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Nachhaltige Landwirtschaft macht Fleisch teurer

Mehr Geld für mehr Tierwohl? Eine Herausforderung für Landwirte, das sagen Verbraucher

Tierwohl Gerhard Langreiter
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Für mehr Tierwohl werden Schweine auf Stroh gehalten. Gerhard Langreiter ist stellvertretender BBV-Kreisobmann im Landkreis Mühldorf und Ferkelerzeuger.

Verbraucher wünschen sich mehr Tierwohl, Supermärkte stellen ihr Sortiment um. Dafür müssen Landwirte ihre Ställe ausbauen. Aber geht für sie die Rechnung am Ende auf?

Mühldorf – Ein großer deutscher Discounter hat angekündigt, ab dem Jahr 2030 nur noch Frischfleisch, Milch sowie gekühlte Fleisch- und Wurstwaren aus den Haltungsformen 3 (Frischluftstall), 4 (Auslauf/Weide) und 5 (Bio) anzubieten. Damit soll der „Umbau der deutschen Landwirtschaft zu mehr Tierwohl“ unterstützt werden.

Kunden wollen tierwohlgerechte Produkte

Tönnies, der der größte Fleischverarbeiter in Deutschland mit einem Rinderschlachthof in Waldkraiburg, sucht aktuell neue Lieferanten für Schweinefleisch der Haltungsstufe 3. „Die Nachfrage nach tierwohlgerechteren Produkten steigt stetig – sowohl im Handel als auch bei den Verbrauchern“, heißt es. „Wir suchen intensiv nach weiteren Lieferanten und bieten bundesweit interessante Absatzwege“, wirbt Franziska Elmerhaus, Projektleiterinder Stabsstelle Landwirtschaft bei Tönnies. Das Zeitfenster für den Umstieg von Landwirten auf Haltungsform 3 sei gut, von der Bundesförderung, über das Bauantragsverfahren bis hin zur Vermarktung der Tiere.

Für Landwirte interessant, aber ...

Ein Plan, dem auch Gerhard Langreiter, stellvertretender BBV-Kreisobmann für den Landkreis Mühldorf und Ferkelerzeuger, für seine Berufskollegen etwas abgewinnen könnte. Könnte wohlgemerkt. „Würden die Schweinemäster eine Abnahmegarantie über mindestens 10 Jahre bekommen, wäre der Umstieg sicher für viele interessant, Verträge von nur einem bis vier Jahre kann man vergessen“, stellt er fest. Er wisse von einigen Landwirte, die ihre Ställe für eine Million Euro und mehr umgebaut und danach ohne eine gesicherte Abnahme dagestanden hätten.

Gerhard Langreiter, stellvertretender BBV-Kreisobmann für den Landkreis Mühldorf und Ferkelerzeuger.

Investition über 25 Jahre

Oft sei es einem Vollerwerbsbetrieb gar nicht möglich, einen bestehenden Stall umzubauen. Dann müsste noch mehr Geld für einen Neubau in die Hand genommen werden. „Bis so ein Stall abbezahlt ist, dauert es 20 bis 25 Jahre“, weiß Langreiter. „Für eine solche Investition braucht man Planungssicherheit.“

Vorgaben für Umbau setzen enge Grenzen

Vor kurzem hat er den Stall eines Schweinemästers im Landkreis Altötting besucht. Der hat seinen alten Stall der Stufe 3 angepasst, mit Einstreu und einem Durchgang ins Freie für die Schweine als Offenstall. „Einige der Boxen sind um ein paar Zentimeter zu klein, jetzt muss er schauen, dass er seinen Stall für Stufe 3 zertifiziert bekommt.“ Wie eng und starr die gesetzlichen Vorgaben da sind, zeigt das: „Den Auslauf nach Draußen hat er an der Giebelseite des Stalls gemacht, der muss aber auf der Längsseite sein.“

Auch besseres Fleisch im Sonderangebot

Langreiter hat selbst schon beobachtet, dass an den Fleischtheken das Fleisch von Strohschweinen der Haltungsstufe 3 im Sonderangebot verkauft wird: „Da drängt sich mir der Eindruck auf, dass der Markt für dieses höherwertige Fleisch gesättigt ist.“ Zwar könne der Erzeuger für Edelteile wie Schnitzel, Lende und Filet einen guten Preis erzielen, „aber bei Wurstwaren schaut schon keiner mehr auf das Tierwohl“.

Viele Verbraucher schauen aufs Geld

Außerdem wären sicher nicht alle Verbraucher bereit, mehr Geld für mehr Tierwohl auszugeben. Viele würden und müssten auch immer genau auf den Preis schauen. Das gehe ihm nicht anders: „Mir persönlich sind Lebensmittel viel wert und trotzdem kaufe auch ich die etwas günstigere Tafel Schokolade.“ Er habe Verständnis dafür. „Freilich kann man als Milchbauer sagen, ein Euro mehr pro Packerl Butter ist doch bezahlbar“, nennt er als Beispiel. „Wenn aber eine Familie zwei Packerl pro Woche braucht, dann sind das schon über 100 Euro im Jahr und für viele kann es dann ganz knapp werden.“ Haushalte mit mehr Geld würden ja auch nicht alles für beste Lebensmittel ausgeben, sondern lieber ins Auto und Urlaube stecken.

Das sagen Verbraucher zum Thema Tierwohl

Joschua Hatnik.

Joschua Hatnik, Tüßling: Für Menschen, die es sich leisten können, ist das eine sinnvolle und feine Sache. Ich esse mittlerweile wenig Fleisch. Wenn es mal der Fall ist, dann will ich wissen, woher das Fleisch kommt. Den höheren Preis für gute Ware nehme ich dann gerne in Kauf.

Marion Merkl.

Marion Merkl, Mühldorf: Tierwohl und entsprechend bewusstes Einkaufen sollte für jeden selbstverständlich sein. Wenn das mit etwas höheren Preisen erreicht werden kann, ist es in Ordnung. Es bräuchte aber viel mehr Kontrollen. Ich kaufe Fleisch direkt am Hof meines Vertrauens.

Manfred Reinhart.

Manfred Reinhart, Mühldorf: Ich kaufe regelmäßig auf regionalen Märkten, auch wenn es etwas teurer ist. Da weiß ich, woher das Fleisch stammt. Früher sind die Kühe oft auf der Weide gewesen, das vermisse ich. Lebendtiertransporte gehören meines Erachtens sowieso verboten.

Elke Kindsmüller.

Elke Kindsmüller, Mühldorf: Meine Tochter und ich essen seit drei Jahren kein Fleisch mehr und das hat mit den „Tierfabriken“ und den Schlachthöfen zu tun. Meine drei Katzen bekommen kein Dosenfutter, sondern frisches Fleisch, auch wenn das deutlich mehr kostet.

Karin Zieglgänsberger.

Karin Zieglgänsberger, Mühldorf: Ich achte seit Jahren auf beste Fleischqualität, die mit guter Tierhaltung in Zusammenhang steht. Beides ist mir sehr wichtig. Lieber weniger Fleisch und Wurst essen, dafür regional und ausgewählt. Das Gleiche gilt auch für Eier.“

Elisabeth Nicklbauer.

Elisabeth Nicklbauer, Polling: Alle reden von Tierwohl, wenn es aber an den eigenen Geldbeutel geht, wird häufig umgeschwenkt, das ist meine Erfahrung. Bei uns kommt nur Fleisch aus der Region auf die Teller. Den höheren Preis zahle ich dafür gerne. Insgesamt habe ich keinen hohen Fleischkonsum.

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