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Was taugt der Krankenhaus-Wegweiser?

„InnKlinikum“-Chef rät Patienten: Klinik-Atlas nur „mit größter Vorsicht“ nutzen

Klinikatlas Thomas Ewald
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Thomas Ewald, Vorstand des „InnKlinikums“, hält nicht viel vom Bundes-Klinik-Atlas. Er empfiehlt Patienten stattdessen Rücksprache mit den behandelnden Ärzten zu halten.

Seit zwei Monaten ist der bundesweite Klinik-Atlas online und wird seither heftig kritisiert. Die dafür verarbeiteten Daten seien zu alt und zu wenig aussagekräftig. Auch „InnKlinikum“-Vorstand Thomas Ewald hat Anlass zur Kritik.

Mühldorf – Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach bewirbt den Atlas als „übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland“. Die Bürger könnten auf den Seiten des Bundes-Klinik-Atlas schnell und verständlich erfahren, welche Klinik welche Leistung mit welcher Qualität anbietet. Das soll dabei helfen, für den individuellen Fall das richtige Krankenhaus zu finden.

Gesucht wird unterschieden nach den Kriterien Behandlungsfälle, Name der Klinik und Entfernung, auch der Standort des Patienten wird abgefragt. Wer „Allgemeine Chirurgie“ will, bekommt einige Kliniken angezeigt. Die gefundenen Ergebnisse können mithilfe von Filtern wie Entfernung, wenig oder sehr viele Behandlungsfälle, Größe der Klinik, Notfallversorgung und Barrierefreiheit eingegrenzt werden.

Doch der Klinik-Atlas stößt auf herbe Kritik von Vertretern der Krankenhäuser und auch von Patientenschützern. Der Atlas stützt sich auf Zahlen aus dem Jahr 2022, wonach an den knapp 1.660 deutschen Krankenhäusern mehr als 16,5 Millionen Fälle behandelt wurden.

Im Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen empfiehlt Thomas Ewald, der Vorstandsvorsitzende des „InnKlinikums“ Altötting-Mühldorf, diesen Atlas nur „mit größter Vorsicht“ zu nutzen.

Wie korrekt findet sich das „InnKlinikum“ mit all seinen Leistungen an den Standorten Altötting und Mühldorf im Klinik-Atlas dargestellt?

Thomas Ewald: Der Bundes-Klinik-Atlas basiert unter anderem auf Daten aus der gesetzlichen Qualitätssicherung des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) sowie auf Daten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) aus dem Jahr 2022. Diese Daten sind veraltet und für die Patienten nicht aussagekräftig, denn das Gesundheitswesen unterliegt einer großen Dynamik und gerade im „InnKlinikum“ haben wir in den zurückliegenden zwei Jahren strukturell sehr viel verändert, um einerseits die medizinische Leistungsfähigkeit und andererseits die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Diese Veränderungen sind im Bundes-Klinik-Atlas derzeit nicht abgebildet.

Was wird noch am Klinik-Atlas kritisiert?

Ewald: Der Bundes-Klinik-Atlas ruft bei Klinikverantwortlichen bundesweit sehr starke Kritik hervor. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchtet beispielsweise, dass zahlreiche falsche und fehlende Daten die Patienten massiv in die Irre leiten würden und empfiehlt, den Atlas mit größter Vorsicht zu behandeln und unbedingt Rücksprache mit den behandelnden Ärzten zu halten. Beispielsweise werden kleine Fachkliniken mit einer Notfallstufe III ausgewiesen, wofür mindestens sieben Fachabteilungen notwendig sind. So etwas ist eindeutig falsch und muss sofort korrigiert werden, damit kein Notfallpatient die falsche Klinik ansteuert und wertvolle Zeit verliert. Mich erinnert der aktuelle Bundes-Klinik-Atlas an die „Open-Beta-Phase“ einer Software. Die Nutzer sollen die Fehler finden, wobei ja bis heute ein Verfahren zur Meldung und Korrektur falscher Daten fehlt.

Was bringt dieser Atlas den Patienten?

Ewald: In seiner jetzigen Form sehe ich keinen Mehrwert für die Patienten des „InnKlinikums“. Eine Verbesserung der Transparenz bei den Medizinangeboten der Kliniken als Hilfestellung für die Bürger unterstütze ich ausdrücklich, aber aktuell erfüllt der Bundes-Klinik-Atlas diese Anforderung bei weitem nicht. Er sorgt eher für Verwirrung, anstatt Orientierung zu geben.

Nimmt sich der Bundesgesundheitsminister die Kritik zu Herzen?

Ewald: Nach berechtigter öffentlicher Kritik hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach den Klinik-Atlas, der Teil seiner groß angekündigte „Qualitätsoffensive“ sein sollte, gewaltig zusammengestrichen. Die Suchmöglichkeiten wurden massiv reduziert und statt zu vorher 23.000 verschiedenen Operationen enthält der Klinik-Atlas nun nur noch zu 20 Operationen Angaben bezüglich der Behandlungshäufigkeit an den Kliniken. Der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz fordert inzwischen die Abschaltung des Klinik-Atlas. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Qualität des Klinik-Atlas entwickelt und ob das Vertrauen der Patienten dann noch vorhanden ist.

Gibt es schon Erfahrungswerte darüber, ob Patienten sich nach Recherche im Klinik-Atlas für das „InnKlinikum“ entschieden haben?

Ewald: Dazu haben wir noch keine aussagekräftigen Daten.

Was ist besser für die Kliniksuche geeignet, der Klinik-Atlas des Ministeriums oder das Krankenhausverzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft?

Ewald: Das Deutsche Krankenhausverzeichnis existiert bereits seit 2002 und gilt als etabliert. Ich möchte aber keine Empfehlung für eine Plattform oder ein Bewertungsportal aussprechen, sondern die Bürgerinnen und Bürger darum bitten, dem „InnKlinikum“ als regionalen Gesundheitsversorger ihr Vertrauen zu schenken.

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