Gerüchte um Dauerbaustelle
Gerüchte um Klinik – Das passiert wirklich im Neubau am Krankenhaus Mühldorf
Gerüchte um den seit Jahren laufenden und immer wieder verzögerten Neubau am Krankenhaus gibt es viele. Sie reichen von der Umwandlung in ein Flüchtlingsheim bis zum Verkauf des Neubaus. Zeit also für einen Hausbesuch, um aufzuklären, wie es tatsächlich mit dem Gebäude weitergeht.
Mühldorf – Es riecht nicht nach Krankenhaus, nach Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial und Sterilisatoren. Nein, es riecht nach Baustelle, nach Beton, Stahl und Staub. Der Weg in den Neubau des Mühldorfer Krankenhauses führt über Holzplanken und eine rohe Treppe. Von der Decke hängen Kabel, die Wände sind unverputzt, in den Toiletten gibt es keine WCs. Arbeiter fahren eine Kreissäge durch den Gang.
Neubau soll heuer bezogen werden
Trotzdem ist Stefan Blanke optimistisch: „Wir wollen noch in diesem Jahr fertig werden“, sagt der Leiter der Krankenhäuser Mühldorf und Haag des „InnKlinikums“. Wobei „noch“: Schnell ging beim Neubau des Bettenhauses am Krankenhausberg gar nichts.
Noch vor Corona wuchs das Betongebäude in die Höhe, ein Jahr lang wurde kräftig gebaut. Irgendwann stand der Rohbau, die Fassade wurde aufgehängt, aber innen ging nicht viel voran.
Und damit schossen die Gerüchte ins Kraut Sie reichten von der Umwandlung in ein Flüchtlingsheim bis zur kompletten Schließung des Krankenhauses Mühldorf und der Verlegung nach Altötting, samt Verkauf des Neubaus. Blanke lacht und schüttelt den Kopf auf dem Weg durch den Rohbau. Er kennt diese Gerüchte und fragt: „Wo sollen denn die Patienten hin, wenn es das Krankenhaus Mühldorf nicht mehr gibt?“ Er ist sicher: „Wer sich nur ein bisschen auskennt, weiß, dass das gar nicht geht.“
Unverzichtbar: 275 Betten und 5.800 OPs
Denn die Mühldorfer Betten wären auf keinen Fall in Altötting unterzubringen, sagt Blanke, die Region könne auf das Haus in Mühldorf mit seinen derzeit 275 Betten und 5.800 Operationen nicht verzichten. Zum Vergleich: Im Krankenhaus Altötting gibt es 407 Betten und 8500 Operationen.
118 der Mühldorfer Betten sollen in das neue Gebäude umziehen.
Deshalb also der Neubau zwischen Ahamer Straße und Krankenhausberg. Die rohe Betontreppe führt in den ersten Stock und endet vor einem Tresen. Dort schlägt das Herz der Station, dahinter, rund um einen Innenhof sind die Zimmer angeordnet. Maximal zwei Betten sollen in jedem stehen, jedes Zimmer hat eine eigene Nasszelle mit 1,40 Meter breiter Dusche. „Das ist eine so gute Ausstattung, damit Pflegerinnen und Pfleger den Patienten auch dort helfen können“, sagt Bauleiter Wilhelm Feckl. Jede Station hat ein spezielles Infektionszimmer mit Durchgangsschleuse. Das ist nicht nur für die nächste Pandemie wichtig, sondern zum Beispiel auch bei Infekten mit dem Norovirus.
Zur Krankenhausstraße hin finden sich Balkone vor den großen Fenstern. Diese Einzelzimmer sind für Privatpatienten vorgesehen, in einem Stockwerk gibt es eine spezielle Lounge für diese Zielgruppe. Bauleiter Feckl zeigt auf eine Ecke: „Dort wird eine Kaffeemaschine stehen.“ Etwas mehr Komfort für etwas mehr Geld.
Aufenthaltsraum für Patienten
Aber auch Kassenpatienten erhalten einen Aufenthaltsraum, der allerdings etwas weniger hell und groß ist.
