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Nach erneuter Razzia gegen Kinderporno-Nutzer

Dann ist das Handy weg: So können Eltern ihre Kinder vor Missbrauch und Pornografie schützen

Was ist auf dem Handy? Beraterin Karin Mußner hat konkrete Empfehlungen für Eltern, um ihre Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen.
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Was ist auf dem Handy? Beraterin Karin Mußner hat konkrete Empfehlungen für Eltern, um ihre Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen.

Die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Pornos beschäftigt nicht nur die Polizei. Eine Mühldorfer Spezialistin findet: Sie sollte vor allem Eltern beschäftigen. Wie man Kinder schützen kann.

Mühldorf – Sie sind Opfer. Und sie werden als Opfer zu Tätern: Die Razzien rund um Kinderporno-Nutzer in der Region in diesem Jahr 2024 hat deutlich gemacht, wie gefährdet Kinder sind. Allein bei der letzten Razzia am Dienstag, 19. November, gingen der Polizei in den Landkreisen Mühldorf und Altötting 16 mutmaßliche Täter ins Netz.

Vor allem Eltern sollten in Sorge sein

Sexuelle Gewalt und die Verbreitung von Filmen und Fotos im Internet sind die Auswüchse, die vor allem Eltern Sorgen bereiten sollten, sagt Karin Mußner, Leiterin der Beratungsstelle Donum Vitae. Und das geschieht nach ihrer Ansicht noch viel zu wenig.

„Insbesondere in den Bereichen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und der Herstellung, Verbreitung, des Erwerbs und Besitzes kinder- und jugendpornografischer Inhalte sind die Fallzahlen deutlich angestiegen“, heißt es beim Bundeskriminalamt in diesem Sommer.

Missbrauchszahlen haben sich mehr als verdreifacht

16.375 Fälle waren es 2023, 5,5 Prozent mehr als im Jahr davor. „Seit dem Jahr 2019 haben sich die Fallzahlen damit mehr als verdreifacht“, schreibt das BKA in seinem Bericht. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung geht davon aus, dass jeder siebte Erwachsene als Kind missbraucht worden ist.

Karin Mußner

Besonders tragisch aus Sicht der Ermittler: Immer häufiger werden die Opfer selbst zu Tätern.

Den Grund dafür beschreibt Ermittler Thomas Götz von der Kripo Mühldorf. Sie sind Opfer, wenn Erwachsene sie zur pornografischen Fotos zwingen oder verleiten; sie werden zu Täterinnen, wenn sie die Bilder an den Auftraggeber schicken. Oder die Fotos anderer verbreiten, und sei es nur, um in einer Klassen-WhatsApp-Gruppe Eindruck zu schinden. Aus Spaß eben, um sich wichtig zu machen, Aufmerksamkeit zu erregen, wie Götz sagt. Strafbar bleibt es trotzdem.

Wenn Jugendliche Pornos teilen

Diese Fotos werden meist über Nachrichtendienste wie WhatsApp geteilt, freiwillig, oft nur an einen Adressaten. Sie bleiben aber selten privat. Sie verbreiten sich digital, in den Chats von Freundeskreisen, in Klassengruppen. Und damit ist klar: „Was im Internet ist, bleibt im Internet“, warnt Götz. Für immer.

Das zu verhindern, ist eine der wichtigsten Aufgaben für Eltern. Das sieht nicht nur Ermittler Götz so.

Karin Mußner leitet Donum Vitae in Mühldorf. Zu ihren Aufgaben gehört nicht nur die Beratung von Schwangeren, sondern auch die Prävention gegen sexuelle Gewalt. Sie hält an Schulen und in Kindertagesstätten Fortbildungen für Eltern, informiert über die Bedrohung von Kindern und Jugendliche durch Missbrauch und Vergewaltigungen.

Sie sagt: „Eltern müssen deutlicher prüfen, was ihre Kinder auf dem Handy machen.“ Prüfen, und mit den Kindern darüber sprechen. „Da lehnen sich viele Eltern zurück, wenn die Kinder älter werden.“

Konsequent sein, auch wenn es Streit gibt

Für Mußner gibt es eine klare Regel: Sobald ein eindeutiges Foto auf dem Handy zu finden ist oder das zum zweiten Mal vorkommt, sei das Telefon weg. „Es ist wichtig für Eltern zu hören: Das ist richtig, auch wenn es darüber Streit gibt.“ Denn der Schutz der Kinder und Jugendlichen steht für Mußner über allem.

Die Leiterin von Donum Vitae fordert Eltern eindringlich auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Das Wissen um sexuelle Themen verhinder sexuelle Gewalt.“ Dazu gehört auch die bittere Erkenntnis, dass sich die meisten Taten im direkten sozialen Umfeld der Kinder abspielen: der Vater, der Onkel, der Bruder, der Nachbar, der Trainer. „Ein geschützter Rahmen ist der größte Faktor, in dem Gefährdung herrscht.“

Die Zahlen liefert die Bundesregierung, auch wenn sie schon etwas älter sind und aus dem Jahr 2012 stammen: In 93 Prozent der Fälle sind die Täter dem Kind bekannt. Beraterin Mußner sagt: „Zu 70 Prozent gehören sie der Familie oder dem nahen sozialen Umfeld an.“

Politik verhindert Aufklärung im Unterricht durch Donum Vitae

Mit ihrer Beratungstätigkeit will Donum Vitae die Eltern für gefährliche Situationen ihrer Kinder sensibilisieren, im wirklichen wie im digitalen Leben. Dabei sind nach ihrer Ansicht die Rahmenbedingungen nicht ideal, um dieses „Tabu besetzte Thema“ zur Sprache zu bringen. Sie wünscht sich mehr Unterstützung von Vereinen und der Politik.

Die Staatsregierung verhindert laut Mußner seit 2010, dass externe Einrichtungen wie Donum Vitae in den Schulunterricht gehen können. „Es wäre dringend nötig, wieder in die Schulklassen zu gehen“, sagt dagegen Mußner. Denn Lehrer täten sich häufig schwer mit der Vermittlung dieses Themas.

Drei Razzien im Jahr 2024

Zurück zur Mühldorfer Kripo. Die hatte nach den beiden großen Razzien im Frühjahr und im Sommer für heuer noch mit weiteren Durchsuchungen und Beschlagnahmen in größerem Stil gerechnet. Am Dienstag, 19. November, war es dann soweit. An diesem Tag durchsuchten Polizisten Wohnungen in Mühldorf, Ampfing, Mettenheim, Obertaufkirchen, Garching, Burgkirchen, Unterneukirchen, Burghausen und Neuötting. Sie verdächtigen 16 Männer zwischen 16 und 60 Jahren, Kinderpornos auf ihren Mobiltelefonen oder Computern gespeichert zu haben.

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