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Mitstreiter für Zukunft der Anlage gesucht

Von Hund bis Kanarienvogel: Auf dem Tierfriedhof Goldau finden sie ihre letzte Ruhestätte

Seit 28 Jahren führt Martin Zehetmeier den Tierfriedhof Goldau bei Heldenstein. Von der Wüstenrennmaus bis zum Hund finden  Haustiere dort eine letzte Ruhestätte und ihre Besitzer einen Ort des Erinnerns.
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Seit 28 Jahren führt Martin Zehetmeier den Tierfriedhof Goldau bei Heldenstein. Von der Wüstenrennmaus bis zum Hund finden Haustiere dort eine letzte Ruhestätte und ihre Besitzer einen Ort des Erinnerns.

Wenn das geliebte Haustier stirbt, fällt der Abschied schwer. Einen Ort der Trauer und Erinnerung finden Tierbesitzer auf dem Tierfriedhof Goldau. Warum dieser für Mensch und Tier eine Oase ist.

Heldenstein – Ronja liegt im Kofferraum auf einer Decke. Matthias Weber, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, fährt mit seinem Auto bis zu einer schmalen Brücke aus Metall, die zu einem Tor im Grünen führt. Das Grab ist bereits ausgehoben und mit Stroh ausgelegt. Darauf bettet Weber sein Hundemädchen, das nur wenige Stunden zuvor eingeschläfert wurde. Eine weitere Schicht Stroh, darauf Erde und dann sind es nur noch die Erinnerungen, die dem Ehepaar Weber bleiben.

Eine schmale Brücke aus Metall führt zu einem Tor im Grünen: Dahinter verbirgt sich der Tierfriedhof Goldau. Eine letzte Ruhestätte für Haustiere.

Familiengrab für die Hunde Ronja und Finchen

Über 1000 Tiere haben auf dem Tierfriedhof Goldau bei Heldenstein bereits ihre letzte Ruhestätte gefunden. Für die Webers ist es bereits die dritte Beerdigung auf dem als Streuobstwiesen angelegten Gelände. Ihre Katze Blacky ist vor 11 Jahren verstorben und Ronja kommt in eine Art Familiengrab zu Hund Finchen, deren sterbliche Überreste bereits zerfallen sind.

Das Ehepaar Weber (Name von der Redaktion geändert) hat bereits drei Tiere auf dem Tierfriedhof Goldau beerdigt. Katze Blacky starb bereits vor 11 Jahren.

Etwa zwei Monate ist Ronjas Beerdigung inzwischen her. Matthias Weber hat Blumen mitgebracht, die er in einem ruhigen Moment auf die beiden Gräber legen möchte. Er ist noch am Planen, wie er das Hundegrab – gerade noch ein aufgeschütteter Erdhügel – gestalten möchte.

„Manche Gräber werden liebevoll und intensiv gepflegt“

Denn das ist den Tierbesitzern selbst überlassen. An mancher Stelle steht nur ein Schild aus Holz, darauf der Name des Tieres. Über die Gräber ist bereits wieder Gras gewachsen. Andere Gräber sind aufwendig gestaltet, mit einem Grabstein, Fotos und kleinen Figuren geschmückt.

„Manche Gräber werden liebevoll und intensiv gepflegt, die Besitzer kommen einmal in der Woche – andere kommen nach der Beerdigung gar nicht mehr”, sagt Martin Zehetmeier, der den Tierfriedhof führt. Da habe jeder seine eigene Vision.

Ein Umfeld, um Kraft zu schöpfen

Ihm selbst ist es ein Anliegen, an diesem Ort der Trauer das Leben zu fördern. Darum pflanzt er insektenfreundliche Blumen. Das Gelände ist etwas verwinkelt, einen englischen Rasen sucht man hier vergebens. Dafür haben Eichhörnchen, Siebenschläfer und Vögel auf dem Tierfriedhof ein Zuhause gefunden. Ein Schmetterling flattert an den Pflaumen- und Apfelbäumen vorüber, deren Äste sich in diesem Jahr aufgrund der Vielzahl der Früchte biegen.

Als Streuobstwiese angelegt, ist der Tierfriedhof Goldau für manche Tierbesitzer auch eine grüne Oase – ein Ort, um Kraft zu schöpfen.

„Für mich ist das eine Oase”, sagt Matthias Weber. Hauptsächlich komme er wegen der Tiere hierher. Aber der Tierfriedhof biete ihm auch ein Umfeld, um runterzufahren und Kraft zu schöpfen. „So weiß ich, ich habe einen Ort zum Trauern und genau so einen Ort brauche ich.” Seine Tiere in eine Tierverwertungsanstalt zu bringen, sich eine Urne ins Wohnzimmer zu stellen oder sie im eigenen Garten zu vergraben, konnte er sich dagegen nicht vorstellen.

