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Kriminalstatistik 2023

Wie sicher ist Mühldorf? Polizei meldet drastischen Anstieg von Straftaten

Josef Bernhart Polizei Mühldorf
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Josef Bernhart, Leiter der Polizeiinspektion Mühldorf, hat die Kriminalstatistik für die Stadt vorgelegt.

Die Zahl der angezeigten Delikte in der Kreisstadt Mühldorf ist 2023 rasant gestiegen. Wie die Polizei dagegenhalten will und wie Mühldorf im Vergleich zu anderen Städten dasteht.

Mühldorf – Diese Zahl klingt besorgniserregend: Um 34,4 Prozent haben die Straftaten in der Stadt Mühldorf innerhalb eines Jahres zugenommen. Laut Sicherheitsbericht der Polizei Mühldorf wurden im Jahr 2023 genau 1.446 Straftaten erfasst. 370 Delikte mehr als im Vorjahr, da waren es nur 1076.

Knapp 35 Prozent mehr Straftaten

„Das ist eine deutliche Steigerung“, stellt Josef Bernhart, Leiter der Dienststelle Mühldorf, angesichts der blanken Zahlen fest. „Ich kann nicht sagen, ob das ein Trend oder ein Ausreißer ist.“ Er betrachtet die Entwicklung der Sicherheitslage in der Stadt lieber über einen längeren Zeitraum, das habe mehr Aussagekraft. „Nimmt man den Fünf-Jahres-Vergleich, dann hat sich die Anzahl der Delikte nur um 18,5 Prozent gesteigert.“ Von 1.220 im Jahr 2019 auf 1.446 im Jahr 2023. Wobei in den Jahren dazwischen, wahrscheinlich auch wegen der Corona-Beschränkungen, die Zahl der Delikte sogar rückläufig war (siehe Grafik).

Gestiegen sind die angezeigten Fälle zum Beispiel bei den „Rohheitsdelikten“, dazu gehören Körperverletzungen, die im vergangenen Jahr um 55 Vorfälle zugenommen haben. Ebenfalls mehr Taten gab es bei Diebstahl (+23), Raub (+5), Betrug wie dem sogenannten Enkeltrick (+79), Ladendiebstahl (+38) und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (+22).

Nur ein Wohnungseinbruch in Mühldorf

Dagegen wurde 2023 nur ein Wohnungseinbruch gemeldet, gegenüber neun solcher Einbrüche in 2022. „Da hier oft international agierende Täter am Werk waren, haben zu diesem Rückgang wohl die Grenzkontrollen und Schleierfahndungen beigetragen“, sagt Bernhart. Da er weiß, wie verunsichernd und belastend gerade das Eindringen von Unbekannten ins eigene Zuhause ist, freut ihn dieser Rückgang ganz besonders. Auch die Rauschgiftdelikte in der Stadt gingen markant zurück auf 85, im Jahr 2022 waren es noch 100.

Kein Zahlen zu Straftaten mit Messern

Zahlen darüber, bei wie vielen Straftaten ein Messer im Spiel war, konnte die Polizei nicht liefern. Zum Führen von Messern in der Öffentlichkeit sagt Bernhart: „Bei Butterfly-Messern handelt es sich um eine verbotene Waffe. Man darf diese Waffe nicht erwerben, einführen, besitzen, überlassen oder führen. Verstöße stellen ein Vergehen gegen das Waffengesetz dar.“ Das Führen eines Messers mit Klingenlänge über 12 Zentimeter stellt eine Ordnungswidrigkeit nach dem Waffengesetz dar. Bei einem polizeilichen Einschreiten wird in beiden Fällen das Messer sichergestellt und der Besitzer angezeigt.

In der Statistik für Mühldorf ragt für den erfahrenen Polizisten kein Delikt besonders heraus. „Kein Delikt ist allein für die Steigerung verantwortlich“, so Bernhart. Möglich, dass Geschädigte oder Beobachter einer Straftat in jüngster Zeit öfter die Polizei einschalten als früher. „Auch die Möglichkeit, eine Anzeige online zu erstatten, wird von den Bürgern gut genutzt“, hat Mühldorfs Polizeichef festgestellt.

