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Fernwärme mit heißem Wasser aus der Tiefe

Mühldorf ist die Geothermie zu teuer – Welche Chancen bleiben Waldkraiburg, Ampfing und Aschau?

Hat die Geothermie im Landkreis Mühldorf eine Zukunft? Das sagen Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (oben), Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich (Mitte) und Waldkraiburgs Stadtwerke-Chef Herbert Lechner zu ihren Projekten.
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Hat die Geothermie im Landkreis Mühldorf eine Zukunft? Das sagen Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (oben), Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich (Mitte) und Waldkraiburgs Stadtwerke-Chef Herbert Lechner zu ihren Projekten.

Mühldorf hat sich von der Geothermie verabschiedet: zu teuer. Wie steht es um die Vorhaben in Waldkraiburg, Ampfing und Aschau? Im Februar stehen wichtige Entscheidungen an.

Mühldorf/Waldkraiburg/Ampfing/AschauAnfang des Jahres hat sich Mühldorf erst einmal von einer Fernwärme mit Geothermie aus Polling verabschiedet. Zu teuer, sagt Bürgermeister Michael Hetzl. Die Mühldorfer hätten „am Ende mehr als doppelt so viel für eine Kilowattstunde bezahlen müssen wie in Waldkraiburg.“ Was heißt das für die anderen Geothermie-Projekte in Waldkraiburg, Ampfing und Aschau?

In Waldkraiburg gibt es seit den erfolgreichen Bohrungen im November 2010 und im März 2011 ein stetig wachsendes Fernwärmenetz mit Geothermie. Bis Ende 2024 ist es auf 32,7 Kilometer angewachsen und versorgt 3.750 Haushalte; bis 2045 soll es 110 Kilometer umfassen.

Waldkraiburg plant schon eine zweite Bohrstelle

Wegen des wachsenden Fernwärmenetzes braucht Waldkraiburg ein zweites Heizwerk. Das soll bis zur Heizperiode 2026 / 2027 in der Geretsrieder Straße stehen, so Herbert Lechner, Chef der Waldkraiburger Stadtwerke. Das kostet rund 20 Millionen Euro. „In drei bis vier Jahren“ soll am Betriebshof der Stadtwerke außerdem eine zweite Bohrstelle für das Tiefenwasser entstehen; Fachleute sprechen von einer Doublette. 

Auch Ampfings Bürgermeister Josef Grundner und Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich wollen künftig mit dem heißen Wasser aus der Erde heizen. Sie halten daran trotz der Mühldorfer Entscheidung fest. 

Ampfing setzt für Bohrungen und Wärmenetz auf Unternehmen

In Ampfing sind die geologischen Untersuchungen sowie die Machbarkeitsstudie bereits fertig, teilt Bürgermeister Grundner mit. Die Bohrung und den Bau des Fernwärmenetzes möchte die Gemeinde aber nicht selber in die Hand nehmen. Grundner: „Die Gemeinde Ampfing sieht sich aufgrund des aufgerufenen Kostenrahmens zur Erstellung des Wärmenetzes finanziell nicht in der Lage, dies alleinverantwortlich umzusetzen.“ So koste alleine das Fernwärmenetz rund 70 Millionen Euro. 

Das geothermische Potenzial in Südostoberbayern ist laut neuesten Studien sehr groß.

Mühldorfs Stadtwerke-Chef Alfred Lehmann bezifferte zu Jahresbeginn die Kosten für den Bau eines Fernwärmenetzes im Mühldorfer Süden auf rund 50 Millionen Euro. Und in Polling haben alleine die Bohrungen rund 20 Millionen Euro gekostet, so die Erdwärme Inn Bayern GmbH.

In Aschau ist Geothermie eine Variante von mehreren

In Aschau treibt Bürgermeister Christian Weyrich seit Jahren die Fernwärme voran. Das Projekt bestehe im Wesentlichen aus zwei Teilen, so Weyrich: dem Fernwärmenetz und einer Geothermie-Anlage. 

Für das Wärmenetz liege schon eine Machbarkeitsstudie vor, einschließlich eines Netzplanes und einer „wirtschaftlichen Betrachtung“, so Weyrich. „Hier könnten wir zeitnah in die konkrete Planung der Umsetzung einsteigen.“ Diese Pläne seien unabhängig von der verwendeten Wärmequelle und die Geothermie aber nur eine mögliche Variante, „eine weitere wäre ein interkommunaler geothermischer Verbund“. 