Für Tierbeerdigungen gelten Vorschriften

„Eine Beerdigung im Garten ist prinzipiell erlaubt, aber es gibt ein paar Vorschriften: Nur auf dem eigenen Grundstück, niemals im Wald oder auf Feldern”, erklärt Zehetmeier. Sonst bestünde die Gefahr, dass Wildtiere die Überreste wieder ausgraben. Außerdem darf das Tier keine meldepflichtige Krankheit haben und der Garten nicht im Wasserschutzgebiet liegen.

Das bestätigt auch das Landratsamt Mühldorf auf Nachfrage, zudem ist eine Tierbeerdigung in unmittelbarer Nähe öffentlicher Wege und Plätze nicht erlaubt. „Die Tierkörper dürfen nur so vergraben werden, dass sie mit einer ausreichenden, mindestens 50 Zentimeter starken Erdschicht, gemessen vom Rand der Grube, bedeckt sind”, teilt Landratsamtssprecher Wolfgang Haserer mit. Generell dürften keine Risiken für die Umwelt oder Geruchsbelästigungen entstehen.

Den Grundstein für den Tierfriedhof legte Zehetmeiers Opa

„Es gibt Menschen, die ihr Tier nicht verbrennen lassen wollen und bis aus Kufstein zu uns gefahren kommen”, sagt Zehetmeier. Wer sein Haustier auf dem Tierfriedhof Goldau mit einem entsprechenden Namensschild begraben möchte, bezahlt für eine Katze einmalig 195 Euro und für einen Hund 295 Euro. Der Preis für andere Tierarten wird individuell vereinbart. Ja nach Größe des Grabes kann er auch höher sein.

Vom Kanarienvögel bis zur Wüstenrennmaus liegen in Goldau verschiedene Tiere unter der Erde. Die Grabstätten bestehen für fünf Jahre, auf Wunsch ist eine Verlängerung möglich.

Manche Gräber auf dem Tierfriedhof Goldau sind liebevoll gestaltet, wie dieses Katzen-Familiengrab. Der Preis für eine Beerdigung hängt mit der Größe der Grabstätte zusammen.

Auch Zehetmeiers eigener Hund hat dort eine Ruhestätte gefunden. Doch der Grundstein für den Tierfriedhof, den er inzwischen seit 28 Jahren führt, wurde schon viel eher gelegt: Als er früher seinen Opa besuchte. Der hatte eine Kapelle und wenn ein Vogel oder eine Katze gestorben ist, haben sie dort eine kleine Zeremonie abgehalten. Heute begrüßt er es, wenn Kinder bei den Beerdigungen dabei sind oder das Grab mitgestalten. „Wenn Kinder so mit den Tieren umgehen, machen sie das später auch bei Oma oder Mama”, sagt Zehetmeier.

Führung auf dem Tierfriedhof

Wer den Tierfriedhof Goldau selbst einmal kennenlernen möchte, kann am 3. Oktober um 15 Uhr an einer Führung mit Martin Zehetmeier teilnehmen. Das Angebot ist kostenfrei, Anmeldungen sind über die VHS erforderlich.

Ein bis zwei Beerdigungen finden in Goldau wöchentlich statt. Meist noch am Todestag, wenn möglich auch am Wochenende. „Das ist für die Leute wichtig, dass das dann abgeschlossen ist.” Jedes Tier habe eine eigene Geschichte und bei den Beerdigungen erfährt Zehetmeier viele davon. Wenn eine Katze etwa gerne unter dem Apfelbaum gelegen hat, gibt er den Tipp, auf dem Grab einen kleinen Apfelbaum zu pflanzen. „Bei uns ist nichts 08/15, was sich umsetzen lässt, machen wir”, sagt Zehetmeier.

Teilhaber mit gleicher Philosophie gesucht

Mit seinen 67 Jahren ist er nun auf der Suche nach jemanden, der diese Philosophie teilt und den Tierfriedhof gemeinsam mit seinem Sohn weiterführen möchte. „Es geht nicht darum, dass jemand Geld hat, sondern unsere Idee teilt und selbst mitarbeitet”, betont er. Damit die Tür des Tierfriedhofs auch zukünftig immer geöffnet ist und ehemalige Tierbesitzer wie Matthias Weber auf einer der Bänke im Grünen verweilen können.

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