Altstadt bleibt Hochrisiko-Zone
Großbrand in Mühldorf: Eine Katastrophe für die Familie des Gemüsehändlers
Ein verheerender Brand in der Weißgerberstraße zeigt erneut, wie gefährlich Feuer in der Mühldorfer Altstadt ist. Der Schaden ist enorm – für den kleinen Gemüseladen ist es eine wahre Katastrophe.
Mühldorf – Ahmed Zak Zak steht nur wenige Meter von seinem Gemüsegeschäft entfernt. Der Syrer blickt mit sorgenvollem Blick in Richtung der Drehleiter der Mühldorfer Feuerwehr. Es ist 14.30 Uhr. Ohne Unterbrechung strömt seit mehr als einer halben Stunde Löschwasser von hoch oben auf das Haus, in dem sein Gemüseladen liegt. Die Feuerwehr spricht von einem Vollbrand des Dachstuhls in der Weißgerberstraße 3. In der Altstadtgasse sind die Häuser dicht aneinander gebaut.
In den Regalen des Gemüsegeschäfts liegt nicht nur frisches Obst oder Konserven, erzählt Zak Zak, sondern auch Trockenware, Fleisch, Käse. „Hoffentlich läuft kein Wasser rein“, sagt er.
Das ganze Haus ist eingerüstet, seit den Morgenstunden stehen Mitarbeiter einer Baufirma auf dem Dach, das gegen 13.45 Uhr Feuer fängt. Menschen leben in dem Haus nicht mehr, nur Zak Zak, dessen Familie das Gemüsegeschäft am Anfang der Weißgerberstraße seit fast zehn Jahren betreibt. Verletzt wird niemand.
Zak Zaks Hoffnung auf ein schnelles Ende der Löscharbeiten erfüllt sich nicht. Bis weit in den Nachmittag hinein ist die Feuerwehr beschäftigt, Männer mit Atemschutzgeräten untersuchen den Brandherd hoch oben auf dem Dach. Später kommen Brandfahnder der Kripo dazu. Die fällen relativ schnell ein Urteil: „Nach aktuellem Ermittlungsstand besteht der Verdacht, dass der Brand im Rahmen von Sanierungsarbeiten am Objekt verursacht wurde.“
Nicht nur für Zak Zak ist das Feuer ein Alptraum. Auch die Mühldorfer Feuerwehr fürchtet Brände in der Altstadt sehr. Das hat Kommandant Martin Strasser zuletzt nach Silvester betont, als es zahlreiche Böllerreihen am Stadtplatz gab. Denn die Häuser in der Altstadt sind zusammengebaut, viele haben keine Brandmauern. „Das Risiko ist durch diese Bauweise erhöht“, sagt er.
Dazu kam am Dienstag die Enge in der Weißgerberstraße. „Wir waren froh, dass wir vom Stadtwall her relativ dicht ran kamen“, sagt Strasser. Dort verrichtete die Drehleiter aus Töging ihren Dienst. „Wir haben die zweite Drehleiter sofort nachnominiert, auch zusätzliche Kräfte.“ Die Mühldorfer stand direkt vor dem Haus in der Weißgerberstraße.
Die Löscharbeiten von außen wurden durch den sogenannten Löschangriff von innen verstärkt. „Durch beherztes Angreifen hatten wir den Brand schnell unter Kontrolle“, sagt er. Trotzdem dauerte es bis 17.30 Uhr, bis die Löscharbeiten endgültig beendet waren.
Die Schäden an den Nachbarhäusern sind gering, berichtet der Feuerwehrkommandant. Ein wenig Löschwasser, das eindrang, und ein angekokelter Dachfirst sind die Bilanz für die Nachbarschaft.
Wie katastrophal die Folgen des Brandes sind, schildert Bürgermeister Michael Hetzl. In den Räumen stehe das Wasser zehn Zentimeter hoch, die historischen Decken seien durchweicht.. „Das Haus ist innen einsturzgefährdet“, betont der Bürgermeister, der sich vor Ort ein Bild gemacht hat. Die Außenmauern seien aber stabil.
Die Polizei bestätigt das. „Das Haus ist gesperrt, weil es einsturzgefährdet ist“, sagt Sprecher Daniel Katz. „Dazu kommt das Betretungsverbot wegen der laufenden Ermittlungen.“ Wie lange die Sperrung dauern wird, kann er nicht sagen.
Er lobt den Einsatz der Feuerwehren ausdrücklich: „Durch das rasche und professionelle Eingreifen der Einsatzkräfte konnte ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude verhindert werden.“ Das ist die ewige Gefahr in historischen Städten wie Mühldorf.
Am Tag danach ist der Bauzaum um das Haus fest geschlossen. Die Scheiben des Gemüseladens sind von innen angelaufen, sie zeigen Wasserspuren, die Decke hängt an einzelnen Stellen herunter. Mehr ist im dunklen Laden nicht zu erkennen. Er ist geschlossen. Mohamed Zak Zak, der Bruder Ahmeds, geht ans Mobiltelefon. „Das ist schon sehr schwer für die Familie“ sagt er.
Er wirkt relativ ruhig, obwohl die Folgen für seine Familie unabsehbar sind. „Bei uns steht alles unter Wasser“, sagt Zak Zak, „es ist nix mehr zu gebrauchen.“ Seit gestern gibt es auch keinen Strom mehr, in den Kühltheken liegen Fleisch und Käse. Es kommen warme Tage. „Aktuell wissen wir nicht, wie es weitergeht.“
Sollten sie das Geschäft irgendwann wieder betreten dürfen, dann kommen die Renovierungsarbeiten. Zak Zak, dessen Familie auch das Restaurant „Zakis“ in der Münchner Straße betreibt, sagt: „Das ist für uns natürlich jetzt finanziell eine schwierige Lage. Es gibt zum Monatsende viele offene Rechnungen, im Hintergrund laufen die Kosten weiter.“
Die Polizei geht von einem sechsstelligen Schaden aus, die Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung laufen.


