Tradition seit 430 Jahren
Größter Stephani-Umritt Bayern: Das geht nach vier Jahren Corona-Pause in Erharting ab
Die Tradition ist über 430 Jahre alt. Zuletzt mussten aber Pferde und Heilige pausieren. Wegen der Corona-Pandemie konnte der Stephani-Umritt in Erharting nicht stattfinden. So schaut es in diesem Jahr aus.
Erharting – Der Verein für Brauchtumspflege Erharting veranstaltet in Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen am Dienstag, 26. Dezember, um 14 Uhr den größten Stephani-Umritt Bayerns mit lebenden Darstellungen aus den Heiligenlegenden. Wie schon in den vorangegangenen Jahren sind auch für den Festzug von Ross und Reitern in diesem Jahr einige attraktive Neuerungen und Veränderungen in Vorbereitung. So werden beim Umritt, der sich über eine Länge von fast einem Kilometer erstreckt, auf 20 Motivwagen von insgesamt etwa 80 Frauen, Männern und Kindern Szenen aus dem Leben und Wirken von in der Region besonders verehrten Heiligen dargeboten.
Symbolisch gesehen verlassen die „Heiligkeiten“ ihre angestammten Plätze in den Kirchen und Kapellen, um sich „volksnah“ zu den Zuschauern zu begeben. Den großen Nachmittagsausflug der Fürsprecher bei Gott wird dann auch traditionsgemäß der Erzmärtyrer und älteste Rosspatron St. Stephanus anführen, der eingekreist von seinen Peinigern dem Martyrium der Steinigung entgegensieht. Die Apostelfürsten Petrus und Paulus legen mit ihrem Boot an den Gestaden des Sees Genezareth an. Auf einem weiteren Wagen nimmt Johannes der Täufer einen Täufling in die christliche Glaubensgemeinschaft auf.
Hinrichtung, gezähmter Bär und Alarmstufe Rot
Die heilige Katharina, eines der „Drei heiligen Madl“ sieht auf einer weiteren Schaubühne ihrer Hinrichtung durch das Schwert entgegen. Von einem der folgenden Wagen blickt der heilige Leonhard wohlwollend auf das ihm anvertraute Vieh herab, während auf dem nächsten der heilige Korbinian, begleitet von dem von ihm gezähmten Bären, das heidnische Volk missioniert.
Höchste Alarmstufe herrscht auf dem Festwagen des Patrons gegen Feuersgefahren St. Florian, der mit Löscharbeiten bei einem brennenden Haus beschäftigt ist.
Ein Motivwagen kommt aus Taubenbach
In der nächsten Abteilung haucht der Pestpatron St. Sebastian, durchbohrt von den todbringenden Pfeilen der römischen Bogenschützen, sein irdisches Leben aus. Das religiöse Schauspiel ergänzen im weiteren Verlauf die heilige Cäcilia, Patronin der Kirchenmusiker, die versucht ihrer Lyra ein paar Töne zu entlocken und im weiteren Geschehen stößt der Erzengel Michael den garstigen Luzifer in den finsteren Höllenschlund. Die Heilige Elisabeth, das Rosenwunder darstellend, kümmert sich um ihre bedürftigen Untertanen.
Einen besonders aufwendig gestalteten Motivwagen schickt die Pfarrei Taubenbach aus Niederbayern mit dem „lebenden Albanusaltar“ zum Erhartinger Umritt. Der Leiter des Pfarrverbandes Tann, Pfarrer Wolfgang Reincke, wird das Taubenbacher Wallfahrtsgeschehen hoch zu Ross begleiten. Eine weitere Besonderheit bildet der von den Erhartinger Kindern im Rahmen eines Ferienprogramms gestaltete Festwagen mit der Geburt Christi im Stall zu Bethlehem.
Auch die Heilige Familie reitet mit
Begleitet wird dieser Wagen von der Szene „Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten“ stilecht dargestellt auf einem Esel, ebenfalls mit Kindern als mitwirkenden Akteuren. Das ganze Weihnachtsgeschehen runden die Heiligen Drei Könige, hoch zu Ross, ab. Zwischen den einzelnen Motivwagen bilden Reitergruppen das optische „Rückgrat“ der Prozession zu Ehren des Ross-Heiligen St. Stephanus. Die Reiterinnen und Reiter aus dem gesamten südostbayerischen Raum erhalten als Gastgeschenk ein Wachsbildnis zur Erinnerung und die Pferde ein Säckchen mit geweihtem Stephani-Hafer als Futterbeigabe. Sollte das Wetter am Stephani-Tag total „umritt-untauglich“ sein, ist als Ausweichtermin der Samstag, 30. Dezember, ab14 Uhr vorgesehen.