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Nicht mal ein Aushang in der Filiale

Plötzlich ist die Mühldorfer Postbank-Filiale weg: Kunden in Angst um ihr Erspartes

Postbank Mühldorf
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Keine Bankgeschäfte mehr bei der Partner-Filiale der Deutschen Post am Katharinenplatz. Ingeborg Svoboda war Kundin und hat nichts davon gewusst. Die Dienste der Deutschen Post, wie Briefe und Pakete, werden hier weiter unverändert angeboten.

Stellen Sie sich vor, plötzlich gibt es Ihre Bank nicht mehr. So geht es gerade den Kunden der Postbank in Mühldorf. Eine Kundin erzählt, was sie dabei erlebt hat.

Mühldorf – Die Ehringerin Ingeborg Svoboda ist seit 40 Jahren Kundin der Postbank. Besser gesagt, sie war es. Denn die Mühldorfer Filiale der Postbank am Katharinenplatz gibt es nicht mehr, sie hat ihre Bankgeschäfte hier eingestellt. Die Dienstleistungen der Post bleiben. Von jetzt auf gleich, wie Svoboda empört berichtet. „Meine Schwester hat mich angerufen und mir erzählt, dass sie kein Geld mehr von ihrem Sparbuch abheben konnte“, erzählt sie OVB noch am selben Tag, 4. April, am Telefon.

„Das ist kein Aprilscherz“

Wie Ingeborg Svoboda berichtet, hat ihre Postbankfiliale zum 1. April ihre Dienste eingestellt. „April, April! Aber das ist kein Aprilscherz“, sie ist richtig sauer. „Wir Kunden haben nichts davon gewusst, wir wurden nicht informiert!“ Nicht mal einen Aushang in der Filiale habe es gegeben. „Jetzt stehen wir alle da wie der Ochs vorm Berg.“ Wer sein Geld nur auf dem Sparbuch hat, komme jetzt sechs Wochen lang nicht mehr ran. So lange soll es dauern, bis die Konten abgewickelt sind, hat sie gehört.

Alles andere bleibt, wie es war

In dem Geschäft am Katharinenplatz geht der Betrieb trotz Postbank-Aus aber weiter, man kann nach wie vor alle Postleistungen nutzen, wie Briefe und Pakete verschicken. Auch Zeitschriften und Lotto gibt es weiterhin für die Kunden.

Noch nie Geld vom Automaten geholt

Wie es der Zufall will, trifft die OVB-Reporterin Ingeborg Svoboda eine Stunde nach dem Anruf im SB-Raum einer Bank am Stadtplatz. Eine Bankmitarbeiterin begleitet sie zum Geldautomaten und zeigt ihr, was sie machen muss, um Geld abzuheben. Danach spreche ich sie an. „Ich bin sofort in die Stadt gefahren, um mir Geld zu holen“, sagt sie. „Zum Glück hatte ich etwas auf mein Girokonto umgebucht, sonst würde ich jetzt ohne einen Euro dastehen!“ Wie sie den Automaten bedient, musste sie sich zeigen lassen: „Ich habe noch nie in meinem Leben Geld am Automaten geholt, ich wollte das auch nie.“ Sie war mehr als zufrieden mit der persönlichen Betreuung in ihrer Postfiliale. Noch dazu kostet die Abhebung am Automaten bei fast allen fremden Banken einige Euro Zusatzgebühr.

„Kriegen wir unser Geld noch?“

Bekannte, die ihr Konto ebenfalls bei der Postbank haben, machten sich Sorgen um ihr Erspartes. „Die sagen, um Gottes Willen, kriegen wir unser Geld noch?“, so Svoboda. Ihr tun vor allem die älteren Menschen leid, die ihre Rente zur Postbank überwiesen bekommen und sich mit Automaten nicht auskennen. „Denen wurde in der Filiale immer geholfen, sie mussten sich keine PIN merken, sondern haben den Mitarbeitern nur ihre Karte rübergereicht.“ Dort müsse man den Kunden jetzt sagen, dass die nächsten mit Personal besetzten Filialen in Burghausen oder Landshut sind. Ein weiter Weg für Mühldorfer. Die Postbank in Waldkraiburg hat bereits im Dezember 2024 geschlossen.

