätzlich instabil macht, sie darf nicht betreten werden. Was die Bekämpfung des Pilzes logischerweise erschwert: „Einfach drauf rumlaufen, die Pflastersteine wegnehmen und das schadhafte Holz ersetzen, geht nicht.“ Hetzl bringt die Überlegungen so auf den Punkt: „Wir wissen, was zu tun ist, aber das Wie ist nicht ohne! Es sollen keine Kollateralschäden angerichtet werden.“
Während dem Schwamm der Garaus gemacht wird, soll das Nutzungskonzept erarbeitet werden. Die Beteiligten sind neben Architekten das Landesamt für Denkmalpflege, die Regierung von Oberbayern, das Landratsamt und die Heiliggeistspitalstiftung. „Im Zuge dessen gilt es herauszufinden, welche Fördermittel abgefragt werden können“, sagt Hetzl. Und welche Sanierungslücken der Freistaat Bayern damit schließen könne.
Mühldorf plant mit „einigen Millionen Euro“
Für die Sanierung des Heilig Geist Spitals sind im Haushalt der Stadt laut Bürgermeister „einige Millionen Euro“ eingeplant. Was dafür veranschlagt werden muss, dazu sagt er nichts, denn: „Die Kostenschätzung ist eine nicht-öffentliche Angelegenheit.“