Anzeigen sind auch online möglich

Die Online-Anzeige ist möglich für Delikte wie Betrug mittels Online-Auktion, Fahrraddiebstahl, Diebstahl von Fahrzeugteilen oder Sachbeschädigung an einem Kraftfahrzeug, wenn es sich nicht um Unfallflucht handelt. Wegen aller anderen Straftaten muss man sich persönlich mit der Polizei in Verbindung setzen.

Fast 75 Prozent der Täter sind männlich

Von den 945 Tatverdächtigen, die 2023 festgestellt wurden, sind 250 weiblich und 695 männlich. Auf die Frage, ob Verbrechen männlich sei, stutzt Josef Bernhart kurz und sagt dann schmunzelnd:. „Also nach meinem Bauchgefühl war es wohl schon immer so, dass Männer die Verbrechensstatistik anführen.“ Gerade was Rohheitsdelikte wie Körperverletzungen mit Schlägen angehe, lägen die Herren vorn. 221 der in Mühldorf gezählten Tatverdächtigen waren unter 21 Jahren, 280 ohne einen deutschen Pass.

Sieben von zehn Verbrechen wurden aufgeklärt

Besonders erfreulich im Zusammenhang mit der gestiegenen Anzahl an Straftaten sind die polizeilichen Ermittlungserfolge. Mit der Aufklärung von sieben von zehn Straftaten weist die Mühldorfer Polizei eine überdurchschnittliche Quote vor. Mit 71 Prozent liegt die Polizei Mühldorf zwei Punkte über der schon guten Landkreis-Quote von 69 Prozent und fast sechs Punkte über der bayernweiten Verbrechensaufklärung (65,2 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr 2022 konnte die Aufklärungsquote um 6,1 Pozent gesteigert werden.

Die Polizei Mühldorf legte die gesammelten Kriminalitätszahlen für das Jahr 2023 vor.

Mühldorfer können sich sicher fühlen

„Die Sicherheitslage in der Stadt Mühldorf ist sehr gut“, Bernhart ist mit der geleisteten Arbeit zufrieden. „Im Gegensatz zu den Tätern können sich die Bürger hier sicher fühlen und müssen sich keine Sorgen machen.“ Um dieses Sicherheitsgefühl zu gewährleisten, hat die Polizei Mühldorf grundsätzlich zwei Polizeistreifen im Einsatz und auch die Dienststelle am Wasserturm ist ständig besetzt. Dazu kommen die Fußstreifen der Sicherheitswacht, die 2023 rund 730 Stunden ehrenamtlich im Stadtgebiet unterwegs waren.

Mehr Straftaten in Mühldorf als in Waldkraiburg

Nicht so toll ist der Spitzenplatz, den Mühldorf im Städtevergleich der Straftaten im Verhältnis zur Einwohnerzahl einnimmt. Dafür hat Josef Bernhart ein paar Städte rund um Mühldorf herangezogen. In diesem Ranking liegt die Kreisstadt Mühldorf mit 6665 Straftaten (hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) auf Platz 2 nach Rosenheim mit 8284. Burghausen ist mit 5748 Straftaten in 2023 gelistet und Waldkraiburg mit 5439.

„Das zeigt, dass dieses Vorurteil, in Waldkraiburg geschähen mehr Verbrechen, nicht stimmt“, erklärt Mühldorfs Dienststellenleiter. Das hat er auch schon im Jahr 2022 in seinem Sicherheitsbericht festgestellt und bei dessen Vorstellung im Mühldorfer Stadtrat für verwunderte Gesichter gesorgt.

Übergriffe auf Polizeibeamte

Zum zunehmenden Problem von Übergriffen auf Polizeibeamte sagt Bernhart: „Das passiert leider, hängt aber meist mit der Alkoholisierung der Personen zusammen, wenn sie von der Polizei überprüft oder in Gewahrsam genommen werden.“ Das werde auch beim anstehenden Volksfest in Mühldorf wieder vorkommen. Die auch in Mühldorf an Mauern gesprühte Beleidigungen wie „ACAB“ (All Cops Are Bastards) findet er natürlich nicht schön, aber: „Ich fühle mich dadurch nicht persönlich angesprochen und beleidigt. Mit den Jahren wird das Fell eines Polizisten immer dicker.“

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