Für die Option eigene Geothermie hat sich die Gemeinde beim Bergamt schon mal das Bohrrecht gesichert. Denn: „Aus allen Varianten unserer Machbarkeitsstudie ist die Geothermie langfristig die wirtschaftlichste Lösung“, schreibt Weyrich. 

Zusammenarbeit von Gemeinden soll Wirtschaftlichkeit sichern

Die Geothermie sei aufgrund der hohen Investitionen nur zu stemmen, „wenn wir es schaffen, die maximale Menge der ‚erbohrten‘ Wärme zu vermarkten“, erläutert Weyrich. In diesem Zusammenhang werde derzeit „die technische und wirtschaftliche Machbarkeit einer interkommunalen Zusammenarbeit in der Geothermie untersucht. Sobald diese Ergebnisse im Februar vorliegen, werden wir entscheiden, welchen Pfad wir weiter verfolgen: eigene Anlage, interkommunale Zusammenarbeit oder andere Wärmequellen.“

Eine Zusammenarbeit von Aschau, Ampfing und Waldkraiburg prüfen derzeit auch Waldkraiburgs Stadtwerke-Chef Lechner und Ampfings Bürgermeister Grundner; letzterer blickt zudem auch nach Mühldorf.

Unterschiedliche Vorstellungen bei den Endkundenpreisen

Dort hatte Bürgermeister Hetzl zu Jahresbeginn durchblicken lassen, dass er für die Fernwärme mit Geothermie einen Endkundenpreis auf Waldkraiburger Niveau angepeilt, das wären rund zehn Cent je Kilowattstunde. Diesen Preis möchte auch Weyrich erreichen; gleichzeitig betont er, dass man neben dem Preis der Kilowattstunde immer auch monatlichen Grundpreis sowie die einmaligen Anschlusskosten berücksichtigen müsse.

Polling führt Verhandlungen weiter

Während die Stadt Mühldorf die Verhandlungen mit der Erdwärme Inn Bayern (EWI) über den Bezug von Erdwärme abgebrochen hat, ist Polling mit der EWI weiter im Gespräch. Das hat Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung mitgeteilt. „Natürlich ist es nicht einfach. Aber ich glaube, dass die Geothermie langfristig eine gute Sache ist.“ Auch werde derzeit von einem Ingenieurbüro die Machbarkeitsstudie für das Fernwärmenetz erarbeitet.

Ampfings Bürgermeister Grundner möchte sich „idealerweise“ am Gaspreis orientieren; das Waldkraiburger Preisniveau zu erreichen, „wird schwierig“. Er schätzt, dass es angesichts der dortigen Investitionen auch in Waldkraiburg wohl „auch nicht haltbar sein“ werde.

Das scheint Stadtwerke-Chef Lechner zu bestätigen. Er schreibt: „Ob und in welcher Höhe sich die weiteren Investitionskosten auf den Endkundenpreis auswirken, kann zum derzeitigen Stand nicht gesagt werden. Erst wenn das Planungsergebnis und Kostenplanungen vorliegen, können Preise kalkuliert werden.“

„Es ist Zeit jetzt zu handeln“

„Grundsätzlich ist es bei allen angedachten Projekten sehr schwierig, wirtschaftliche Projekte zustande zu bringen“, räumt Ampfings Bürgermeister Grundner ein. Er fordert auch eine Reform der Förderungen, die „die jeweils vorherrschenden geologischen oder wettertechnischen Voraussetzungen gezielt besser“ adressiere; auch zinslose Darlehen oder die Übernahme von Bürgschaften durch die Regierung könnten den Kommunen helfen.

„Es wäre eine Schande, in zehn, 20 oder 30 Jahren sagen zu müssen, ‚Ja damals war’s halt nicht wirtschaftlich, und deshalb haben wir es nicht gemacht‘“, betont Grundner. „Es ist höchste Zeit jetzt zu handeln und somit dem viel zu hohen CO2-Ausstoß durch die Umstellung auf erneuerbare Energien massiv entgegenzuwirken.“

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