Nach Attacke auf eine Jugendliche
Waffen, Drogen und Angriffe: Ist es am Bahnhof Mühldorf gefährlich?
Immer wieder gerät der Mühldorfer Bahnhof in die Schlagzeilen. Zuletzt am 19. März, als ein 46-Jähriger eine 17-Jährige attackierte. Ist das Gebiet rund um die Bahn ein Verbrechens-Schwerpunkt?
Mühldorf – Gewalt, Drogen, Angriffe auf Polizisten: Der Mühldorfer Bahnhof taucht in den Berichten der Polizei und bei Verhandlungen vor den Gerichten in Mühldorf und Traunstein so häufig auf, wie sonst kein Gebiet in der Stadt. Eine Auswahl: 5. November 2022: Drogen am Bahnhof verkauft und Polizisten attackiert; 30. November 2022: Polizisten retten Spanierin vor einem Angriff in der Schalterhalle des Bahnhofs; 11. September 2023: Polizei erwischt am Bahnhof Vater und Tochter, sie haben Waffen in ihrem Koffer; zwischen November 2022 und August 2024: 27-Jähriger bedroht mehrfach Reisende und Passanten, bespuckt und beleidigt Polizisten am Mühldorfer Bahnhof. Das sind nur die Fälle, die vor Gericht gelandet sind. Manche waren so schwerwiegend, dass sie nicht am Amtsgericht Mühldorf, sondern vor dem Landgericht in Traunstein verhandelt werden mussten.
46-Jähriger bedroht Jugendliche
Und schließlich zuletzt am 19. März 2025: 46-Jähriger beleidigt und bedroht Jugendliche.
Ist der Bahnhof Mühldorf ein Sicherheitsrisiko? Er ist zweifelsfrei ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Bayern mit täglich über 100 Regionalzügen und rund 10.000 Reisenden. Deshalb hat die Bundespolizei ein Revier in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes. Und sie hat einen besonderen Blick auf die Geschehnisse dort.
„Die Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei gewährleisten die Sicherheit am Bahnhof Mühldorf durch ständige Präsenz – uniformiert und verdeckt durch Zivilstreifen“, sagt Sprecherin Carolin Lembert. Wie viele Beamte das sind, will sie nicht verraten, aus „einsatztaktischen Gründen“, wie es im Polizeijargon heißt.
Offener ist die Sprecherin bei den Zahlen zu den Straftaten. Und die wirken auf den ersten Blick extrem: So registrierten die Beamten im vergangenen Jahr 256 Straftaten. Das sind deutlich weniger als im Vorjahr, in dem statistisch an jedem Tag ein Mensch eine Straftat beging: 376. Allerdings sind ein Großteil der Straftaten solche, die niemanden direkt bedrohen, wie die 135 Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz und 75 Fälle von Schwarzfahrern. „Dies entspricht über 80 Prozent aller erfassten Straftaten“, macht Lembert klar
Der ganze Rest geht dagegen direkt auf Kosten Dritter: Betrug, Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Widerstand gegen Polizisten, Körperverletzung, Drogen oder Diebstahl stehen auf dieser Liste. Das sind die Taten, die aus Sicht der Polizei das Sicherheitsgefühl der Menschen bedrohen. Dazu betont Lembert aber: „Die Körperverletzungs- sowie Eigentumsdelikte im Bereich des Mühldorfer Bahnhofes sind mit acht beziehungsweise sechs angezeigten Fällen im Jahr 2024 auf einem niedrigen Niveau.“
Niedrige Zahl von Straftaten
Entsprechend niedrig ist die Zahl der Opfer dieser Straftaten: 2024 waren es 20, im Vorjahr einer mehr. Die Zahl der Täter: 165 im vergangenen Jahr, 218 im Vorjahr.
Im Vergleich dazu Zahlen für die Stadt Mühldorf und die umliegenden Gemeinden, für die die Polizei Mühldorf zuständig ist: Laut Polizeichef Josef Bernhard gab es 2023 insgesamt 81 Fälle von Körperverletzung, Diebstahl und Raub, dazu kamen 38 Ladendiebstähle und 22 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Zahlen für 2024 hat die Polizei noch nicht veröffentlicht.
Diese Zahlen bewertete Mühldorfs Polizeichef bei der Vorstellung im vergangenen Jahr so: „Die Sicherheitslage in der Stadt Mühldorf ist sehr gut“, sagte Bernhart. Und mit Blick auf die hohe Aufklärungsquote betonte er: „Im Gegensatz zu den Tätern können sich die Bürger hier sicher fühlen und müssen sich keine Sorgen machen.“
Schwerpunkt Gefahrenabwehr
Im Gegensatz zur Mühldorfer Polizei gehört die Inspektion der Bundespolizei am Bahnhof zur Bundespolizeiinspektion Freilassing. Schwerpunkt ist die Arbeit im Bereich der Bahnanlagen der Eisenbahn. Im Einzelnen hat das Bundespolizeirevier Mühldorf folgende Einsatzschwerpunkte: Gefahrenabwehr und Strafverfolgung auf den Bahnhöfen und den Gleisanlagen, zum Beispiel bei Vandalismus, Eigentums- und Gewaltkriminalität (Graffiti, Diebstahl und Körperverletzung) sowie bei gefährlichen Eingriffen in den Bahnverkehr. Zudem werden die Beamtinnen und Beamten mit gezielter Streifentätigkeit und Fahndung in kriminalitätsgefährdeten Zügen des Personennahverkehrs eingesetzt, um dort die Sicherheit zu erhöhen.
Die Beamtinnen und Beamten ergreifen auch Maßnahmen auf Bahnhöfen und in Zügen im Zusammenhang mit der Personenbeförderung bei Großveranstaltungen wie beispielsweise Fußballspielen und Demonstrationen.
Die Bundespolizei Mühldorf nimmt nach eigenen Angaben über den Dienst am Bahnhof hinaus auch Aufgaben als Grenzpolizei wahr.


