Erdreich in Gefahr
Diesel-Desaster auf A94: Darum war die Autobahn nach LKW-Unfall fünf Stunden gesperrt
Hunderte Liter ausgelaufenes Diesel, 500 Quadratmeter betroffene Fläche und Gefahr für die Umwelt: Fünf Stunden war die A94 am Donnerstag gesperrt. Die Helfer mussten zu schwerem Gerät und Spezialmaschinen greifen.
Heldenstein — Spüli mit Super-Power, 90 Grad heißes Wasser und 320 Bar Druck: Damit hat eine Spezialfirma aus Teising das Diesel-Desaster auf der A 94 nach einem Unfall bei Heldenstein entfernt.
Hunderte Liter Diesel waren am Donnerstagfrüh (3. Oktober) auf der Autobahn A94 ausgelaufen, weil ein bulgarischer Lkw-Fahrer, der in Fahrtrichtung Passau unterwegs war, mit seinem Sattelzug von der Fahrbahn abkam, gegenlenkte und dabei der Tank aufgerissen wurde. Der Fahrer lenkte so stark gegen, dass sein Gespann verkehrt herum auf der Autobahn zum Stehen kam.
Abschnitt mehrere Stunden gesperrt
Rund 500 Quadratmeter der Asphaltfläche zwischen Heldenstein und Wimpasing waren über alle drei Spuren mit Diesel verunreinigt. Der Sprit lief auch ins Erdreich.
Der Unfall ereignete sich kurz vor 9 Uhr morgens. Bis gegen 14 Uhr konnte die Autobahnmeisterei zumindest eine Fahrbahn wieder freigeben. Bis dahin war der Autobahnabschnitt komplett gesperrt.
Mit vereinten Kräften kümmerten sich die Autobahnmeisterei der Isentalautobahn Services Gmbh & Co. KG, die Feuerwehren Heldenstein und Rattenkirchen sowie die Entsorgungsfirma HF Färber aus Teising um die verunreinigte Fläche und das kontaminierte Erdreich neben der Fahrbahn.
Zum Einsatz kam eine Spezial-Kehrmaschine des Teisinger Unternehmens Färber. Sie arbeitet mit 90 Grad heißem Wasser, einer Hochdruckanlage und Power-Spülmittel.
Keine normale Kehrmaschine
„Mit einer normalen Kehrmaschine hat sie nichts mehr am Hut, sie sieht nur so aus“, erklärt Fachbereichsleiter Markus Färber, der vor Ort war. Das Gefährt sei eigens für die thermische Flächenreinigung von Straßen und Plätzen gebaut.
Das Reinigungsmittel auf tensidischer Basis sei wie „Spüli mit Super-Power“ und werde auf die Fahrbahn aufgebracht. „Das erleichtert unserer Maschine das Aufsagen. Das eigentliche Saubermachen übernehmen die rotierenden Düsen und das 90 Grad heiße Wasser, das auf die Straße mit 320 Bar, also hohem Druck, gespritzt wird“, so Färber.
500 m² Fahrbahnfläche verunreinigt
Bei dem Unfall am Tag der Deutschen Einheit habe man 500 Quadratmeter Asphalt vom ausgelaufenen Diesel befreit und dafür etwa 2000 Liter Wasser verbraucht, so Färber.
Die Feuerwehren aus Heldenstein und Rattenkirchen waren mit 19 bzw. zwölf Kräften im Einsatz. Sie pumpten die Reste aus dem aufgerissenen Dieseltank ab und brachten auf die Fahrbahn über alle drei Spuren einen Öl- und Chemikalienbinder auf, wie Rattenkirchens Kommandant Michael Bierwirth auf Nachfrage erklärt.
Lob wegen Rettungsgasse
Glücklicherweise sei der Unfall glimpflich abgelaufen und kein Personenschaden entstanden, sagt Werner Müller, Kommandant der Feuerwehr Heldenstein. Er spricht ein Lob an die Verkehrsteilnehmer, die zur Unfallstelle kamen, aus. „Die Autofahrer haben gut reagiert und vorbildlich eine Rettungsgasse gebildet.“ Zudem sei keiner einfach durch die Unfallstelle durchgefahren und habe den Diesel noch weiter verteilt.
Zunächst wurde eine Komplettsperrung eingerichtet, bestätigt Dominik Back, Geschäftsführer der Autobahnmeisterei. Allerdings konnte eine Fahrspur spätestens gegen 14 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben werden. Auf der zweiten Spur wurde noch für einige Stunden weiter gearbeitet. Der Sattelschlepper musste geborgen und das verunreinigte Erdreich im Bankett ausgehoben werden.
15 Tonnen Erdreich ausgebaggert
„Da arbeiten wir mit dem Wasserwirtschaftsamt zusammen. Das sagt uns, wie tief und breit der Boden ausgekoffert werden muss“, so Back. Auch ein Geologe kommt bei solchen Unfällen zum Einsatz.
„Rund 15 Tonnen Erdreich haben wir ausgebaggert“, sagt Markus Färber von der Entsorgungsfirma. Das verunreinigte Material wird zu einer Entsorgungsanlage bei München gebracht und laut Färber dort chemisch-biologisch aufbereitet.
Ob Diesel-Desaster nach einem Lkw-Unfall oder etwa Ölspuren eines liegen gebliebenen Kleinwagens – solche Verunreinigungen auf der Autobahn „kommen öfter vor, als man denkt“, sagt Back von der Autobahnmeisterei. „Auch, dass normale Autos Sprit verlieren, passiert nicht selten.“
80 bis 100 Einsätze bei Sprit auf der Fahrbahn
„Wir können nicht einfach ein Schild aufstellen, das sagt ,Vorsicht Ölspur‘, sondern das muss sofort sauber gemacht werden. Das verfährt sich nicht“, so Back. Dann wird der Ölspur-Notruf Färber verständigt und die Spezialkehrmaschine mit dem Power-Spüli rückt an.
Rund 80 bis 100 Einsätze mit Sprit auf der Fahrbahn gibt es im Jahr auf dem Abschnitt, für den die Autobahnmeisterei der Isentalautobahn zuständig ist: zwischen Forstinning und Marktl.

