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Klinik muss zehn Millionen Euro sparen

„InnKlinikum“: Arzt will die Notaufnahme in Mühldorf nachts zusperren

Krankenhaus Mühldorf aus der Luft Notaufnahme
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Die Notaufnahme ist ein wichtiger Teil des Krankenhauses Mühldorf. Jetzt schlägt ein Arzt vor, sie nachts zu schließen.

Die Diskussion um die Kostensenkung der Krankenhäuser ist eröffnet: Ausgerechnet ein Arzt schlägt jetzt vor, die Notaufnahme in Mühldorf nachts zu schließen. Ein Grund dafür ist das Verhalten der Patienten.

Mühldorf – Die Summe ist gewaltig: Das „InnKlinikum“ soll zehn Millionen Euro einsparen. Das fordern die Landkreise Mühldorf und Altötting angesichts eines Defizits von 34 Millionen Euro. Ein Vorschlag liegt auf dem Tisch und dürfte für kontroverse Diskussionen sorgen: Die Notaufnahme in Mühldorf soll um 18 Uhr schließen.

Notaufnahme in Mühldorf um 18 Uhr schließen

Der Vorschlag kommt von einem Mediziner. Dr. Karl Dürner, Allgemeinarzt in Schwindegg, ehemaliger Bürgermeister und langjähriger Kreisrat, sieht darin eine schnelle und effektive Maßnahme, um das Defizit der Krankenhäuser sofort zu senken. „Das sind unglaubliche Kosten, die man sofort einsparen könnte.“

Medizinische Nachteile erwartet Dürner nicht. Sieben Minuten braucht ein Rettungswagen nach seinen Angaben aus dem Landkreis Mühldorf länger, wenn er nach Altötting fahren muss. Für den Mediziner kein Problem schaut man auf die Rettungswege in großen Städten. Dort seien Fahrzeuge länger unterwegs. „Und wir haben auf neun Kilometern zwei Notaufnahmen, das können wir uns so auf Dauer nicht leisten.“ Und, nach Dürners Ansicht: auch nicht brauchen.

Patienten missbrauchen Notaufnahme als Hausarztpraxis

Denn Patienten missbrauchen die Notaufnahme nach seiner Ansicht als Alternative zur Praxis niedergelassener Ärzte. „Die Leute gehen nicht mehr zum Hausarzt“, sagt Dürner, „sie kommen aus Bequemlichkeitsgründen gleich in die Notaufnahme.“ Und das kostet die Kliniken und damit die Landkreise viel Geld.

Er denkt schon jetzt an Weihnachten, wenn die Hausarztpraxen während der Feiertage geschlossen bleiben. „Dann gehen die Leute sofort in die Notaufnahme“, unabhängig davon, ob es wirklich notwendig ist, oder nicht.

Frühere Schließung der Notaufnahme soll Geld sparen

Eine Schließung der Notaufnahme in Mühldorf ab 18 Uhr würde nach Dürners Vorstellung genau zu den Maßnahmen passen, die das „InnKlinikum“ seit Jahren vornimmt: Doppelte Strukturen aufzulösen und so Kosten zu reduzieren. Dürner erinnert an die Schließung der Geburtshilfe in Mühldorf, sie kam endgültig Ende des vergangenen Jahres. Davor war die Entbindungsstation schon über Monate zu. Eine Schwächung des Standorts Mühldorf sieht er darin nicht. Im Gegenteil: „Beide Krankenhäuser in Mühldorf und Altötting gehen gestärkt hinaus, weil das Defizit abgebaut wird.“

Für die Klinikleitung spielt die Überlegung einer früheren Schließung der Notaufnahme in Mühldorf derzeit keine Rolle. „Dieser Vorschlag ist bisher weder im Vorstand, noch im Klinik-Verwaltungsrat besprochen worden“, sagte Thomas Ewald, Vorstandsvorsitzender des „InnKlinikums“ auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen. „Es gibt keine konkreten Pläne, die Öffnungszeiten der Notaufnahme in Mühldorf zu verkürzen.“ Er nennt eine frühere Schließung der Notaufnahme „aktuell nicht möglich, weil die Patientinnen und Patienten der Notaufnahme Mühldorf aus Kapazitätsgründen nicht im Notfallzentrum Altötting versorgt werden könnten.“

Für den Landkreis ist die Schließung der Notaufnahme derzeit kein Thema

Mühldorfs Landrat Max Heimerl setzt darauf, dass die Notaufnahme erhalten bleibt. „Der Klinikvorstand erarbeitet jetzt einen Vorschlag, wie wir unser aktuelles Defizit von 34 Millionen Euro spürbar verringern können.“ Dieser Vorschlag müsse jetzt abgewartet werden. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Notaufnahme in Mühldorf dabei eine Rolle spielen wird“, erklärte Heimerl auf Anfrage.

Vorschlag bislang noch nicht diskutiert

Der Vorschlag Dürners zu Schließung der Notaufnahme um 18 Uhr war laut Heimerl im Vorfeld der Sitzung weder den Kreisgremien bekannt, noch habe er auf der Tagesordnung einer Verwaltungsratssitzung gestanden. Dürner ist wie Landrat Heimerl Mitglied des Klinik-Verwaltungsrats.

Profile schärfen statt Notaufnahme schließen

Klinikenchef Ewald bestätigt indes die Aufgabe, die Kosten in den Krankenhäusern zu senken. Er betont aber genau wie Landrat Heimerl: „Unser erklärtes Ziel ist die bestmögliche Gesundheitsversorgung für die regionale Bevölkerung. Dazu werden wir das ‚InnKlinikum‘ durch eine weitere Schärfung der Profile unserer vier Häuser fit für die Zukunft machen.“

Landrat kritisiert erneut Bundesregierung

Welche Einsparungen durch Eingriffe in die Öffnungszeiten möglich sind, kann Ewald nicht beziffern. „Da eine frühere Schließung der Notaufnahme aktuell nicht geplant ist, haben wir die möglichen Einsparungen nicht berechnet.“

Heimerl kritisierte erneut die Bundesregierung, die die Zahl der Kliniken senken wolle und deshalb nicht ausreichend Geld für die Finanzierung zur Verfügung stelle.

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