Zahl der Asylsuchenden steigt weiter
Jeden Monat ein Bus voller Flüchtlinge: Kann der Landkreis Mühldorf sie noch unterbringen?
Jeden Monat ein Bus mit 50 Flüchtlingen: Der Landkreis Mühldorf muss ständig neu ankommenden Flüchtlingen Wohnungen beschaffen. Dabei gibt es inzwischen durchaus Widerstände von Bürgermeistern.
Mühldorf – Bundesweit klagen Kommunen über Probleme, für Flüchtlinge ausreichend Wohnungen zu finden. Manche fürchten gar einen Kollaps in der Flüchtlingsversorgung. Auch der Landkreis Mühldorf sucht beinahe täglich nach Häusern und Wohnungen für Menschen, die nach Deutschland geflohen sind.
Es kommen einzelne Männer, Frauen mit Kindern, Familien
Seit Juli habe den Landkreis jeden Monat ein Bus mit 50 Menschen erreicht, die zum Großteil aus der Türkei, dem Jemen oder Afghanistan stammen, berichtet Landratsamtssprecher Wolfgang Haserer. „Darunter befinden sich einzelne Männer, Frauen mit Kindern und Familien.“ Die Altersspanne der Flüchtlinge reichte nach seinen Angaben bei der jüngsten Busankunft am 26. September von drei bis 56 Jahren.
Sie leben die ersten beiden Wochen in der ehemaligen ESV-Turnhalle in Mühldorf, die der Landkreis als zentrale Unterkunft betreibt. Danach ziehen sie um. Noch reichen die Unterbringungsmöglichkeiten, erklärt Landratsamtssprecher Wolfgang Haserer. „Die Lage ist angespannt, es sind aber noch Plätze verfügbar.“ Turnhallen wie in anderen Landkreisen müssen nicht genutzt werden.
Derzeit leben nach Angaben des Landratsamts 1311 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen im Landkreis Mühldorf. Der größte Teil von ihnen – 974 – ist dezentral untergebracht, das heißt in Häusern und Wohnungen über den Landkreis verteilt. 416 von ihnen sind Ukrainer.
Nicht mitgerechnet in diesen Zahlen sind die 450 Menschen, die in der sogenannten Ankereinrichtung in Waldkraiburg durch den Bezirk Oberbayern untergebracht sind. Weitere rund 800 Ukrainer sind privat untergebracht.
Keine Fortschritte gibt es bislang bei der Suche nach einem Standort für ein Containerdorf. Landrat Max Heimerl hatte den Bau schon zu Jahresbeginn ins Gespräch gebracht.
27 Standorte für Containerdörfer geprüft
Seitdem hat das Landratsamt nach eigenen Angaben 27 Standorte im Landkreis geprüft: Beteiligung der betroffenen Gemeinde, Fragen des Baurechts und der Verkehrsanbindung. „Das Grundstück sollte mindestens eine Fläche von 1.500 Quadratmeter aufweisen“, erläutert Landratsamtssprecher Haserer. „Zudem muss eine erforderliche Infrastruktur vorhanden und die Nahversorgung gesichert sein.“
Seit Beginn der Diskussion gab es zahlreiche ablehnende Stimmen von Bürgermeistern, die das Containerdorf nicht in ihrer Gemeinde haben wollen. „Einige infrage kommende Grundstücke wurden durch Gemeinderatsbeschlüsse oder anderweitig durch die Gemeinden abgelehnt“, sagt Haserer und betont: „Containerstandorte werden generell sehr kritisch gesehen.“
Landrat hofft auf Hilfe der Gemeinden
Landrat Heimerl hofft dagegen auf die Mitarbeiter der Landkreisbürgermeister und ihrer Kommunen. „Ich hoffe nach wie vor auf die Mitwirkung und Zustimmung, falls ein geeignetes Grundstück vorliegen sollte“, sagt er. „Schließlich hat der Landkreis in der Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen, dass er die Kommunen bei derartigen Herausforderungen nicht alleine lässt.“
Deshalb unterziehe das Landratsamt jeden möglichen Standort einer sorgfältigen Prüfung, die Zahl der Container solle „überschaubar“ sein. Andererseits müsse den Kommunen bewusst sein, dass grundlegend ablehnende Haltungen nicht weiterbringen würden. „Turnhallen mit Flüchtlingen zu belegen und möglicherweise Sportunterricht ausfallen zu lassen, ist für mich keine Option“, sagt Heimerl. „Daher ist es zwingend geboten, dass nur die Menschen in den Landkreisen ankommen, die dringend unsere Hilfe brauchen und eine ernsthafte Bleibeperspektive haben.“
Mehrere Grundstücke angeboten
Laut Landratsamtssprecher Haserer wurden dem Landkreis verschiedene Grundstücke angeboten, die derzeit auf eine mögliche Nutzung geprüft werden. „Konkrete Aussagen zu einer möglichen Inbetriebnahme können erst getroffen werden, wenn die Prüfungen abgeschlossen sind.“
Familiennachzug spielt kaum eine Rolle
Kaum eine Rolle spielt laut den Zahlen des Landratsamts der Familiennachzug. So sind bis Ende September 17 Menschen in den Landkreis eingereist, um ihre Angehörigen zu treffen. Deren Zahl beziffert die Behörde auf fünf.
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es zehn Familienmitglieder, die zu sieben Angehörigen wollten.