2018 entschloss sich das damalige Krankenhaus Mühldorf zum Neubau. Der wichtigste Grund: Der erste Bau aus den 1960er Jahren muss ersetzt werden. Eine Sanierung, sagt Bauleiter Feckl, sei nicht mehr möglich. „Der hat seine Zeit einfach hinter sich.“
Einblick in den Neubau des Krankenhauses Mühldorf




Nur ein Jahr später dann die Fusion mit dem Krankenhaus Altötting zum „InnKlinikum“, der Plan fürs neue Gebäude war hinfällig. „Der äußere Kubus stand fest“, sagt Krankenhausleiter Blanke, „aber die Nutzung musste überarbeitet werden.“ Nach dem Zeichnen der Pläne dann ein neuer Genehmigungsantrag, ein gutes Jahr ging ins Land. „Durch neue Konzepte in der Fusion hatten wir andere Ansprüche an das Gebäude.“
Jetzt steht fest: Im untersten Stockwerk liegen viele Räume für Technik, die Anlage zur Reinigung der Betten und Aufenthaltsräume für die Bereitschaftsärzte. Darüber finden sich die Stationen für Patienten der Chirurgie, Urologie, Orthopädie und Lungenheilkunde. Dazu ambulante Untersuchungszimmer und Sprechzimmer.
Krankenhaus dreht sich nach Norden
Das Wichtigste für Patienten und Besucher aber ist: Das Mühldorfer Krankenhaus dreht sich durch den Neubau komplett. Der bisherige Haupteingang von der Stadtseite her wandert nach Norden an die Ahamer Straße, dorthin, wo die Parkplätze und Zufahrten sind.
In der neuen, zentralen Halle gibt es neben dem Empfang eine Cafeteria, einen Kiosk, Spinde und Aufenthaltsmöglichkeiten. Ein großes Glasfoyer lässt viel Licht ins Gebäude. Gleich rechts vor dem Eingang entstehen eine Terrasse unter Bäumen und ein Konferenzraum, der auch für die Patientenbildung genutzt werden soll. Auch die Klinikseelsorge und der Sozialdienst sind rund um die neue Eingangshalle angesiedelt.
40 Millionen Euro Kosten
Krankenhausleiter Blanke betont aber, dass der derzeitige Haupt-Eingang an der Stadtseite erhalten bleibt, halt nur nicht mehr als zentraler Eingang. „Dort wird es keinen Empfang mehr geben.“
40 Millionen Euro soll der Neubau kosten, bei der ersten Planung 2018 waren laut Blanke 37,8 Millionen Euro veranschlagt.
Was wird aus dem Altbau? Ein Flüchtlingsheim?
Bleibt die Frage, was mit dem Altbau geschieht, der laut Blanke in fünf oder zehn Jahren abgerissen werden soll. Auch nach dem Umzug der Patientenzimmer in den Neubau, bleiben dort medizinische Einrichtungen: im Keller die Radiologie und die Physiotherapie, unter dem Dach die Dialyse. „Wir führen derzeit Gespräche“, sagt Blanke. Ziel sei es, die beiden Praxen und die Physiotherapie am Krankenhaus zu erhalten.
Die in der Stadt viel diskutierte Unterbringung von Flüchlingen in dem alten Gebäude, kann sich Blanke aus Krankenhaussicht nicht vorstellen. „Dann müssten wir unser ganzes Konzept überdenken, wo die bestehenden Einrichtungen unterzubringen sind“, sagt er.
Das bestätigt Landrat Max Heimerl auf Anfrage: „Der Altbau spielt in den Planungen zur Sanierung des Krankenhauses noch über Jahre hinweg eine tragende Rolle“, sagt er. „Leerstand und Abriss des Altbaus sind erst in fünf bis zehn Jahren ein Thema. Eine anderweitige Nutzung des Gebäudes ist deshalb gar nicht möglich.“
Neben den bestehenden Einrichtungen soll das alte Gebäude auch zu Klinikzwecken genutzt werden, während das Nachbargebäude mit dem jetzigen Haupteingang und der Cafeteria saniert wird. Diese Sanierung ist laut Heimerl bereits geplant.