„Jeden Monat bekomme ich meine Auszüge zugeschickt, da hätte man mir auch mitteilen können, dass die Filiale in meiner Stadt schließt!“, Svoboda ist über den Umgang der Postbank mit ihren Kunden maßlos empört. „So was macht man nicht, wo bleibt die Empathie?“

Hier gibt es kein Geld mehr: Der Schriftzug „Postbank“ an der Postfiliale am Katharinenplatz ist mit rotem Klebeband überklebt, alles andere bleibt, wie es war.

Sie hat jetzt ein Konto bei einer anderen Bank in Mühldorf eröffnet. Dort wurde ihr geholfen, das Konto bei der Postbank zu kündigen. „Mein Sparbuch wurde per Einschreiben mit Rückschein eingeschickt“, jetzt heißt es warten, bis es bearbeitet ist. Bis dahin hat sie Konten bei zwei Banken, denn das bei der Postbank muss noch sechs Wochen lang weiter laufen, falls noch Rechnungen eintrudeln. „So lange darf ich die Kontogebühren für zwei Banken bezahlen, für mein altes und mein neues Konto“, das hebt Ingeborg Svobodas Laune nicht gerade. Ihr Sparbuch hat sie sich vor dem Einschicken kopiert, damit sie was in der Hand hat – „man weiß ja nie“, sagt sie.

Postbank überprüft Kundenverhalten

OVB hat die Postbank mit den Vorwürfen der Kunden konfrontiert. „Die Filiale dort ist keine Filiale der Postbank, sondern eine Partner-Filiale der Deutschen Post, die einfache Bankdienstleistungen, wie Ein- und Auszahlungen, Abgabe von Überweisungen, angeboten hat“, teilt ein Sprecher der Postbank aus der Zentrale in Bonn mit. „Wir überprüfen regelmäßig das Netz dieser Partnerfilialen mit Bankdienstleistungen in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und Kosten. Dabei beobachten wir schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt.“ Diese Veränderungen führten dazu, dass Bankdienstleistungen in den Filialen weniger stark nachfragt würden.

„Mit Blick auf das geänderte Kundenverhalten haben wir uns entschieden, in den Partnerfilialen der Deutschen Post Bankdienstleistungen schrittweise bis Ende 2025 nicht mehr anzubieten, so auch in Mühldorf am Inn“, fährt der Sprecher fort. „Die Partnerfiliale am Katharinenplatz 11 bietet deshalb seit 1. April 2025 keine Bankdienstleistungen mehr an. Das Angebot an Postdienstleistungen ist davon nicht betroffen.“ Die Kundinnen und Kunden würden darüber per Handzetteln, die von der Deutschen Post geliefert werden, informiert. Dazu, ob das in Mühldorf erfolgt ist, lägen dem Sprecher keine Informationen vor.

Bargeld gibt's auf anderen Wegen

Die Auflösung eines Sparbuchs sei aufwendig, da vorhandenes Guthaben an das im Auftrag angegebene Konto überwiesen, das Sparkonto anschließend gelöscht und das Sparbuch entwertet wird. Den von der Kundin genannten Zeitraum von sechs Wochen könne der Sprecher nicht generell bestätigen. Ein Sparbuch könne aber auch innerhalb einer Woche in ein Geldautomaten-fähiges Produkt der Postbank umgewandelt werden.

Er nennt Alternativen für die Versorgung mit Bargeld und die Möglichkeit, Überweisungen in Auftrag zu geben. „Den Kunden der Postbank stehen alle Geldautomaten der Cash Group Banken kostenlos zur Verfügung. Unter www.postbank.de/geldautomaten finden sie neben den Geldautomaten der Postbank auch die Geräte der Cash Group-Partner.“ Diese Karte zeige auch Einzelhandelsgeschäfte an, in denen Kunden der Postbank sich kostenlos mit Bargeld versorgen können. Er verweist auch auf Filialen der Postbank in Traunstein und Burghausen.

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