Welche Krankenhäuser betroffen sind
Exklusiv: Wieder harte Einschnitte im „InnKlinikum“ - Das erwartet Patienten und Mitarbeiter
Das „InnKlinikum“ steht massiv unter Druck. Jetzt bestätigte die Geschäftsführung auf Anfrage den nächsten gravierenden Einschnitt mit Auswirkungen auf alle vier Krankenhäuser in den Landkreisen Mühldorf und Altötting.
Mühldorf/Altötting - Die Information kam aus Krankenhauskreisen: Das „InnKlinikum“ schließt die stationäre Schmerztherapie in Burghausen. Das hat die Geschäftsführung am gestrigen Donnerstagabend, 3. August, auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen bestätigt. Betroffen ist vor allem der Standort Burghausen, die Auswirkungen werden aber auch in den anderen Häusern zu spüren sein.
„Es ist richtig, dass wir die stationäre Schmerztherapie in Burghausen leider nicht weiter vorhalten können“, erklärte Vorstandsvorsitzender Thomas Ewald. Schon Ende September ist Schluss. Für Burghausen der nächste Schlag, denn auch die Notaufnahme wird geschlossen. Eine ambulante Schmerztherapie soll allerdings in Burghausen bleiben.
Auswirkungen auf alle Krankenhäuser des „InnKlinikums“
Doch mit dieser Verlegung ist es noch nicht vorbei: Auch die Akutgeriatrie verschwindet aus Burghausen, sie wechselt ins Krankenhaus Altötting. Die Klinikleitung nennt dafür zwei Gründe: „Einerseits ist es absolut sinnvoll, die Akutgeriatrie in Altötting zu zentrieren, denn hier ist sie eingebettet in alle Fachdisziplinen, die betagte Menschen benötigen“, betont Vorstandsvorsitzender Ewald.
„Außerdem bringt die Zentrierung alle Vorteile einer großen Abteilung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sich, beispielsweise in der Dienstplangestaltung und Urlaubsplanung.“ Der zweite Grund für die Zentrierung der Akutgeriatrie sei der Mangel an ärztlichem Personal, vor allem am Standort Burghausen. „Durch den Umzug der Akutgeriatrie ist kein ärztlicher Nachtdienst mehr für die Patienten der stationären Schmerztherapie vorhanden, sodass wir diese schließen müssen.“
Mitarbeiter werden versetzt
Die Entscheidungen haben auch direkte Auswirkungen auf die Krankenhäuser des „InnKlinikums“ im Landkreis Altötting. Ewald betonte: „Wir werden, wie geplant, in Haag eine teilstationäre Schmerztherapie etablieren, voraussichtlich zum 1. Oktober 2023.“
Die Mitarbeiter in Burghausen haben nach Angaben der Klinikgeschäftsführung eine andere, „adäquate Beschäftigung im InnKlinikum“ erhalten.
Profitieren wird nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der Standort Mühldorf. „Er wird künftig die zentrale Anlaufstelle der Schmerztherapie im InnKlinikum sein.“ Bereits heute ist in Mühldorf eine ambulante Schmerztherapie untergebracht.
Scharfe Kritik am Gesundheitsminister
Die Veränderungen stehen im Zusammenhang mit der Neuaufstellung des „InnKlinikums“ angesichts eines steigenden Millionendefizits und der bevorstehenden Gesundheitsreform.
Verzeichneten die Kreiskrankenhäuser der beiden Landkreise Altötting und Mühldorf 2019 zusammen ein Defizit von 15 Millionen Euro, sank es in den Corona-Jahren 2020 und 2021 im fusionierten „InnKlinikum“ auf jeweils 13 Millionen Euro. „Hier haben die Corona-Ausgleichszahlungen noch gegriffen“, heißt es seitens der Geschäftsführung. Im vergangenen Jahr lag das Ergebnis bei minus 20 Millionen Euro, heuer werden es etwa 35 Millionen Euro Defizit werden.
Die Gründe für das Defizit sind bekannt: Die Krankenhäuser mussten auch nach der Pandemie noch 1.800 Corona-Patienten versorgen, eine Ausgleich für den Mehraufwand gab es nicht mehr. Gestiegene Energie- und Materialkosten, Inflation und Tarifsteigerungen kamen hinzu.
Maßnahmen schon durchgeführt
Dagegen kämpft das „InnKlinikum“ auch mit verschiedenen Maßnahmen an. „Wir haben bereits unsere Hausaufgaben gemacht und innerhalb des InnKlinikums strukturelle Veränderungen vorgenommen, die sowohl zur Verbesserung der medizinischen Qualität, als auch zur Verringerung des Defizits führen werden“, erklärt Vorstandsvorsitzender Ewald. „Wir haben seit der Fusion doppelt vorhandene Abteilungen zusammengeführt und Zentren gebildet. Diesen Weg werden wir konsequent weiter beschreiten und alle weiteren sinnvollen Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung ergreifen, beispielsweise durch Einsparungen bei den Materialkosten.“
Kliniken auf dem Land droht die Schließung
Kritik übt Ewald am Bundesgesundheitsminister. „Durch die Verweigerung des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach finanzielle Ausgleichszahlungen an die Kliniken zu leisten, bis im kommenden Jahr die Klinikreform in Kraft tritt, explodieren derzeit bundesweit bei vielen Kliniken die Defizite und einigen droht die Schließung.“
Schon 2022 befanden sich neun von zehn kommunalen Kliniken in finanzieller Schieflage und diese Situation habe sich durch die „starre Haltung des Bundesgesundheitsministeriums noch verschärft“. Für die Landkreise Altötting und Mühldorf, die die Defizite des InnKlinikums ausgleichen, sei dies eine untragbare Situation.
